Ferdinand Raimund
„Dann – habe ich allen Respekt vor Herrn Nestroy, wenn er auch gar keinen vor mir hat, aber wenn meine Stücke, so lange sie noch ungedruckt sind, an der Wien aufgeführt werden, so wünsche ich, dass die Hauptrolle in meinem Geiste gegeben wird, wodurch die Stücke allein in ihrer wahren Gestalt erscheinen.“ (1832)
Friedrich Hebbel
„Ich liebe eine gute Posse. So gewiss eine lebendige Fliege mehr wert ist, wie ein aus Marzipan gebackener oder aus Holz geschnitzter toter Adler, so gewiss steht jene höher, wie ein mittelmäßiges Trauerspiel, und so sicher wird ein Kunstvertändiger für einen einzigen Nestroyschen Witz de première qualité eine Million gewöhnlicher Jamben hingeben, die das phrasenhafte und triviale Gedankenleben des sogenannten Dichters umsonst zu verhüllen suchen, wie sie sich auch aufbauschen mögen.“ (1849)
Karl Kraus
„Nestroy ist der erste deutsche Satiriker, in dem sich die Sprache Gedanken macht über die Dinge. Er erlöst die Sprache vom Starrkrampf, und sie wirft ihm für jede Redensart einen Gedanken ab. Der satirische Künstler steht am Ende einer Entwicklung, die sich der Kunst versagt. Er ist ihr Produkt und ihr hoffnungsloses Gegenteil. Er organisiert die Flucht des Geistes vor der Menschheit, er ist die Rückwärtskonzentrierung. Nach ihm die Sintflut. In den fünfzig Jahren nach seinem Tode hat der Geist Nestroys Dinge erlebt, die ihn zum Weiterleben ermutigen. Er steht eingekeilt zwischen den Dickwänsten aller Berufe, hält Monologe und lacht metaphysisch.“ (1912)
Egon Friedell
„Nestroys Witterung für alles Komplizierte, Widerspruchsvolle, Vieldeutige, sich Kreuzende und Aufhebende in der menschlichen Natur, seine Gabe, gerade die halben, gemischten, gebrochenen Seelenfarben auf seine Palette zu bringen, macht ihn zum Erben und Fortsetzer Lawrence Sternes und stellt seine Bühnenpsychologie neben die moderne Chromatik eines Wilde und Shaw. Und auch darin erinnert er an die beiden Iren, dass er ganz skrupellos die ordinären Sorten der Bühnenliteratur: das Familienmelodram, den Schwank und die Posse bevorzugte, aber zugleich in höchstem Maß veredelte, indem er ihnen seinen reifen, funkelnden, facettenreichen Geist einpflanzte.“ (1931)
Alfred Polgar
„Nestroys Dichtung ist das schönste Monument, das je dem Mutterwitz eines Volkes errichtet wurde.“ (1926)