Robert der Teuxel
18. Nestroy-Spiele Schwechat 1990 im Schlosshof der Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf, 2320 Schwechat, Rothmühlstraße 5, im Juli 1990
Besetzung
- Robert, genannt der Teuxel Robert Herret
- Bertram, sein Freund Franz Steiner
- Goldfisch, ein reicher Grundbesitzer Leo Selinger
- Isabellerl, seine Tochter Hilde Lerner
- Freundinnen Renate Bachtrod, Alexandra Böhm, Sylvia Daniel, Heidi Gauster, Elisabeth Kaspar, Judith Kovarik, Liselotte Sedlacek, Sabine Stacher
- Reimboderl, Bedienter des Herrn von Goldfisch Andreas Bauer
- Lieserl, Reimboderls Braut Isabella Rössler
- Die Katze Elisabeth Kaspar
- Kleine Teufel Alexandra Kratzwald, Kerstin Kratzwald, Thomas Kratzwald
- Dämonen, Gnomen, Furien Ensemble
- Ganglhofer, Roberts Kamerad Bruno Reichert
- Nagelberger, Roberts Kamerad Leopold Selinger
- Schützen Alexander Bucek, Jakob Enejat, Andreas Herbsthofer, Alexander Stetina, Alexander Nikodym
- Wirtin Traude Selinger
- Kellnerinnen Sabine Gerger, Sylvia Janousek, Sylvia Nemec-Mele, Vanessa Neuherz, Katja Strelecky
- Kegelbub Leo Selinger
- Mutter Traude Auer
- Bettler Christian Kubo
- Conférencier Christian Kubo
- Regie Peter Gruber
Pressestimmen
Die Presse, 2. Juli 1990: Der Teufel ist immer und überall
Seit 17 Jahren inszeniert Peter Gruber, zuletzt Regisseur einer begeistert akklamierten „Wiener Blut“-Produktion an der Volksoper, mit Laiendarstellern in Schwechat Nestroy. Heuer ist die kritische Parodie auf Meyerbeer-Scribes schwulstige Oper „Robert le Diable“, „Robert der Teuxel“, an der Reihe. Die Aufführung in Schloß Rothmühle, die sich von „Phantom der Oper“ bis zu Robert Wilsons „Black Rider“ über alles lustig macht, was derzeit in Wien teuer, aber nicht unbedingt gut ist, kann als echter Clou bezeichnet werden.
Anders als die Uraufführung, die 1833 nach dem triumphalen „Lumpazivagabundus“ vom Publikum ablehnend aufgenommen wurde. Bis heute fristet „Robert der Teuxel“ im Nestroy-Repertoire der Bühnen ein Schattendasein.
Peter Gruber geht mit der Geschichte vom Sohn, der sich ewig nicht vom „teuflischen“ Vater abnabeln kann, ziemlich frei um. Er stellt den jungen Schlawiner Robert (Robert Herret) im „Rocker-Kostüm“ in eine Freischützszenerie. Der dämonische Vater Bertram (Franz Steiner), der nur dann richtig böse sein kann, wenn er seinen rot gefütterten Teufelsmantel anhat, wird am Schluß sogar zum Transvestiten, um seinen Sprößling in die Hölle zu locken, aber das brave Lieserl (Isabella Rössler), ein derbes Landkind, hat auch in dieser heiklen Lage das Herz am richtigen Fleck und entreißt den „Milchbruder“, mit dem sie mehr als geschwisterlich-freundschaftlichen Umgang pflegt, den finsteren Mächten.
Nachdem das gelungen ist und Robert in die Arme seines Isabellerls (Hilde Lerner) sinken darf, bläst der Conférencier – Christian Kubo als Robert Wilson verkleidet – zum großen Revuefinale. Wer weiß, wie peinlich solch ein Holterdipolter-Potpourri mit aktuellen Texten zu alten Schlagern gewöhnlich dort wirken kann, wo nicht die Mittel eines Peter Weck zur Verfügung stehen, kann nur staunen, wie flott, leicht und flüssig Tanz und Gesang hier vonstatten gehen.
