Nestroy-Spiele 1973

Frühere Verhältnisse / Zeitvertreib

1. Nestroy-Spiele Schwechat 1973 im Schlosshof der Rothmühle
in Schwechat-Rannersdorf, 2320 Schwechat, Rothmühlstraße 5, im Juli 1973
Konrad Perdula, Herta Mock, Erika Stepan (Frühere Verhältnisse)
(Zeitvertreib)

Besetzung

Frühere Verhältnisse

  • Herr von Scheitermann, Holzhändler Konrad Perdula
  • Josefine, dessen Frau Erika Stepan
  • Anton Muffi, Hausknecht Walter Mock
  • Pepi Amsel, Köchin Herta Mock

Zeitvertreib

  • Feldern, ein junger Architekt Walter Sailer
  • Bummel, sein Diener Horst Kummerfeld
  • Stockmauer, Hausherr und Kapitalist Dietmar Liegl
  • Netti, Weißnähterin Annemarie Sehnal
  • Sali, Weißnähterin Elisabeth Gabriel
  • Matthiide, Weißnähterin Eveline Volek
  • Pauline, Weißnähterin Michaela Mock
  • Cilli, Weißnähterin Tiementje Chovanec
  • Tini, Weißnähterin Christl Riegler, Helga Lochschmied
  • Zenzi, Weißnähterin Grete Seitl
  • Klettner, Kaufmann Karl Chovanec, Hans Robert Seitl
  • Gerichtsdiener Wolfgang Mock
  • Wächter Leopold Oswald, Robert Herret
  • Regie Peter Gruber
  • Beleuchtungstechnische Einrichtung Prof. Sepp Nordegg
  • Bühnenbild Hans Robert Seitl, Willi Dum
  • Kostüme Herta Mock
  • Inspizient Karl Chovanec
  • Technische Leitung Alfred Stepan, Eberhart Riegler
  • Masken und Frisuren Hans Mösslinger, Tiementje Chovanec
  • Musikalische Begleitung Ewald Prostejowsky
  • Souffleuse Ursula Gauster
  • Kostüme und Einrichtung wurden freundlicherweise vom Österreichischen Bundestheaterverband zur Verfügung gestellt. Die Hüte stammen aus dem Hutsalon Pfertner, Schwechat
Walter Mock (Frühere Verhältnisse)

Warum Nestroy in der Rothmühle?

Das von der Stadtgemeinde Schwechat im Vorjahr um rund 8 Millionen Schilling restaurierte Schloß Rothmühle bietet sich kaum wie ein anderes Objekt zur Veranstaltung von Freilichtaufführungen resp. Konzerten an. Man wäre fast dazu geneigt zu sagen, es verlangt direkt danach. Beim Betreten der Rothmühle wird der versierte Theaterbesucher die Feststellung machen, daß es sich hier eigentlich um eine Shakespearebühne in Reinkultur handelt. Bei näherer Bekanntschaft wird man feststellen, daß man hier aber genausogut Raimund wie Nestroy spielen kann. Da Nestroy verschiedentlich als der „Wiener Shakespeare“ bezeichnet worden ist und uns Vorstadtwienern selbstverständlich der „Wiener Shakespeare“ näherliegt als der englische, haben wir eben zu Nestroy gegriffen, womit der Kreis geschlossen wäre.

Der Anstoß und die Idee hiezu stammen teils von Dr. Gottfried Heindl, der die St.-Jakobs-Spieler im Vorjahr bei ihrer Jedermannaufführung gesehen hat und in das Spielvermögen der Gruppe auch das Zutrauen zu einem Griff nach Nestroy setzte, teils von Burgschauspieler Bruno Dallansky und dem Literaten György Sebestyen, die seit langem den Plan hegten, Nestroy in irgendeiner Wiener Vorstadt wieder eine gebührende Heimstätte zu verschaffen. Letzten Endes gaben dazu die vielen Gäste den Ausschlag, die die nahe gelegene Stadt Wien in den Sommermonaten beherbergt, und die immer wieder nach Raimund und Nestroy fragen, aber kaum die Möglichkeit haben, einer Aufführung von Werken dieser beiden österreichischen Dichter in deren Raum zu begegnen, da die Wiener Theater in diesen Monaten geschlossen sind.

Herta Mock, Erika Stepan (Frühere Verhältnisse)

Diese Idee wurde also aufgegriffen und mit Hilfe der Stadtgemeinde Schwechat, Prof. Sepp Nordegg vom Burgtheater, der österr. Bundestheaterverwaltung, dem Regisseur Peter Gruber sowie mit finanzieller Unterstützung aus Bund und Land und zahlreichen Helfern realisiert.

