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Prinz Friedrich

Historisch-romantisches Drama in 5 Acten
Nach van der Veldes Erzählung
  • Titel der Uraufführung Rudolph, Prinz von Korsika, Romantisches Schauspiel
  • Entstanden 1831
  • Uraufführung 18. Dezember 1841, Theater an der Wien (2)
  • Musik Adolf Müller; Nachweise: Hilmar S. 91; HKA Stücke 1, S. 485 und S. 487
  • Vorlage Karl Franz van der Velde, Prinz Friedrich. Eine Erzählung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Dresdner Abendzeitung 1819; Schriften Band 4, 1820)
  • Überlieferung Gladt, S. 71f.; Pichler 1953, S. 60 f. und 135 f.; HKA Stücke 1, S. 347–396; Walla in Nestroyana 5 (1983/84) und 8 (1988); vgl. GW, Bd. 1, S. 184–189
  • Werkausgaben (Stücktext) Pichler 1953, S. 59–120; HKA Stücke 1 (Herausgeber: WalIa), S. 3–88; Johann Nestroy, Prinz Friedrich von Corsica. Hg. von Friedrich Walla. Mit einem Fundbericht von Oskar Pausch Wien: Mimundus, Band 6, 1997
  • Literatur HKA Stücke 1, S. 2; Aust 1995b; Diehl; Hannemann; Mautner; Neuber; Mautner, Franz H.: Nestroys „historisch-romantisches“ Jamben-Drama. In: Fs f. Detlev Schumann. München 1970, S. 267–280; Walla, Fred: Über Prinz Friedrich von Johann Nestroy. Noch nicht, aber doch schon. Etudes Germaniques 36 (1981), S. 1–15; ders.: Wiederfindung und Wiederverwertung. Nachträge zu Prinz Friedrich und Glück, Mißbrauch und Rückkehr (Stücke 1 und Stücke 14), Nestroyana 21 (2001), S. 18–25

Personen

  • Theodor, Prätendent von Corsica
  • Hassan, Gesandter des Bey von Tunis
  • Don Giafferi
  • Marchese Giabicomi, Gardehauptmann,
  • Lucioni, Major,
  • ein Adjutant,
  • ein Feldarzt,
  • ein Unteroffizier,
  • ein Gemeiner, alle in korsischen Diensten
  • Marchese Franchi, Hauptmann in genuesischen Diensten
  • Olympia, verwitwete Herzogin von Frescobaldi
  • Marquis von Maillebois, General,
  • Graf Trevoux, Leutnant, beide in französischen Diensten
  • Moratti, Leutnant auf Giafferis Corvette
  • ein Steuermann
  • ein spanischer Soldat
  • ein Leutnant der Miliz von Livorno
  • ein genuesischer Prokurator
  • dessen Schreiber
  • Lauretta, Kammerzofe der Herzogin
  • Bondelli, ein Korse, Inhaber eines Gasthauses in Livorno
  • Lucia, Aufwärterin
  • ein holländischer Jude
  • ein Bilderhändler in Livorno
  • 1. und 2. Unteroffizier der Trabanten in Livorno
  • Fregoso, ein Reisender, Sohn eines angesehenen Hauses in Genua
  • Friedrich Schmidtberg, ein junger Maler
  • von Wachtendouck, Historiker und Physiolog
  • Horra, Anführer einer Zigeunerhorde
  • Wlaska, Zigeuner-Alt-Mutter
  • Alma,
  • Kloska,
  • Kilwar, alle Zigeuner
  • Mirina, ein Zigeunermädchen
  • Kusko, ein Zigeunerbub
  • ein Zigeunerweib
  • Kavaliere und Damen von Livorno
  • Einwohner von Köln
  • Dienerschaft
  • Pagen
  • Trabanten
  • Miliz von Livorno
  • Corsische Offiziere und Soldaten
  • Genuesische Soldaten
  • Zigeuner
  • Der erste Akt spielt am östlichen Rheinufer, der Stadt Köln gegenüber im September 1735; der zweite Akt in Livorno im Monat Mai 1736. Der dritte und vierte Akt in Korsika im Juni und der fünfte Akt in Livorno Anfang Oktober desselben Jahrs.

