Johann Nestroy – für Karl Kraus war er der „erste deutsche Satiriker, in dem sieh die Sprache Gedanken macht über die Dinge“, Egon Friedell feierte ihn als „sokratischen Dialektiker und kantisch analysierenden Geist von höchster Feinheit und Schärfe“ und für Ernst Fischer leuchtete er den „gesellschaftlichen Schweinestall seiner Zeit“ aus. Mehr als 42 Bände Gesammelte Werke, Hunderte Inszenierungen, Verfilmungen, Bearbeitungen – dennoch gilt zum bevorstehenden 200. Geburtstag: Das Bild dieses Schriftstellers ist immer noch höchst unklar.
Dem weit über Österreich hinaus bekannten Wiener Germanisten Wendelin Schmidt-Dengler geht es in seinem furiosen Essay über den hinreißenden Schauspieler, Dramatiker und Impresario jedoch nicht darum, die Vielschichtigkeit dieses gewaltigen Werkes und seines Verfassers auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, noch dessen Einheit zu behaupten. Den Brüchen und Widersprüchen ist er darin auf der Spur, die dieses Werk über so viele Zäsuren der Geschichte (und der Literaturgeschichte) am Leben erhalten haben. Anhand von sechs Stücken aus verschiedenen Schaffensperioden und mir Hilfe von drei zentralen Allegorien, drehen sich Schmidt-Denglers Ansatzpunkte um Zeit, um Vergänglichkeit sowie um den Beruf, von dem aus fast jede der Gestalten ihre Weltdeutung vornimmt, und um die verstörende satirische Kraft, die für die einen das Ärgernis, für die anderen den Garanten seiner Scharfsichtigkeit bildete.
Wendelin Schmidt-Dengler
Nestroy – Die Launen des Glückes
175 Seiten, gebunden
ISBN 3-7017-1227-1
Wien: Zsolnay Verlag 2001