Peter Gruber hat seine mit großem Engagement spielende Darstellergemeinde, die neuerlich an Professionalität und Ausstrahlung gewonnen hat, offenbar fest, aber nicht zu fest im Griff. In der kommenden Saison inszeniert er am Volkstheater „Liebe Jelena“ von Ljudmila Rasumowskaja, ein Stück über das heutige Leben in der Sowjetunion. Man darf gespannt sein.(Barbara Petsch)
Wiener Zeitung, 1. Juli 1990: Höllische Parodienmischkulanz
Die 18. Nestroy-Spiele in Schloß Rothmühle bei Schwechat haben sich heuer eines Stückes erinnert, das seit über 130 Jahren nicht mehr aufgeführt worden ist: „Robert der Teuxel“. Der große, menschenkritische Parodist hatte 1833 die Erfolgsoper „Robert le Diable“ von Meyerbeer aufs Korn genommen: ein mit allen Höllenregistern der Romantik arbeitendes Stück, das sich zu einer Parodie bestens eignete. Da es aber inzwischen längst in Vergessenheit geraten ist, fehlte der Anlaß für eine Aufführung der Nestroy-Version.
Regisseur Peter Gruber, Wortführer bei den Schwechater Nestroy-Spielen, war bzw. ist anderer Meinung. Er aktualisierte eine höllische Parodiemischkulanz, welche die kulturelle Orientierungslosigkeit der Gegenwart widerspiegeln will und an die Zeitlosigkeit von Nestroys bissig-galliger Weltsicht anknüpft: Der sich an kleinen Bosheiten ergötzende Teufel muß zugeben, daß die Menschheit ihm im Betrügen, an Schlechtigkeit weit voraus ist. Das diesbezügliche Couplet des Teufels mit Namen Bertram ist das beste Stück des Abends, der mit Verulkung der Bauernkomödie beginnt und in einer bunten Revue, in der Cats, Phantom der Oper und sogar Batman auftauchen, gipfelt – eine für viele gewiß sehr unterhaltsame Mischung, die sich als Rocky-Horror-Nestroy-Show jedoch vom Klima Nestroys allzuweit emanzipiert.
Womit aber nicht geleugnet sei, daß hier ein treffendes Menschen- bzw. Unmenschenbild unserer Tage possenhaft und zum Teil höchst einfallsreich aufbereitet worden ist. Gegen die Parodieparaphrase mag die Tatsache sprechen, daß dort in Schwechat ja auch wissenschaftliche Nestroy-Gespräche geführt werden, die für die Nestroy-Aufführungen eine gewisse Richtlinie bieten mögen. Bisherige Aufführungen haben dem, bei aller volksstückhaften Eigenart, Rechnung getragen. „Krrxx – Nur Böses“, dieser Titel der heurigen Nestroy-Gespräche, paßt zwar haargenau auf das gebotene Stück. Aber es wirkt letzten Endes doch nur „frei nach Nestroy“.
Trotzdem bereitet die Aufführung durch das bewährte Ensemble Sankt Jakob unter der Regie von Peter Gruber – da kann man im wahrsten Sinn des Wortes von „Ensemble“ reden – einen temperamentvollen Theaterspaß, bei dem die Spielfreude großgeschrieben wird und dem es an höllischen Effekten nicht fehlt. Franz Steiner ist wieder ganz in seinem Element, zuerst als düsterer Mephisto von Nestroys und Grubers Gnaden, dann als Possenfigur eines höllischen Transvestiten. Die handfeste Isabella Rössler und Robert Herret im Rockerkostüm bleiben am markantesten in Erinnerung, das bereits gezollte Gesamtlob mag die anderen trösten, daß man nicht jeden von ihnen extra nennt. Die Ausstatter, die musikalischen Begleiter tragen zum Erfolg des Abends natürlich Wichtiges bei, daß im Sommertheaterbetrieb rund um Wien Schwechat auch heuer seine besondere Note hat. (n. t.)