Inhalt

1. Akt

In einem Wirtshaus geraten Fregoso und Wachtendouck in Streit. Friedrich Schmidtberg ergreift die Partei seines Freundes Wachtendouck. Bei dem nachfolgenden Duell stirbt Fregoso, Friedrich wird am Arm verwundet. Alma versorgt seine Wunden. Daß sie eine Zigeunerin sein soll, hält er für kaum möglich. Graf Trevoux erscheint und behauptet, Friedrichs Vetter zu sein, obwohl Friedrich nichts von einer adeligen Abstammung weiß. Trevoux übergibt Friedrich einen Brief seines Vaters, des Freiherrn von Neuhof, in dem dieser Auskunft über Friedrichs Geschichte gibt, ihm befiehlt, sich in der Kriegskunst weiterzubilden und sich im Mai in Livorno im Gasthaus von Bondelli einzufinden, um weitere Befehle zu erwarten. Dem Brief liegt ein Wechsel über 1000 Dukaten bei. Um ihn vor den anrückenden Soldaten zu bewahren, die Friedrich wegen Frigosos Tod suchen, versteckt Alma ihn im Zigeunerlager, wo Wlaska aus Friedrichs Hand eine düstere Zukunft liest. Horra, als Anführer, will zunächst lieber die Belohnung verdienen, die auf Friedrichs Kopf steht, gewährt ihm dann jedoch Gastrecht. Als die Soldaten anrücken, zeigt er Friedrich einen Fluchtweg und verlangt zum Lohn lediglich, daß Friedrich, sollte er einmal hochgestellt sein, Gnade gegen die Zigeuner walten lasse. Der Abschied fällt Alma und Friedrich überaus schwer.

2. Akt

Friedrich ist in Bondellis Gasthaus in Livorno angekommen. Eine Nachricht, die sein Vater ihm nach Mailand schickte, hatte ihn nicht erreicht. So ist er sehr erstaunt, als Bondelli ihn warnt, seinen wahren Namen zu nennen. Um Unheil zu verhindern, solle er sich Freiherr von Kronenstein nennen. Die näheren Umstände will Bondelli Friedrich am Abend erläutern. Mit sich allein, sieht Friedrich auf dem Tisch ein Manifest des Dogen, des Gouverneurs und der Prokuratoren von Genua gegen seinen Vater liegen. Wütend zerreißt und zerknüllt er das Papier, wirft es aus dem Fenster und trifft eine junge Dame. Sofort stürzt er hinaus, um sich zu entschuldigen, und überrennt dabei den Prokurator. Dieser verlangt, daß man Friedrich ergreifen solle. Die schöne Frau ist Herzogin Olympia. In ihrer Begleitung befindet sich Graf Giafferi, der Oberfeldherr der korsischen Waffenmacht. Voll Vertrauen gibt Friedrich seine wahre Identität preis und erfährt zu seinem Erstaunen, daß sein Vater Theodor auf Korsika zum König gewählt wurde. Es sind nur noch wenige Siege zu erringen, um ganz Korsika von der Macht Genuas zu befreien. Friedrich soll mit Giafferi auf die Insel reisen. In diesem Augenblick erscheinen die Soldaten mit dem Prokurator, um Friedrich zu verhaften. Nur durch eine List kann Friedrich die Aufhebung des Haftbefehls erreichen. Giafferi drängt auf eine schnelle Abreise. Zuvor will Friedrich Olympia noch einmal treffen. Sie versprechen sich gegenseitig ewige Treue. Olympia gibt Friedrich hohe Wechsel, um damit Korsikas Kampf gegen Genua zu unterstützen. Das Darlehen möchte sie nur von einem König Friedrich zurückerhalten. Da der Prokurator einen zweiten Haftbefehl erwirkt hat, reisen Friedrich und Giafferi überstürzt ab.

3. Akt

Friedrich trifft seinen Vater im Lager vor der belagerten Stadt Bastia. Auf dem Weg haben Friedrich und Giafferi eine Schlacht gegen die Genueser gewonnen, bei der die Feinde einen General gefangengenommen haben. Als die Nachricht von der Hinrichtung des Generals Theodor erreicht, empfiehlt ihm sein Berater, der Tunesier Hassan, den gefangenen Genueser Franchi hinrichten zu lassen. Doch Friedrich bittet bei seinem Vater für Franchi. Theodor erläutert Friedrich die Situation: Er braucht dringend Geld für seinen Kampf, und Tunis hat es ihm bisher gewährt. Dennoch bleibt Friedrich bei seiner Meinung, daß Theodor sich dringend von Hassan trennen soll. Um Theodor aus seiner finanziellen Notlage zu helfen, gibt er ihm die Wechsel, die er von Olympia erhalten hat. Eine Zigeunerbande, die mit dem Tod bestraft werden soll, wird vor Friedrich geführt. Er erkennt Horra, begnadigt alle und nimmt sie als Soldaten in seine Dienste. Auch Alma, in die Friedrich sich sofort wieder verliebt, ist bei der Bande. Wlaska erkennt in Friedrichs Verhalten Hochmut und prophezeit ihm Unheil. Als Friedrich gegen Almas Willen zudringlich wird, befreit Wlaska sie aus seinen Armen und erneuert ihre Warnung. Trevoux erscheint bei Friedrich und berichtet ihm, daß Olympia auf Korsika eingetroffen ist und Theodor noch für denselben Abend die Verlobung zwischen Friedrich und Olympia arrangiert hat. Unterdessen verabreden Giabicomi und Lucioni eine Verschwörung gegen Theodor. Genua hat ihnen eine Amnestie zugesichert. Alma beobachtet den überglücklichen Friedrich an der Seite seiner Braut, doch Wlaska zieht sie mit sich fort. Bevor das Fest beginnen kann, bringt Giafferi Friedrich den Befehl Theodors, wegen einer Verschwörung sofort mit 300 Reitern nach Porto Vecchio aufzubrechen. Doch schon im nächsten Moment meldet Moratti, daß die Genueser aus Porto Vecchio bereits in der Stadt sind und das Schloß stürmen. Den Warnungen Horras vor Verrätern in den eigenen Reihen schenkt Friedrich erst Glauben, als Horra von einer Kugel getroffen wird, die Friedrich galt und aus den eigenen Reihen kam. Der sterbende Horra will Friedrich noch eine wichtige Nachricht sagen, flüstert aber nur noch „Alma“. Trevoux berichtet, er habe selbst im Rausch wichtige Papiere an die Verräter weitergegeben. Außerdem erzählt er Friedrich von Olympias Abreise zum genuesischen Gouverneur, doch Friedrich will nicht glauben, daß Olympia ihn verlassen hat. Die Genueser haben unterdessen fast die gesamte Stadt erobert. Friedrich fordert seine Getreuen auf, ihm zu folgen und die Stadt zu befreien.