Ob die Idee „Nestroy im Schloß Rothmühle“ zukunftsträchtig ist, wird von der Qualität der Aufführung und dem Publikumsinteresse zu gleichen Teilen abhängen. Sollte beides positiv sein, wird man darangehen können, ein abendfüllendes Stück zu inszenieren und das Programm durch eine Nestroyausstellung und durch ein Nestroyforum, das sich mit der Erforschung von Nestroy, seinen Zeitgenossen und der damaligen Zeit beschäftigen soll, zu bereichern. Fürwahr eine schöne, lohnende Aufgabe für eine Stadt, die damit von einer Bierstadt zur Kulturstadt werden könnte.

Hoffentlich wird’s was!

Horst Kummerfeld, Hans Robert Seitl (Zeitvertreib)

Amateuertheater St. Jakob

Die Gründung der Gruppe erfolgte während des 2. Weltkrieges im Rahmen der Kath. Jugend. Damals spielte die Gruppe in der Kirche kleinere religiöse Stücke bzw. im selbst gestalteten Jugendheim Fastnachtstücke von Hans Sachs u. a.; aber auch an große Inszenierungen wie Calderons „Das große Mysterium“ oder „Das große Welttheater“ wagte sich die Gruppe damals schon heran. Initiator war damals Pater Dominik Poppen, der zu dieser Zeit Kaplan in Schwechat war.

Nach dem Krieg erweiterte die Gruppe unter der Leitung von Walter Mock ihren Spielplan und spielte zunächst in Gasthaussälen. Ihr erster großer durchschlagender Erfolg gelang ihr 1949 mit der Freilichtaufführung von Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“.

1959 erfolgte dann die vereinsmäßige Gründung und die Benennung der Gruppe nach dem Wahrzeichen Schwechats – ihrem eigentlichen Ursprung -, der berühmten barocken St. Jakobskirche.

1960 gründete der Obmann der Gruppe Mock das Kulturwerk in der Stadt Schwechat, eine Dachorganisation für die in Schwechat kulturell tätigen Vereine, und gliederte die Amateurtheatergruppe St. Jakob als Sektion in diesen Verband ein. Im gleichen Jahr wurde die von der Stadtgemeinde Schwechat errichtete Theodor-Körner-Halle eröffnet. Seither ist sie Heimstätte der St. Jakobsspieler und deren größeren Inszenierungen.

1971 richtete sich die Gruppe einen von der Brauerei Schwechat zur Verfügung gestellten ehemaligen Gasthausraum als Probe- und Studiobühne für modernere Inszenierungen ein. Der Spielplan der Gruppe ist reichhaltig und reicht vom Klassiker bis zum Boulevardstück. Unter anderem spielte die Gruppe im Laufe der Jahre:

1) Calderon: „Das Leben ein Traum“ 2) Nestroy: „Die schlimmen Buben in der Schule“ 3) Naderer: „Das unheilige Haus“ 4) Lippl „Das Uberlinger Münsterspiel‘ 5) Rössler: „Job“ 6) Brandon Thomas: „Charleys Tante“ 7) Eckhardt: ‚,Rendezvous in Wien“ 8) Kästner: „Pünktchen und Anton“ 9) Bekeffi-Stella: „Die unentschuldigte Stunde“ 10) MeIl: „Das Apostelspiel“ 11) Frisch: „Andorra“ 12) Kleist: „Der zerbrochene Krug“ 13) Obey: „Um Mitternacht“ 14) Wilde: „Bunbury“ 15) Soyfer: „Vineta“ 16) Miller: „Alle meine Söhne“ 17) Goetz: ‚,Der Lügner und die Nonne 18) Van Druten: „So war Mama“ 19) Hausmann: ‚,Der Fischbecker Wandteppich“ 20) Sartre: ‚,Bei geschlossenen Türen“ 21) La Fontaine-Stalder-Mock: „Ein Mann im besten Alter“ (Österreichische Erstaufführung) 22) Priestley: „Ein Inspektor kommt“ 23) Kuhn: „Sein wie die Träumenden“.

Im Laufe der Jahre haben es die St. Jakobsspieler auf 136 Aufführungen und rd. 40.000 Besucher gebracht. 30 Gastspiele führten sie in die Schweiz, nach Ost- und Westdeutschland, in die CSSR, nach Belgien, in die Steiermark, nach Wien, Niederösterreich und ins Burgenland.

Die Gruppe zählt zur Zeit rd. 40 Aktive an Spielern, Regisseuren, Bühnenbildnern, Kostümbildnern und Technikern. Im Laufe der Jahre hat sich die Gruppe einen ansehnlichen Fundus an Kostümen und Bühnenbildern geschaffen. Kein Wunder, daß die in Niederösterreich führenden Amateurspieler wesentlich am Aufbau und an der Gestaltung des Österr. Bundesverbandes für Schulspiel, Jugendspiel und Amateurtheater sowie des NO. Landesverbandes beteiligt sind. Im Vorjahr hat die Gruppe das 2. internationale Symposium für österr. Amateurtheater mit rd. 140 Delegierten aus 6 Staaten Europas und allen österr. Bundesländern in Schwechat ausgerichtet.

(Zeitvertreib)