Posse in 2 Aufzügen
- Uraufführung 5. Mai 1837, Theater an der Wien (40 Aufführungen)
- Nestroy-Rolle Moppel, Bedienter (Rollenverzeichnis 580a)
- Musik Adolf Müller; Nachweise: Hilmar S. 75 f.; HKA Stücke 12, S. 235–248
- Vorlage verschiedene Motive, vgl. HKA Stücke 12, S. 181; Gelegenheitsarbeit für die Gymnastiker W. Lawrence und P. Redisha
- Überlieferung Hadamowsky 1934, S. 212; SW Bd. 9, S. 614–626; HKA Stükke 12, S. 177–215
- Werkausgaben (Stücktext) SW Bd. 9, S. 367–433; HKA Stücke 12 (Hg.: Yates), S. 85–135
- Musik (erhältlich) Wienbibliothek | Klavierauszug
- Literatur HKA Stücke 12, S. 84
Personen
- Lord Steolequeastle
- Moppel, sein Diener
- Maikäfer, ein reicher Bauer in Unterösterreich
- Peppi, seine Mündel
- Brand, Dorfrichter
- Dachs, Nachtwächter
- Müller, herrschaftlicher Verwalter
- Blau, Schreiber auf dem Schlosse
- Stock,
- Balg, Bauern
- Bölzer, ein Bauer aus Oberösterreich
- Hura, Häuptling in Neu-Seeland
- Erilla, seine Tochter
- Ralock,
- Mannar, beide Anführer der neuseeländischen Krieger
- Der weise Rumpumbo
- Ramram, Statthalter von Tarindet im Marokkanischen Reiche
- Zetulbe, dessen erste Favoritin
- Hermine, deren Sklavin, eine Europäerin
- Halib, Anführer der Wache
- Kurdan, Gärtner in Ramrams Palast
- William
- ein Wirt
- Bauer
- Zwei Stumme
- Ein Bauer
- neuseeländische Wilde
- marokkanische Große
- [Korsaren]
- Sklaven
- Sklavinnen
- Soldaten
- Volk
- Die Handlung spielt teils in Europa, teils in Australien, teils in Afrika
Inhalt
1. Akt
Chor der Bauern I, 1. – Maikäfer will sein Mündel Peppi nur einem reichen Bräutigam zur Frau geben. Der Auserwählte soll für Maikäfers Zustimmung einige Tausend Gulden bezahlen. Dagegen will Peppi keinen reichen, sondern einen interessanten Mann, der sich in der Welt auskennt. Eines Tages erscheint der exzentrische Steolequeastle. Er verlangt Essen, ein Nachtlager und erklärt, noch weitere Ungelegenheiten zu bereiten. Durch dieses Auftreten glaubt Peppi, einen Räuberhauptmann vor sich zu haben, zumal er auch Pistolen bei sich trägt und einen Kuß von Peppi verlangt. Diesen bezahlt er jedoch mit einem Beutel Dukaten. – Auftrittslied Moppel I, 7 („Bedienter bin ich bei ein englischen Herrn“): Er beklagt sich über die schlechte Behandlung durch Steolequeastle. Alle Launen seines Herren muß er ertragen. Moppel versichert Peppi, daß es sich bei ihm und Steolequeastle keineswegs um Räuber, sondern um Engländer handle. Gemeinsam seien sie auf Weltreise. Sofort findet Peppi Gefallen an Moppel. Allerdings hatte Peppi zuvor bereits den Richter und die Wachter benachrichtigt. Da er Lust hat, im Gefängnis zu übernachten, behauptet Steolequeastle nun tatsächlich, ein Mörder und Räuber zu sein. Moppel sei sein Gehilfe. Doch der Verwalter Müller erkennt in Steolequeastle den Jugendfreund seines Herrn. So beschließt Steolequeastle, sofort weiterzureisen. Moppel hat sich in Peppi verliebt und will deshalb keineswegs weiterreisen. Auch Peppi hat Gefallen an dem sich als Schotten ausgebenden Moppel gefunden. Moppel hält bei Maikäfer um Peppis Hand an, doch dieser lehnt den unvermögenden Moppel empört ab. Steolequeastle verspricht Mopppel 2000 Pfund, wenn er ihn drei Jahre lang auf seiner Reise zu den Inseln des Stillen Ozeans, nach Afrika, Livorno und Graz zurück nach Wien begleitet. Aus Angst vor dieser Reise verrät Moppel, daß er in Wahrheit noch nie über „das Viertel unter Wiener Wald“ hinausgekommen war. Zur Strafe für seine Lüge soll er nun diese Reise machen, bestimmt Peppi. Sie wolle allerdings treu auf seine Rückkehr warten, und so stimmt Moppel zu. [Verwandlung.] – Chor der Krieger I, 17. – Chor der Wilden I, 19. – Nach einem Schiffbruch wird Moppel an den Strand einer Insel im Stillen Ozean gespült. Er deutet den Empfang, den man ihm bereitet als freudige Begrüßung, doch es sind nur Vorbereitungen für seine Hinrichtung. Rumpumbo hat befohlen, Moppel auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, um die finsteren Mächte des Meeres zu besänftigen. Schließlich erzählt Erilla ihm von der bevorstehenden Hinrichtung und verspricht, bei ihrem Vater für Moppel zu bitten. – Chor I, 23. – Doch Hura läßt sich nicht von der Entscheidung abbringen. So ist Moppel bereits auf dem Wege zum Scheiterhaufen, als ein Schiff mit feindlichen Kriegern landet. Alle stürzen zu den Waffen. Moppel wird mit zwei weiteren Männern von den Soldaten geraubt und auf das Schiff geschleppt.
