Nestroys Wohnung zu vermieten
Wie wenige andere gehören die Nestroy Spiele im Schwechater Schloss Rothmühle zum Urgestein des niederösterreichischen Theatersommers. Die Mischung aus Tradition und Volksfeststimmung, aus Nestroys bissig-realistischem Theaterblick und Publikumsbegeisterung ist sympathisch, wichtig, hat Bestand.
Nestroys Stück – der originale Titel „Eine Wohnung ist zu vermiethen in der Stadt“ wurde diesmal auf „Wohnung zu vermieten“ verkürzt – demaskiert zwar präzise und böse (Wiener) Typen und zeigt ein Panoptikum des gar nicht goldenen Spießer-Herzens. Aber in puncto Dramaturgie und Spannung ist das Stück flau.
Auch ein großes, durchaus überzeugendes Darstelleraufgebot täuscht leider nicht über die wenig inspirierte, etwas langatmige Handlung hinweg. Und das Ganze wirkt wie eine Zusammenstellung aus verschiedensten Versatzstücken. Da muss man sich schon einzelne Momente herauspicken und sich an den Figurenzeichnungen erfreuen, um auf seine Kosten zu kommen.
Peter Gruber, Regisseur und Leiter der Nestroy Spiele, versuchte es dennoch. Er hat ja ein Ensemble mit dem richtigen Gespür, der Erfahrung, der Kompetenz und seiner ganz speziellen Kreation: dem „Schwechater Stil“!
Das alles gefällt in Einzelmomenten, wenn auch das Schlüssige und Packende des Theaterabends sich bitten lässt. Esist im Einzelnen alles da – gute Darsteller: Ines Cihal, Erwin Leder, Sascha Nikodym, Bruno Reichert, Franz Steiner u. a. –, ein raffiniertes Bühnenbild, eine souveräne, detailreiche Regie – und erfreulicherweise kaum Gelsen! Doch: Man hat schon mehr gelacht.
Gruber macht alles richtig, bringt Nestroy scharfe, wichtige Kritik und unerlässliche politische Karikatur ins Spiel – ein zentraler Aspakt bei Nestroys Stücken –, ist aber alles in allem zu wenig politisch-bissig: Da kann Nestroy selbst noch mehr! (OL)