Salzburger Nachrichten, 2. Juli 1990: Mäßiges Potpourri durch zu viel Parodie – „Höllisches“ Theater in tiefen Schloß-Gewölben
Die erste Runde der Sommertheaterproduktionen in Wien und Umgebung
Die alljährliche Nestroy-Hausse bei den Sommertheaterproduktionen veranlaßt die Theatermacher zu immer gewagteren Schürfungen im umfangreichen Werk des Wiener Dichters. „Die Ott spielt im ersten Stock, wir gehen heuer in die Hölle“, heißt es in einem Couplet bei den schon traditionellen Nestroy-Spielen auf Schloß Rothmühle in Schwechat.
Denn während Elfriede Ott sich in Maria Enzersdorf mit „Zu ebener Erde und im Ersten Stock“ (ab 19. Juli) an Erprobtes hält und Heinz Marecek im Kurtheater Reichenau gar mit einer prominenten Burgtheater-Mannschaft an den „Talisman“ (ab 7. Juli) herangeht, grub man in Schwechat die „höllische“ Nestroy-Parodie einer heute unbekannten Oper von Giacomo Meyerbeer aus. „Robert le Diable“ heißt der Opernschlager von damals, „Robert der Teuxel“ nennt sich Nestroys Verulkung der romantischen Schauergeschichte.
Erfolgreich war diese Nestroy-Parodie allerdings nicht einmal bei der Uraufführung, als halb Wien die Meyerbeer-Weisen im Ohr hatte. Das hätte den Schwechater Nestroyanern zu denken geben sollen. Die Handlung des Stückes ist nämlich keineswegs abendfüllend, der parodistische Witz bald ausgeschöpft, und drei männliche Hauptfiguren – ein Wiener Strizzi, sein teuflischer Freund und ein dummer Liebhaber – versprechen anfangs mehr, als sie halten können. Regisseur Peter Gruber versuchte das Spiel mit viel Musik – freilich nicht Meyerbeer, sondern Schlager- und Musicalerfolge – sowie Showeinlagen zu retten.
Seitenhiebe auf das „Phantom“ und „Cats“ machen den Schauspielern zwar sichtlich Spaß, doch werden dadurch auch die Schwächen des Ensembles bloßgelegt. Wenn dann noch eine Parodie wie die „Rocky Horror Picture Show“ parodiert wird, hat man endgültig das Gefühl, daß der Regie die Zügel entglitten sind. Von den Darstellern halten sich zumindest Isabella Rössler als Lieserl und Franz Steiner als Teufel recht wacker.
Die Furche, 5. Juli 1990: Aus dem vollen
Parodien hängen oft arg in der Luft, wenn der Anlaß vergessen ist. Dieser geht es nicht anders. Aber Regisseur Peter Gruber wußte mit dem angestaubten Stoff eine Menge einzufangen, entfaltet ein Feuerwerk von Ideen, Gags, optischen Effekten, nimmt auf die Schaufel, was in ist oder war und überläßt es dem Publikum, möglichst viel von den Anspielungen zu erraten. Von der Rocky-Horror-Picture-Show bis Batman, von Weill-Anklängen bis zum alten amerikanischen Schlager. Und das alles kommt über die Rampe, denn das Schwechater Laienensemble beherrscht das Theaterhandwerk. Fazit: Diesmal wird nicht einem Stück auf den Grund gegangen, sondern aus dem vollen geschöpft.(Hellmut Butterweck)
Volksstimme, 4. Juli 1990: Höllisches Vergnügen
Während sich das professionelle Theater – wenn überhaupt – bloß an jene Nestroy-Stücke wagt, die zum bürgerlichen Bildungsgut gerechnet werden (weshalb so manche Inszenierung auch nur höfliches Achselzucken hervorruft), bringt das Ensemble Sankt Jakob unter der Leitung von Peter Gruber nun bereits zum 18. Male auf Schloß Rothmühle Nestroy für alle.
