Peter Eschberg: Nestroy bleibt!

Am 25. Mai 2012 jährt sich der Todestag von Johann Nestroy zum 150. Mal. Mit ihm steht den Bühnen des deutschen Sprachraums ein Theaterautor von Weltrang zur Verfügung. Die Ansprüche, die viele seiner über 80 Stücke erfordern, sind jedoch schwer zu erfüllen. So nimmt der 1801 in Wien geborene Nestroy noch immer nicht den Platz ein, der ihm zusteht. Allzu häufig laufen auch ernst zu nehmende Regisseure und Schauspieler in die Unterhaltungsfalle seiner kompromisslos sarkastischen Komödien und verniedlichen, wo grundsätzliche Radikalität gefragt ist: „Der Nestroysche Witz ist blank, treffsicher und gnadenlos, es gibt kein Entkommen. Man kann sich totlachen über das Gift der Pointen, aber man entkommt ihnen nicht. Zumal, wenn ein genialer Schauspieler die Erfindungen des Autors umsetzt.“

Diese erkennt Autor Peter Eschberg vor allem in drei Personen: Attila Hörbiger, Karl Paryla und Otto Tausig, mit denen er selbst entweder als Schauspielkollege oder als Regisseur zusammengearbeitet hat. Deshalb gerät die Beschreibung ihrer Kunst – stets mit ausführlichen Zitaten aus Nestroys Werk veranschaulicht – auch zum spannenden Blick in die Theaterwerkstatt: „Die berühmte Strophe entwickelte sich bei Paryla zum rhythmisch schneller werdenden Stakkato, bis daraus schließlich ein höhnisches Lachen wurde, dessen Bitterkeit im Zuschauerraum jede Unbeschwertheit verscheuchte und das Publikum in atemlose Stille versetzte.“

Peter Eschberg geht in seinem Buch den Ursachen zum derzeitigen Missverständnis rund um Nestroy auf den Grund und spürt nicht nur den literarischen Erben wie Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek nach, sondern plädiert für schnörkellos-aktuelle Aufführungen, die Nestroys zeitenloser Welterfassung gerecht werden.

Peter Eschberg, geboren 1936 in Wien. Studium am Reinhardt-Seminar, Schauspieler an den Münchner Kammerspielen, am Theater in der Josefstadt, Schauspiel Frankfurt, an der Freien Volksbühne Berlin und der Schaubühne Berlin. Erste Inszenierungen in Wien und Köln. 1981–1991 Intendant des Schauspiels Bonn, 1991–2001 Intendant des Frankfurter Schauspiels. Zahlreiche Inszenierungen, darunter fünf Nestroy-Stücke, vier davon an deutschen Bühnen, in der Nestroy-Rolle wirkte vier Mal Otto Tausig als Hauptdarsteller.

Peter Eschberg
Nestroy bleibt!
Edition Steinbauer
Hardcover
144 Seiten, 6 Abbildungen
Format: 13,5 x 21 cm
ISBN: 978-3-902494-60-3
€ 19,50, sfr 33,–