Nestroy-Spiele 2015: In memoriam Harald Schuh

 

Es war einer der schönsten und erfolgreichsten Sommer in der Geschichte der Nestroy-Spiele: traumhaftes Wetter, eine tolle Athmosphäre, ein hochmotiviertes, homogenes Ensemble in einer von Publikum und Presse bejubelten Produktion. Besser konnte es nicht laufen.

Und dann mittendrin ein Schock: einer von uns war plötzlich nicht mehr dabei! Harald Schuh, seit über 15 Jahren bewährtes, markantes und wohlvertrautes Mitglied unserer bunt gemischten Truppe, hatte die heißeste Nacht dieses Juli nicht überlebt. Er war wenige Stunden nach der Vorstellung zu Hause im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.

Bescheiden, hilfsbereit und immens verlässlich war er, unser „Harry“: hochintelligent, manchmal ein wenig kompliziert, scheinbar immer auf Distanz, in Wahrheit aber ehrlich, geradeheraus und kommunikativ. Als Schauspieler uneitel, diszipliniert, stets Stück und Inszenierung verpflichtet. Ein unverwechselbarer Typus, wie man ihn nur selten findet; ein ernsthafter Komiker, der in seiner schrägen, eigentümlichen Spielweise mitunter an den großen Ulrich Wildgruber erinnerte. Unvergessen sein Herr von Brauchengeld in „Die beiden Nachtwandler“, sein Comifo in „Der confuse Zauberer“ und sein dekadenter Marquese Vincelli in „Liebesg’schichten und Heiratssachen“.

Nach einer schweren Operation, die ihn 2011 dazu gezwungen hatte zu pausieren, trieb es ihn im Jahr darauf schon wieder auf die Bühne. Auch heuer war er mit dabei, vorsichtshalber nur in einer kleineren Rolle, aber wie immer mit Leib und Seele.

Als während der Serie ein Kollege krankheitsbedingt ausfiel, sprang er ohne zu zögern für ihn ein. Als dieser wieder einsatzfähig war, trat er ebenso selbstverständlich wieder zurück und konzentrierte sich in der ihm eigenen Bescheidenheit auf jenen großartigen Moment im Narrenhaus-Quodlibet, wo er auf die Frage, wie denn der Mensch sei, bei der rasanten Aufzählung menschlicher psychischer Verbiegungen mit dem (an sich unpassenden, aber letztlich sehr wahren) Ausruf „zirkulär-quadratisch!“ einen absurden Höhepunkt setzte.

Dieses einsame „zirkulär-quadratisch“ war das letzte Wort, das er auf der Bühne von sich gab. Es wird uns allen, glaube ich, immer in Erinnerung bleiben, denn irgendwie beschreibt es Haralds Leben und vor allem ihn selbst stimmiger als jeder noch so detaillierte Nachruf.

Harald, du warst einfach liebenswert „zirkulär-quadratisch“! Wir werden Dich vermissen.