Nestroy verhöhnte damit 1833 Giacomo Meyerbeers romantische Oper „Robert le Diable“, die auch in Wien spektakulär erfolgreich war – trotz der verworrenen Handlung.
Nestroy verlegt sie ins bürgerliche Wien seiner Zeit: Der Teufel Bertram verkörpert nicht mehr das „böse Prinzip“, er muß vielmehr zugeben, daß ihm die Menschen im Betrügen schon weit voraus sind.
Bei der Premiere am 29. Juni präsentierte sich das Ensemble Sankt Jakob vergnüglich professionell.
Dennoch gibt es mehrere Momente, die keineswegs reiner Jux sind. Beispielsweise macht betroffen, wie schnell gerade gemütliche Stammtischbrüder ans Aufhängen schreiten. Nicht von ungefähr gleichen sie Figuren aus Deix-Cartoons.
Rund fünfzig Namen umfaßt die Liste der Mitwirkenden. Sie sind zwischen vier und 75 Jahre alt. Wenn sie nicht Theater machen, sind sie unter anderem tätig als Angestellte, Beamte, Handwerker, Soldat. (…) (Peter Matejka)
Kurier, 1. Juli 1990: Nestroys Teufeleien im Musikantenstadl
Parodie setzt die Kenntnis dessen voraus, das parodiert wird. Othello und Hamlet entsprechen dieser Voraussetzung, Meyerbeers romantische Oper „Robert der Teufel“, längst vom Spielplan getilgt, nicht. Kein Wunder, daß Johann Nestroys parodierende Zauberposse „Robert der Teuxel“ seit mehr als 130 Jahren nicht mehr gespielt worden ist.
Bei den Nestroy-Spielen auf Schloß Rothmühle in Schwechat riskiert man jetzt die Wiederbelebung eines abgestorbenen Stoffes. Spätestens im Verlauf der Proben dürfte man erkannt haben, daß die Handlung nicht trägt. Zu sehr schleppt sich die Geschichte vom teuflischen Bertram, der seinen irdischen Sohn Robert der Hölle zuführen will, zu kindisch wirkt der Teufelspuk, der rund um die Teufelsmühle und die Spinnerin am Kreuz ausgelöst wird. Auf die musikalischen Zitate aus der Erfolgsoper, die zu Nestroys Zeiten geläufig waren, mußte man sowieso verzichten.
Man ersetzt sie durch Anspielungen auf aktuelle Musicals, Cats und das Phantom der Oper geistern durch das Spiel, gegen den Schluß zu gibt es ein ausgedehntes Potpourri mit Boogie-Woogie, Tango und Landler, es wird gerockt und gejodelt, auch Batman tritt in Aktion. Das ist, bei sympathischen Einsatz des ganzen Ensembles, zweifellos der Höhepunkt des Abends, nur mit Nestroy hat es nicht das geringste mehr zu tun.
Dessen programmatisches „Nur Böses!“, sein Sarkasmus und seine Aggression verpuffen in musikalischer Gefälligkeit. Man erlebt einen Nestroy im Musikantenstadl.
Peter Gruber verantwortet die Verballhornung als Regisseur, von den Mitwirkenden sind Franz Steiner in der teuflischen Nestroy-Rolle und Robert Herret als zuletzt noch geretteter Robert in der Aufmachung eines Rockers zu erwähnen. Als nicht auf den Mund gefallenes Lieserl punktet Isabella Rössler. Die übrigen machen sich, und das ist noch das Beste, eine Hetz aus dem Spiel. (Kurt Kahl)
Kurier, 11. Juli 1990: Robert, der Pop-Teuxel
Zu einem völlig neuartigen Erlebnis wurde für viele Gäste am vergangenen Freitag die Premiere der 18. Nestroy-Spiele. Was im Schloß Rothmühle geboten wurde, war ein erfrischend moderne Version von „Robert der Teuxel“.
Wie auch schon in den 17 Jahren davor, hatte sich am letzten Freitag im Juni einige lokale Prominenz eingefunden, und wie in all den Jahren davor war die Nervosität der Laienschauspieler wieder gewaltig. Doch war das Ensemble heuer bedeutend jünger als bisher, und vor allem die Inszenierung Peter Grubers legte offensichtlich Wert auf Jugendlichkeit.
Die Zuschauer wurden überrascht von einer Vielzahl an Liedern, die einen großteils an Schmissigkeit überboten. Nur auf das klassische Couplet wollte man auch heuer nicht verzichten, wohl um die arrivierte Zuseherschaft nicht zu vergrämen. Doch sonst ist „Robert der Teuxel“ eine grelle, bunte, laute Pop-Oper, die aus einer Vielzahl von Musicals Anleihen genommen hat und damit auch recht gut umzugehen weiß. Hauptmaxime des Regisseurs soll offensichtlich sein „Spaß hat’s gemacht“.
Wohl weniger einigen älteren Besuchern der Rothmühle, die bereits nach dem ersten Applaus den Hof des kleinen Schlosses verließen. (Martin Kubesch)
Neue Kronenzeitung, 1. Juli 1990: Politik, Pop und Pointen
Als hätte sich die EAV über Nestroy hergemacht, so rückhaltlos hat man sich heuer bei den Nestroy-Spielen in der Schwechater Rothmühle dem Schwachsinn verschrieben. Doch der kann beim Regiegeschick Peter Grubers keine Sünde sein: Nestroys skurrile Opernparodie „Robert der Teuxel“ mit Politik, Pop und Pointen angereichert.
Wie heutzutage die Melodien eines Songcontests, so krochen wohl damals die Arien von Meyerbeers Opernerfolg in die Ohren der Wiener. Nestroy dreht Teufelspuk und Kirchenszene einfach durch die Mangel der Parodie und läßt den armen Deixel an der Bosheit der Menschen und an der Wiener Gemütlichkeit scheitern. Schöpfte Nestroy aus dem Fundus der Opernmelodien, so greift sich Peter Gruber sein Showmaterial ganz zeitgemäß aus Musicals, Popsongs und Kinoerfolgen. Zwar wird Batman und Cats eher dick aufgetragen als gekonnt persifliert, doch die Hetz, die man sich mit allen Mitteln macht, ist auf jeden Fall höllisch. Franz Steiner und Robert Herret brillieren als Höllengespann inmitten des gut einstudierten, spielfreudigen Laienensembles St. Jakob. Hauptsache, es hat allen Spaß gemacht. (Konrad Kramar)
Diplomatischer Pressedienst: Nestroy Spiele Schwechat im achtzehnten Jahr
Regisseur Peter Gruber mischt mit seinen Nestroy Spielen heuer ein wahres Höllengebräu. Die Zutaten – eine wilde Mischung: Dallas, der Stil der Fifties, Cats und Batmania. Robert der Teuxel sucht Schwechat heim.
Insgesamt spiegelt die Aufführung die gegenwärtige kulturelle Orientierungslosigkeit in amüsanter Weise wieder.
Niederösterreichische Nachrichten, 4. Juli 1990: Robert der Teuxel treibt sein Unwesen gar bunt
Ein Höllenspektakel wurde im Programm versprochen und ein Höllenspektakel war es dann auch, was das Ensemble der Nestroyspiele dem Publikum in der Rothmühle präsentierte. Mit Blitz und Donnerschlag, tanzenden Teufeln, einem Feuerwerk von Gags und zwischendurch immer wieder schallenden Watschen für den Zeitgeist, der ausländerfeindlich durch das Land irrlichtert.