4. Akt

Die Genuesen haben Friedrich gefangengenommen, ihn aber nicht erkannt und deshalb nicht getötet. Schließlich gelingt es Franchi, ihn aus seinem Kerker zu befreien. Er bringt Friedrich zu Wlaska, die ihm ein Briefchen von Olympia überreicht, in dem sie ihm mitteilt, daß seine Sache auf Korsika verloren und sie deshalb nach Livorno abgereist sei. Friedrich ist verzweifelt. Tatsächlich steht es nicht gut um den korsischen Kampf, da die Genuesen Unterstützung durch die Franzosen erhalten. Durch geheime Gänge bringt Wlaska Friedrich zu seinem Vater nach Sorracco. Des Nachts stiehlt Wlaska Friedrich heimlich drei Haare. Dann weckt sie ihn, um ihm ihren Plan zu erklären: Seit geraumer Zeit hatte sie Gift in Säcken gesammelt, die Friedrich in den Fluß werfen soll, um die Genuesen zu vergiften. Außerdem hat sie eine Zauberbrühe bereitet, die, ins Meer geschüttet, eine Flutwelle auslösen kann. Damit sollen die Schiffe für die genuesische Unterstützung aufgehalten werden. Friedrich lehnt den hinterhältigen Plan entsetzt ab. Er will Siege ausschließlich durch das Schwert erringen. Unterdessen spitzen sich Theodors Geldschwierigkeiten zu: ein Jude, der eine große Summe verlangt, kann nicht bezahlt werden. Hassan rät, sich den Gläubiger durch Mord vom Hals zu schaffen. Nach langem Zögern willigt Theodor ein. Als Friedrich davon erfährt, erschrickt er. Sofort veranlaßt er Theodor, den Befehl zurückzunehmen, doch Hassan hat ihn bereits vollstreckt. Aus Wut ersticht Friedrich den Tunesier. Über diese Tat, die ihm den letzten Verbündeten raubt, ist Theodor so aufgebracht, daß er Friedrich verflucht, bevor er vor den anstürmenden Genuesen von der Insel flüchtet. Friedrich bleibt mit einigen Männern in einem von Genuesen umzingelten Turm zurück. Trevoux, der sich auf die Seite Genuas geschlagen hat, bietet Friedrich im Namen des Generals Maillebois freies Geleit nach Livorno. Friedrich nimmt das Angebot an.

5. Akt

Friedrich ist wieder in Bondellis Gasthaus in Livorno. Dort lag er drei Monate todkrank und vom Wahnsinn befallen. Er meint, während dieser Zeit Alma an seinem Bett bemerkt zu haben, doch Bondelli weiß von keinem Zigeunermädchen. Lediglich Graf Giafferis Tochter habe den Kranken gepflegt. Von der Magd Lucia erfährt Friedrich, daß draußen die Hochzeitsglocken für Olympia und den französischen Marquis von Maillebois läuten. Verzweifelt eilt Friedrich hinaus. Auf der Straße erfährt er durch Zufall, daß sein Vater im Sturm auf dem Meer umgekommen ist. Unterdessen berichtet Lucia Bondelli von einem Gerücht: Ein altes Zigeunerweib habe auf dem Sterbebett zugegeben, daß ihre Horde vor Jahren die Gemahlin von General Giafferi überfallen und dessen Tochter geraubt und großgezogen habe. Nun habe sie ihm die Tochter wiedergebracht und eindeutige Beweise für deren Identität vorgelegt. Als der Hochzeitszug an Friedrich vorbeizieht, stellt er sich Olympia in den Weg und verlangt Rechenschaft von ihr. Sie leugnet zunächst, ihn zu kennen, und behauptet dann, er sei vom Wahnsinn befallen. Vor Zorn bricht Friedrich ohnmächtig zusammen. Sofort kümmern sich Alma und Don Giafferi um ihn. Erwachend gesteht er Alma seine Liebe, erinnert sie jedoch daran, daß er ihre Liebe zurückgewiesen hatte und sie nun nicht mehr verdiene. Alma entgegnet, sie habe ihm nie gegrollt. Er habe genug gebüßt. Der glückliche Giafferi fordert die beiden zur Hochzeit auf und gibt Alma als seine Tochter Isabella zu erkennen. Giafferi, vom König von Neapel zum Oberst ernannt, ernennt nun seinerseits Friedrich zum Capitain der Garde. Friedrich ist glücklich, seine Frau, seinen Freund und sein Glück gefunden zu haben.

Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner