Die Wiener Symphonia Schrammeln
Als einer der ersten wies Egon Friedell auf die Bedeutung Nestroys als Philosoph hin und sprach von einem „zweiten“ Nestroy, der bis dahin unbeachtet geblieben war: „Ein Menschenalter lang genoß Nestroy in seiner Vaterstadt durch die hinreißende Komik seiner endlos schlenkernden Gliedermaßen und blechern schnarrenden Zungenvoltigen, durch seine schlagenden, geistesgegenwärtigen Extempores und zähen und drolligen Kämpfe mit der Zensur und schließlich auch durch eine lange Reihe glücklich zusammengestellter Gelegenheitspossen eine große und ununterbrochene Popularität. Dies war die eine Hälfte Johann Nestroys, seine äußere Hülle, die von der Welt, und zumal der wienerischen, so oft und gern für den ganzen Menschen genommen zu werden pflegt. Daneben aber gab es noch einen zweiten Nestroy, einen sokratischen Dialektiker und kantischen Analytiker, eine shakespearisch ringende Seele, die mit einer wahrhaft kosmischen Phantasie das Maßsystem aller menschlichen Dinge verzerrte, um diese eben dadurch erst in ihren wahren Dimensionen aufleuchten zu lassen. Dieser schöpferische Ironiker in Nestroy war seinen Zeitgenossen völlig unbekannt.“
Heinrich Schweiger liest Nestroy
Preiser Records
€ 17,90