Das Stück, eine Parodie auf eine, zu Nestroys Zeiten sehr bekannte Oper, wird in der Inszenierung der Nestroyspiele zu einem parodistischen Rundumschlag gegen alles was heute bekannt, berühmt oder berüchtigt ist. Seien es nun Musicals wie Phantom der Oper, Cats oder die Rocky Horror Picture Show, seien es Fernseherfolge wie der Musikantenstadl oder seien es die realen Boshaftigkeiten der Menschen, nichts bleibt verschont.
Die Handlung selbst ist schnell erzählt.
Robert, genannt der Teuxel, ein liederlicher Gesell in Halbstarkennmontur, wird hin und her gerissen zwischen dem Guten in Gestalt von Isabellerl, die ihn aufrichtig schmachtend liebt, und dem Bösen in Gestalt seines Freundes Bertram, eines Teufels Inkognito. Als vielfache Zwischenträger fungieren Lieserl und ihr Verlobter Reimboderl, Bediensteter bei Isabellerls Vater.
Die sich aus dieser Ausgangssituation ergebende Verwicklungen und Versuchungen geben Stoff für zwei Stunden bester Unterhaltung, in denen die Mitglieder des Ensembles ihrer Lust am Spielen freien Lauf lassen können.
Schaun Sie sich das an!
Kurzcharakteristik der Hauptdarsteller: Robert: Ein großspuriger Halbstarker, bar jeder Moral, der zum Guten letztlich nur durch zufälliges Übergewicht der guten Kräfte bekehrt wird. Paraderolle für Robert Herret, die er mit Leib und Seele verkörpert.
Bertram: Ein Teufel der kleinen Boshaftigkeiten, von Franz Steiner mit der abgründigen und doch so lächerlichen Schlechtigkeit des subalternen Befehlsempfängers versehen.
Reimboderl: Der gutmütige bis einfältige Kerl, dargestellt vom vorjährigen Fräulein von Blumenblatt Andreas Bauer. Obwohl er gehängt wird, ist er zum Schießen.
Lieserl: Das robust-kecke Mädel, das sich zu behaupten weiß. Temperamentvoll gespielt von Isabella Rössler.
Isabellerl: Die schmachtend Liebende. Mit guter Stimme singt Heidi Lerner gegen den Chor der Versucher an.
NÖ Kulturberichte, Juli/August 1990: „Das Böse“ bei Nestroy in Schwechat
(…) Das heurige Nestroy-Spiel der Amateurbühne Schwechat, „Robert der Teuxel“, geht auf eine einst populäre normannische Sage zurück, in der ein Kind, das unterirdischen Mächten erst abgetrotzt, ihnen schließlich auch wieder zurückgegeben werden mußte. Sie hat viele Bearbeitungen erfahren, zuletzt als erfolgreiche Oper Meyerbeers. Nestroy parodiert in seiner Posse nicht nur sie, sondern persifliert auch den Stoff, den er im heimatlichen Milieu der „Spinnerin am Kreuz“ ansiedelt, der unheimlichen einstigen Richtstätte. In keinem anderen seiner Werke gibt es so viele Anspielungen auf niederösterreichische Ortsbezeichnungen von Enzersdorf bis Hinterbrühl wie hier.
Peter Gruber tut in seiner Regie noch ein übriges, das facettenreiche Bild noch mit zeitgemäßen Mitteln von Rock- und Popmusik, Fernsehreißern wie Dallas oder Batman, Schnulzenklischees und „Cats“-Motiven auch in den Quodlibets weiter zu brechen. Unter Einbeziehung von Film-Idolen, der Öffnung des Ostens, läßt er ein verwirrend vielschichtiges Panorama einer entfesselten und zugleich verharmlosten Unterwelt billiger TV- und Disco-Effekte von der Bühne ausstrahlen, das dennoch bei aller Verfremdung der Wirkung und Vulgarität einstiger Nestroy-Uraufführungen nahekommen dürfte. (Lore Toman)