Die 50. Nestroy-Spiele Schwechat im kommenden Jahr möchte er auf jeden Fall noch absolvieren. „Was danach kommt, wird man sehen“, sagt Peter Gruber, der das Festival in der Rothmühle seit Beginn leitet.
Am 23. September feierte der Wiener Schauspieler, Sprecher und Regisseur seinen 75. Geburtstag. Der Tag wird mit Proben ausgefüllt sein. Denn am 28. hat er im Rabenhof mit Werner Schwabs „Endlich tot, endlich keine Luft mehr“ Premiere.
Das 1994 uraufgeführte „TheaterZernichtungsLustspiel“ spiele im Theatermilieu und gebe erstaunlich treffend die heutige Stimmung wider, sagt Gruber: Die in ihrer Arbeit der politischen Aufklärung verpflichteten Theatermacher der alten Schule scheiterten, darauf übernehme die Putzfrau Frau Haider das Theater: „Es ist ziemlich grauenhaft lustig!“, meint der Regisseur, der Werner Schwab (1958–1994) für einen „wirklichen Dichter“ hält.
Gruber inszeniert das Stück, das coronabedingt verschoben werden musste und vom Werk X-Petersplatz an den Rabenhof gewechselt ist, mit Studierenden des Abschlussjahrgangs der Schauspielakademie Ott, wo er seit einigen Jahren als Schauspiellehrer arbeitet.
Von hier rekrutiert er auch immer wieder Nachwuchs für die Nestroy-Spiele Schwechat, deren Amateurtheater-Stammtruppe in der zweiten bis dritten Generation schon ziemlich ausgedünnt ist. In den 1970er-Jahren wollte ein Proponentenkomitee rund um den Schauspieler Bruno Dallansky und den Autor György Sebestyén in der frisch renovierten Rothmühle ein Nestroy-Sommerspiel initiieren.
Für einen Probelauf mit Amateuren wurde Gruber als Regisseur engagiert. Weil sich jedoch keine Sponsoren für eine Profi- und Promifestival fanden, wurde aus dem Provisorium eine Dauereinrichtung – für deren langjährige Leitung er 2014 beim Nestroy-Preis mit einem Spezialpreis gewürdigt wurde. Nestroy in Schwechat ist stets Garant für aufmüpfiges, politisches, ganz und gar nicht biedermeierliches Theater, für fundierte theaterwissenschaftliche Begleitung sowie für Entdeckungen aus dem breiten Oeuvre des Wiener Dramatikers.
Bei den 49. Nestroy-Spielen Schwechat stand heuer „Charivari“ auf dem Spielplan, was 2022 zum Jubiläum gespielt werde, stehe noch nicht fest, so der Regisseur. Wie lange er in Schwechat weitermachen wird, wisse er ebenfalls noch nicht. Das sei eine schwere Entscheidung, die auch nicht von ihm allein abhänge, räumt Gruber ein. Mit eine Rolle spiele freilich, dass ihn sein Körper zunehmend daran erinnere, dass er nicht mehr der Jüngste sei. „Auch, wenn es mich nach wie vor reizt, muss ich zugeben: Es wird immer anstrengender.“
Am 23. September 1946 geboren, widmete sich der Großneffe von Gustaf Gründgens nach seiner Matura in Wien der Darstellenden Kunst und absolvierte das Max-Reinhardt-Seminar in Schauspiel und Regie. Neben Engagements als Darsteller in Wien, Düsseldorf, Oberhausen, Zürich, bei den Salzburger Festspielen oder den Ruhrfestspielen war er auch in TV-Produktionen von ORF, ZDF und BBC zu sehen.
Ebenso führte auch seine Regietätigkeit Gruber an verschiedene Spielorte, darunter Klagenfurt oder Salzburg, Bregenz oder Düsseldorf, Oberhausen und Zürich. In Wien war er etwa am Volkstheater, der Volksoper, dem Theater an der Wien, dem Theater in der Josefstadt, an Schauspielhaus und Ensemble Theater als Regisseur tätig. Neben Nestroy galt sein Interesse vorrangig Autoren wie Edward Bond, Caryl Churchill, Franz Xaver Kroetz, Botho Strauß oder Werner Schwab.
Für seine Arbeit wurde Gruber u.a. zweimal mit der Kainz-Medaille für die beste Regie (1974: „Musketiere“, 1984: „Mephisto“) ausgezeichnet. 2009 erhielt er den Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst. 2016 wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen. Peter Gruber war mit seiner markanten Stimme auch Sprecher und Moderator unzähliger Sendungen, Dokumentationen und Hörspiele. So war der Vater von vier Kindern etwa mehr als zwei Jahrzehnte lang die Stimme des „Traummännleins“ im ORF-Radio.