Zauberspiel in 3 Aufzügen
- Uraufführung 4. April 1834, Theater an der Wien (5 Aufführungen)
- Nestroy-Rolle Roth, Sesselträger (Rollenverzeichnis 516)
- Musik Adolf Müller; Nachweise: Hilmar S. 50 f.; HKA Stücke 7/II, S. 400–425
- Überlieferung Gladt S. 64 f.; Hadamowsky 1934, S. 213; SW Bd. 2, S. 709–729; GW Bd. 2, S. 721; HKA Stücke 7/II, S. 295–372
- Werkausgaben (Stücktext) CG Bd. 8, S. 119–167; SW Bd. 2, S. 277–377; GW Bd. 2, S. 97–184; HKA Stücke 7/II (Hg.: Walla), S. 47–127
- Musik (erhältlich) Wienbibliothek Partitur1 Partitur2 | Klavierauszug
- Literatur HKA Stücke 7/II, S. 46; Diehl
Personen
- Rübezahl, der Gnomenfürst
- Weiss, ein Müllermeister,
- Schwarz, ein Kohlenbrenner,
- Roth, ein Sesseltrager, Verwandte und Handlungs-Compagnons
- Frau Gertrud, eine reiche Wirtin und Witwe in der Nähe der Stadt
- Mamsell Margareth, ihre Schwester
- Mamsell Sandl, eine Verwandte
- Martin, ein Bauer
- Ein Kellner
- Eine Magd
- Ein Schokoladenmacher,
- Ein Wirt, beide aus der Stadt
- Ein kleiner Junge
- Nanett, ein Stubenmädchen,
- Stephan, ein alter Diener, beide im Hause der Compagnons
- Prompt, Buchhalter eines andern Handlungshauses
- Sandbanck, Kapitän eines Kauffarthey-Schiffes
- Ein Doktor
- Ein Bedienter
- Herr von Feldstein, ein reicher Gutsbesitzer
- Abelard, genannt das Weißköpferl,
- Sigwart, genannt das Schwarzlockerl,
- Herfort, genannt das Rotwangerl, seine Söhne
- Herr von Waldbaum
- Therese,
- Charlotte,
- Josephine, seine Töchter
- Magister Baculus, Erzieher
- Notarius Streusand
- Frau Marthe, eine reiche Pächterin
- Heloise,
- Marianne,
- Klärchen, ihre Töchter
- Ein Bedienter
- Marquis Pomade
- Marquis Odeur
- Marquis Toilette
- 1., 2., 3. Gläubiger
- Herr Schwan, ein Dichter
- Signor Nero, ein Sänger
- Herr Steinröthel, ein Kapellmeister
- François,
- Cajetan, Bediente bei den drei Künstlern
- Herr von Maus, ein Kunstfreund
- Ein Bedienter des Fräuleins Schmacht
- Ein Bedienter der [Frau von Herzbrand]
- Johann Proczpack, ein Flickschneider
- Frau Sepherl, sein Weib
- Herr von Pracht, ein Hausherr
- Herr Modell, ein Wachspoussierer
- Lord Kipfelkoch
- [Harry, sein Jockey]
- Herren und Damen
- Bediente
- Musici
- Gerichtsdiener
- Gläubiger
- Gäste
- Bediente
- Gnomen
- Genien
- Amouretten
- Landleute beiderlei Geschlechts
Inhalt
1. Akt
Chor I, 1. – Gertrud, Margreth und Sandl wollen am nächsten Tag Roth, Weiss und Schwarz heiraten, doch wird ihre Freude durch ihre Bräutigame getrübt. Diese sind nicht mehr die Jüngsten und benehmen sich nicht sehr zuvorkommend, sondern vernächlässigen ihre Bräute seit geraumer Zeit immer mehr. Die Bräute bedauern, nicht vor 300 Jahren gelebt zu haben, wo in solchen Fällen die Geister zu Hilfe eilten. In diesem Augenblick erscheint Rübezahl, als Quacksalber verkleidet, und bietet seine Dienste an, doch die Bräute lehnen ab. – Auftrittslied Roth I, 3 („Ein Sesseltrager is geplagt“). – Roth hat eine Erbschaft gemacht und will seine Arbeit als Sesseltrager an den Nagel hängen. Er wäre nun völlig frei, bis auf sein Eheversprechen. Weiss möchte nicht mehr heiraten, weil er mittlerweile ein anderes Verhältnis hat. Schwarz trifft auf seine Freunde im Wirtshaus, als er gerade auf der Flucht vor seinen Gläubigern dort vorbeikommt. Von seiner Hochzeit erwartet Schwarz lediglich die Begleichung seiner Schulden. Alle drei fühlen sich in der Falle und wollen sich dafür an ihren Bräuten durch Launen, Geringschätzung und Grobheit rächen. Der als Doktor erscheinende Rübezahl hört sich die Klagen der drei Männer an: Sie seien einmal in ihre Bräute verliebt gewesen und hätten damals Eheverträge und Reuegelder vereinbart. Doch nun erschiene ihnen das Leben als verheiratete Männer zu langweilig. Von Rübezahl gefragt, was ihr Leben bestimmen sollte, nennen sie: Geld, romanhafte Liebe und Künstlertum. Rübezahl gibt zu bedenken, daß alle diese Dinge nur eine reizende Schale, aber einen bitteren Kern hätten. Doch davon wollen die Männer nichts hören. Rübezahl will ihnen ihre Wünsche im Traum erfüllen und versetzt sie dazu in einen tiefen Schlaf. Alles Weitere spielt sich in den Träumen der drei Männer ab. Schwarz, Weiss und Roth sind Handlungskompagnons. Durch eine Erbschaft werden sie Millionäre. Sofort beginnen sie das Geld auszugeben und veranstalten ein großes Fest. – Lied Nanett I, 21 („Heut giebt es Ball und morgn Soupée“). – Schwarz glaubt, daß sich nun alle Töchter ihrer reichen Bekannten in ihn verlieben. Weiss plant, sich sofort Kutschen, Landhäuser und einen französischen Koch zu besorgen. Um ihnen nicht nur die schöne Schale, sondern auch den bitteren Kern des Reichtums zu zeigen, läßt Rübezahl die Zeit um ein Jahr vorrücken. Roth hat so große Angst, daß Räuber ihm sein Vermögen stehlen könnten, daß er nichts mehr essen kann und allen Menschen, sogar seinem Freund Schwarz, mißtraut. Schwarz ist verzweifelt: Trotz seines Geldes sieht ihn keine Frau an, weil er alt und häßlich ist. Er läßt den Doktor kommen, doch dieser kann ihm nur sagen, daß er sich auch mit all seinem Geld keine Schönheit und Jugend kaufen kann. Weiss ist launisch und schikaniert die Bediensteten, weil ihm nichts mehr Freude macht. Alle drei beschließen, ihrem unglücklichen Leben ein Ende zu machen, und erschießen sich. Damit ist der erste Traum vom Reichtum ausgeträumt. Rübezahl schickt den drei Schläfern als zweiten Traum den Traum von der romanhaften Liebe.
2. Akt
In diesem Traum erscheint Weiss als Abelard, Schwarz als Sigwart und Roth als Herfort. Abelard, Sigwart und Herfort kehren nach 12 Jahren, die sie mit ihrer Schulausbildung verbracht haben, nach Hause zurück. Sie sollen nach dem Willen des Vaters Therese, Charlotte und Josephine heiraten, die Töchter von Herrn von Waldbaum. Der Vater weiß nicht, daß alle drei bereits Bräute gefunden haben, die sie glühend lieben: die drei Schwester Heloise, Marianne und Klärchen. – Duett Klärchen, Herfort II, 6 („Mein Herfort, was ist das? / Mein Klärchen merkst du was?“). – Herfort erzählt Klärchen von den Plänen seines Vaters. Alle sechs beschließen, sich umzubringen: Die Mädchen wollen ins Wasser gehen, die Männer sich erhängen. Im letzten Augenblick kommen Herr von Feldstein, die Mutter der Mädchen und Herr von Waldbaum mit seinen Töchtern hinzu. Als Herr von Waldbaum die Situation erkennt, zieht er mit seinen Töchtern beleidigt ab. Die Mutter von Heloise, Marianne und Klärchen stellt sich als reiche Pächterin Marthe vor, und die Kinder erhalten den Segen ihrer Eltern. Um ihnen nicht nur die schöne Schale, sondern auch den bitteren Kern der romanhaften Liebe zu zeigen, läßt Rübezahl die Zeit um fünf Jahre vorrücken. Abelard, Herfort und Sigwart, der sich seit seiner Hochzeit betrinkt, wollen sich scheiden lassen, weil es in ihren Ehen nur Zank, Streit und Schläge gibt. – Duett Klärchen, Herfort II, 13: Beide können ihre frühere Liebe nun nicht mehr verstehen. Alle sechs haben den Notar zum Scheidungstermin bestellt. Die Frauen erscheinen mit drei Marquis, die Partei für sie ergreifen, da sie gedenken, ebenso wie die Männer, das jeweilige Vermögen für sich zu beanspruchen, ohne die Scheidungen vollzogen zu haben, verläßt der Notar den ausgebrochenen Tumult. Marquis Pomade hat für die Frauen Wechsel auf die Namen ihrer Männer gefälscht. Um den Gläubigern zu entkommen, beschließen die Frauen, mit dem verbliebenen Geld und Schmuck gemeinsam mit den Marquis zu fliehen. Das Vorhaben gelingt mit knapper Not. Zu spät entdecken die Männer die Flucht der Frauen und sehen sich zugleich mit den Forderungen der Gläubiger konfrontiert. Alle drei landen im Arrest. – Chor der Gerichtsdiener und Gläubiger II, 21. – Hiermit endet der Traum von der romanhaften Liebe, und Rübezahl schickt den Schläfern als drittes den Traum vom Künstlertum.
3. Akt
In diesem Traum erscheint Weiss als Dichter Schwan, Schwarz als Sänger Nero und Roth als Kapellmeister Steinröthel. – Chor der Bedienten im Wechselgesang mit François III, 1. – Die drei Künstler feiern großartige Erfolge. Insbesondere Nero hat junge und reiche Verehrerinnen. Alle leben in Saus und Braus. – Lied mit Chor, Nero III, 5 („Wenn ick fang zu singen an nur einer Ton“). – Um ihnen nicht nur die schöne Schale, sondern auch den bitteren Kern des Künstlertums zu zeigen, läßt Rübezahl die Zeit um viele Jahre vorrücken. Steinröthel kopiert nur noch Noten, Schwan schreibt Gelegenheitsgedichte, und Nero gibt Gesangsunterricht. Sie sind völlig verarmt, können die Miete nicht bezahlen und leiden Hunger. – Lied Steinröthel III, 11 („s’ häuft Mancher Capitalien auf“). – Alle drei sterben. Der Vermieter plündert ihre letzten Habseligkeiten. Als Tote gelangen sie jedoch wieder zu Berühmtheit und müssen als Geister mitansehen, wie reiche Leute viel Geld für ihre Hinterlassenschaften bezahlen. Es erfolgt eine Verwandlung der Szene. – Chor der Landleute III, 20. – Gertrud, Margreth und Sandl sorgen sich bereits über das Ausbleiben ihrer Bräutigame. Rübezahl zeigt ihnen die Schlafenden. Er gibt sich zu erkennen und versichert, daß die drei von ihren Wünschen geheilt seien. Während Rübezahl verschwindet, erwachen die Männer und schließen glücklich ihre Bräute in die Arme. – Schlußgesang III, 21 („A Tram is a Tram, doch’s giebt allerhand Tram“).
Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner