45. Internationale Nestroy-Gespräche 2019
2.–6. Juli 2019 in A-2320 Schwechat bei Wien
(Justiz-Bildungszentrum, Schloss Altkettenhof)
Hiermit ergeht freundliche Einladung zur Mitwirkung an den
45. Internationalen Nestroy-Gesprächen mit dem Schwerpunktthema:
„Sie, sagen Sie mir, ist das das Bierhaus, wo die Schauspieler nach dem Theater immer hingehn?“
(Johann Nestroy: Dreyßig Jahre aus dem Leben eines Lumpen II,2)
Theaterraum, Theaterbau, Theaterort des (Volks-)Theaters
Auf den ersten Blick hat das Thema der nächsten Nestroy-Gespräche mit ‚Äußerlichkeiten‘, visuell Wahrnehmbarem, zu tun: Raum, Bau, Ort. Jedoch sind alle diese Räume semantisiert, das heißt mit regional, historisch und kulturell unterschiedlicher Bedeutung und Funktion aufgeladen. Der Theaterraum (Bühne, Kulissen, Vorhang, Fundus, Zuschauerraum, Verwaltungsräume) hat für Regie, Schauspieler und Zuschauer eine besondere Funktion – von Emil Devrient hieß es z. B.: Er „besaß eine ungewöhnliche Fertigkeit, seine Stimme jedem Theaterraum anzupassen“.
Räume auf dem Theater werden nicht nur durch Sichtbares geschaffen, sondern auch durch Figuren und Worte und the mind’s eye: „Was seh ich! bin ich auf dem Blocksberg? Wer reit denn da durch die Luft? Ha, er selbst!“, sagt Zoraide bei Raimund, bevor der Zuschauer Quecksilber „auf einem großen Hahn zum Fenster“ hereinfliegen sieht.
Die realen Räume des Theaters hängen ab von der Art und Funktion des Theaterbaus (vgl. z. B. Hans Lange: Vom Tribunal zum Tempel: Zur Architektur und Geschichte deutscher Hoftheater zwischen Vormärz und Restauration) und der dort zu spielenden dramatischen Gattungen. Für das Volkstheater gibt es jedoch auch andere Spielstätten: „Klauber: Mir is so ein pfiffiger Harfenist lieber als das schönste Theater. Buchfellner: Na ich glaubs, da kann man doch rauchen dabey.“ – heißt es in einer Wirtshausszene in Nestroys Die Papiere des Teufels.
Auch der Ort des Theaters – in einem Gebäude oder als Freilichttheater, in der Stadt oder auf dem Land, in Wien (Karl Kraus: „Das ist mein Wien, die Stadt der Lieder“) oder Berlin (Karl Kraus spricht „von dem Widerwillen, der mich beim Betreten eines Berliner Theaterraums erfaßt“), Brünn oder Binzau – bestimmt die Stückwahl, das Ensemble und seine Mobilität, prägt die Inszenierung und beeinflusst das Publikum – ganz dem Motto der Gespräche entsprechend: „Sie, sagen Sie mir, ist das das Bierhaus, wo die Schauspieler nach dem Theater immer hingehn?“
Beiträge zu interdisziplinären und komparatistischen Fragestellungen sind ebenso willkommen wie Funde und Forschungsberichte zum Gebiet des (Volks-)Theaters und der Komödie. Besonders erwünscht sind Projekte aus dem Bereich der Digital Humanities.
Vorschläge für Referate und Programmgestaltung werden für das Vorbereitungsteam – Walter Pape, Johann Sonnleitner und Ulrike Tanzer – bis zum 15. Dezember 2018 erbeten an: Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tanzer (Universität Innsbruck): ulrike.tanzer@uibk.ac.at
Bei Angeboten für Referate (30 Minuten + 10 Minuten Diskussion) wird um ein Exposé im Umfang von einer Seite gebeten. – Referentinnen und Referenten erhalten voraussichtlich freie Unterkunft im Gästehaus des Justiz-Bildungszentrums. Die Entscheidung über die zum Vortrag kommenden Referate wird bis Anfang Jänner 2019 fallen.