2. Akt
Chor II, 1. – Moppel lebt als Sklave im Palast des marokkanischen Königs Ramram, der über ständige Langeweile klagt. So hat er Moppel mit der Auflage von der Todesstrafe verschont, ihm jeden Tag einen Spaß bereiten zu müssen. Ursprünglich hatte Ramram versprochen, Moppel und die zwei mit ihm gefangenen Stummen nach einem Jahr freizulassen. Als Moppel ihn an diese Zusage erinnert, will er davon jedoch nichts mehr wissen. Um ihm eine angenehme Gefangenschaft zu bereiten, bestimmt Ramram, daß Moppel die europäische Sklavin Hermine heiraten soll. Doch weder Hermine, die ihren Geliebten William hat, noch Moppel, der an Peppi denkt, will heiraten. Als William, der als Sklave im Serailgarten arbeitet, von dieser Hochzeit hört, beschließt er, Hermine und Moppel aus Ramrams Gefangenschaft zu befreien. Er habe bereits ein segelfertiges Schiff im Hafen liegen, doch erscheint eine Flucht aus dem Palast unmöglich. Wutentbrannt erscheint Zetulbe. Es stellt sich heraus, daß sie selbst in Moppel verliebt ist und ihn heiraten will. Zwar ist Zetulbe nicht von angenehmem Äußeren, doch da sie erklärt, gemeinsam mit Moppel fliehen zu wollen, geht Moppel zum Schein auf ihr Angebot ein. Zetulbe vertraut Moppel den Schlüssel des Serailtores an, von wo aus man direkt zum Hafen gelangen kann. Sie verabreden, daß Moppel vorgeht, ein Schiff reisefertig macht und daß Zetulbe, wenn sie einen Kanonenschuß vom Hafen hört, am Serailtor auf Moppel warten wird. Um nicht erkannt zu werden, gibt sie ihm Kleider, die Ramrams Gewändern ähneln. Um Ramram zu beruhigen, der auf seinen täglichen Spaß drängt, läßt Moppel ihm ausrichten, er solle sich am Abend, wenn er einen Kanonenschuß vom Hafen hört, am Serailtor einfinden. Dort erwarte ihn ein großer Spaß. – Chor mit Hermine II, 13. – Gemeinsam fliehen William, Hermine und Moppel durch das Tor auf das Schiff. Als sie den Kanonenschuß hören, begeben sich Zetulbe und Ramram zum Serailtor. Zetulbe glaubt ihren geliebten Moppel vor sich zu haben. Ramram ist außer sich vor Wut, besonders als er Moppels Zettel am Tor liest, auf dem dieser die Flucht bekannt gibt. – Chor II, 18. – Chor II, 19. – Auch Steolequeastle hatte sich nach dem Schiffbruch als, wie er glaubt, einziger Überlebender auf eine Insel retten können. Nach Monaten hatte ihn dort ein Schiff aufgelesen. Er war in Maikäfers Dorf zurückgekehrt. Zu jedem Jahrestag seiner Rettung veranstaltet er ein großes Fest. An diesem Tag wird besonders gefeiert, denn zu Steolequeastles Freude ist sein seit Jahren vermißter Sohn, Lord William, zurückgekehrt. Er hat seine Gemahlin, die er unterwegs heiratete, mitgebracht. Auch Moppel, der sich als Intendant des Hoftheaters von Marokko ausgibt, ist mitgekommen. Sehr verärgert ist Moppel, als er hört, daß Peppi zu einem Fest gegangen ist. Er beschließt, ihre Treue zu prüfen. Steolequeastle verspricht Moppel, ihn als Dank für die Rettung seines Sohnes mit Geld zu überschütten. Peppi glaubt, Moppel sei im Stillen Ozean ertrunken, und trauert noch immer um ihn. In dem marokkanischen Intendanten erkennt sie ihren Geliebten nicht. Einen Heiratsantrag lehnt sie, mit Hinweis auf ihren geliebten Moppel ab. Glücklich gibt der Zurückgekehrte sich zu erkennen. – Chor II, 24.
Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner