Posse in 1 Akt
- Uraufführung Zu Lebzeiten Nestroys nicht aufgeführt; um 1858 entstanden; am 21. 1. 1862 zur Aufführung zugelassen
- Überlieferung Gladt S. 90; SW Bd. 14, S. 693–726; GW Bd. 6, S. 740 f.; HKA Stücke 37
- Werkausgaben (Stücktext) CG Bd. 12, S. 3–32; SW Bd. 14, S. 459–517; GW Bd. 6, S. 401–446; HKA Stücke 37 (Hg. Branscombe)
- Literatur HKA Stücke 37
- Aufführungen Nestroy-Spiele 1973 | Nestroy-Spiele 2006 (Kultureller Sonntags-Brunch)
Personen
- Feldern, ein junger Architekt
- Bumml, sein Diener
- Stockmauer, Hausherr und Kapitalist
- Netti,
- Sali,
- Mathilde,
- Pauline,
- Cilli,
- Tini,
- Zenzi, alle Weißnähterinnen
- Klettner, Kaufmann
- Ein Gerichtsdiener
- Ein Wächter
- [Ein Aufwärter]
- Schön möbliertes Zimmer, eine Mitteltür, rechts und links Seitentüren
Inhalt
Für drei Monate kann Feldern mit seinem Diener Bumml in der Wohnung seiner verreisten Tante, der Witwe Stiegenberg, wohnen. Beide haben ein Rendezvous in Aussicht. Allerdings läßt Stockmauer Feldern wegen seiner Schulden unter Hausarrest stellen. Zwar ist sich auch Stockmauer sicher, daß die Tante nach ihrer Rückkehr die Schulden des Neffen zahlen wird, doch hatte Feldern ihm in der Vergangenheit des öfteren die Geliebte abspenstig gemacht. Nun hat Stockmauer zur Zeit zwei neue Liebschaften und will verhindern, daß der Kontrahent ihm erneut einen Strich durch die Rechnung macht. Um zum Zeitvertreib einige Frauen in die Wohnung zu locken, diktiert Feldern ein Plakat, mit dem die Witwe Stiegenberg nach Modistinnen sucht. Bumml erhält den Auftrag, das Plakat zu vervielfältigen und aufzuhängen. Dabei ändert er „Modistinnen“ eigenmächtig in „Weißnähterinnen“, da seine ehemalige Geliebte Sali diesen Beruf ausübt und er hofft, sie auf diesem Wege wiederzufinden. Es dauert nicht lange, bis sich Netti bei Bumml, der sich als Stubenmädchen verkleidet hat und sich Rosa nennt, nach der Anstellung erkundigt. Sie beschließt, mit allen Kolleginnen wiederzukommen, um sich der Witwe selbst vorzustellen. – Chor der Mädchen 13. – Sieben Weißnähterinnen, unter ihnen auch Sali, stellen sich bei Feldern vor, der sich ebenfalls als Frau verkleidet hat. Um den Frauen Arbeit zu verschaffen, zerreißen Feldern und Bumml kurzerhand einige Hemden aus der Wäschetruhe der Tante. Da sie sich gegenseitig beim Anknüpfen von Bekanntschaften behindern, beschließen Feldern und Bumml, die Mädchen in zwei Gruppen einzuteilen. Zwar teilt Feldern sich nur drei, Bumml dafür vier Mädchen zu, dennoch fühlt der Diener sich übervorteilt, zumal Sali nicht in seiner Gruppe ist. – Chor der Mädchen 15. – Während Feldern noch überlegt, welche zwei Mädchen er unter einem Vorwand wegschicken könnte, stürzt Netti aufgeregt herein. Die Mädchen haben entdeckt, daß das angebliche Stubenmädchen ein Mann ist. Feldern gibt vor, einer Ohnmacht nahe zu sein, und setzt Bumml vor die Tür. Dort trifft dieser auf Stockmauer, dem er die Rolle eines unschuldigen Mädchens vorspielt. Schon um sich an Feldern zu rächen, sucht Stockmauer die Bekanntschaft des Mädchens. Als er hört, daß noch weitere Mädchen in der Wohnung sind, plant er bereits einen interessanten Abend. Doch muß er nicht nur erkennen, daß es sich bei dem unschuldigen Mädchen um einen Mann handelt, er findet zusätzlich seine zwei Geliebten in der Wohnung. Zum Erstaunen der Mädchen entpuppt sich auch die Witwe als Mann. Da Stockmauer indirekt an diesen Verwechslungen Schuld ist, ist er angesichts der netten Gesellschaft gerne bereit, ein Diner zu stiften. Zwar ist Bumml unzufrieden, daß so viele angefangene Geschichten noch kein rechtes Ende gefunden haben, trotzdem stellt er fest: „Daran hängt das Heil von Europa nicht! […] das Ganze war ja nur ein – Zeitvertreib.“
Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner