Parodie in 3 Acten
- Uraufführung 22. Juni 1832, Theater an der Wien (8 Aufführungen)
- Nestroy-Rolle Paphnuzzi die Salamuzzi (Rollenverzeichnis 476)
- Musik Adolf Müller; Nachweise: Hilmar S. 56 f.; HKA Stücke 3
- Vorlage L. J. F. Herold: Zampa ou la Fiancée de Marbre, Text von Duveyrier- Mélesville. Opéra-comique. Paris 1831, Wien 1832
- Überlieferung Gladt S. 89; Hadamowsky 1928, S. 127; 1934, S. 289; SW Bd. 3, S. 473–493; ÖNB M 1894 und 1895; HKA Stücke 3
- Werkausgaben (Stücktext) CG Bd. 9, S. 67–114; SW Bd. 3, S. 169–262
HKA Stücke 3 (Hg.: Scheichl) - Musik (erhältlich) Wienbibliothek | Klavierauszug
- Literatur HKA Stücke 3; Bührmann; Spendul
Personen
- Zampa, das Capo der Tagediebe
- Paphnuzzi de Salami, Sohn eines sizilianischen Salamifabrikanten
- Guckano, ein reicher Makkaronimacher
- Camillerl, seine Tochter
- Damian, Privat-Geschäftsführer der Tagdiebe
- Ritti, vertrautes Stubenmädel der Camillerl
- Dandoli, erster Geselle der Makkaronifabrik
- Clarina, Königin des Tages, eine Fee
- Obscurus, Beherrscher der Nacht
- Laura,
- Amenaide,
- Rosa, Camillerls Freundinnen
- 1., 2. (u. 3.) Tagdieb
- [Brigitta, eine Milchverkäuferin]
- Ein Geselle der Makkaronifabrik
- Ein dienstbarer Geist Clarinens
- Bianca
- Mehrere Freundinnen Camillerls
- Freunde des Paphnuzzi
- Viele Tagediebe
- Gesellen aus der Makkaronifabrik
- Nymphen der Fee Clarina
- Dienstbare Geister des Obscurus
- [Bauern, Fischer und Fischermädchen]
- Die Handlung spielt nicht weit vom Meer und fällt in das Zeitalter der Feindseligkeiten zwischen Clarina und Obscurus
Inhalt
1. Akt
Chor der Freundinnen, Camillerl I, 1. – Aus Freude über ihre Liebe zu Paphnuzzi verschenkt Camillerl einen Teil ihrer Garderobe an ihre Freundinnen. – Chor der Freunde I, 3. – Paphnuzzi hält das Verschenken für Geldverschwendung und erklärt den Frauen, sie dürften sich ein Kleid oder einen seiner Freunde aussuchen. Sie entscheiden sich alle für einen Mann. – Chor der Freunde und Freundinnen I, 3. – Camillerl hat bereits 7.000 Gulden von Paphnuzzis Schulden bezahlt. Dennoch ist sie bereit, auch die restlichen Schulden ihres Bräutigams zu tilgen. Paphnuzzi ermahnt seine Braut im Gegenzug zur Sparsamkeit. Trotz der Hochzeitsfeier seiner Tochter hat Guckano sich auf den Weg ins Wirtshaus gemacht. Camillerl fürchtet, er könnte unter die Tagdiebe fallen, aber Paphnuzzi beruhigt sie mit dem Hinweis, deren Anführer Zampa sei gefaßt worden und solle gehenkt werden. Ein Geselle bestellt Paphnuzzi, jemand erwarte ihn im Wald. Der Bräutigam fürchtet, seine Braut allein zu lassen, aber Camillerl versichert, das Haus stehe unter dem besonderen Schutz der Fee Clarina, weil die Familie deren unglücklichem Stubenmädchen Bianca eine Statue errichtet habe. Diese Erklärung versetzt Paphnuzzi in helle Aufregung. Er erzählt, sein Bruder, im Gegensatz zu ihm ein Lump, habe zehn Jahre zuvor eine Affäre mit diesem Stubenmädchen gehabt, sie dann aber sitzengelassen. Seitdem habe man ihn nicht mehr gesehen. – Duett Camillerl, Paphnuzzi I, 8 (R: „O Liebe wie treibst du die Menschen herum / Du schreckliche Leidenschaft! Haptschariwaritschum“). – Camillerl berichtet, Bianca sei seinerzeit bald vor Kummer gestorben. Als Geist habe sie untreue Männer gezwickt, bis man ihr die Statue errichtet habe. Aufgeregt kommt Dandoli zurück. Er hat den Notar zur Hochzeitsfeier holen sollen, doch im Wald hat ihn jemand aufgehalten, ihm eine Ohrfeige versetzt und verlangt, daß die Hochzeit abgesagt werde. Camillerl ist unbeeindruckt. Sie fühlt sich unter dem Schutz der Fee sicher. In dem zunächst unbemerkt eingetretenen Zampa erkennt Dandoli den Angreifer aus dem Wald. Zampa verbietet Camillerl die Hochzeit und überreicht ihr zur Begründung einen Brief ihres Vaters, in dem er schreibt, er befinde sich im Wirtshaus in der Gewalt Zampas und seiner Kameraden. Camillerl hält den Brief für eine Fälschung, da sie glaubt, Zampa sei in Gefangenschaft. Als Zampa sich ihr zu erkennen gibt, fällt sie in Ohnmacht. Der allmählich wieder zur Besinnung kommenden Camillerl erzählt Zampa, er sei als Pintsch verkleidet aus dem Gefängnis geflohen. Da Camillerl die Wache holen will, droht Zampa, seine Kameraden würden ihren Vater in diesem Fall zu Tode zechen. Trotzig verweigert Camillerl dennoch die Absage der Hochzeit. Davon unbeirrt, kündigt Zampa seinem Bruder Damian seine Hochzeit mit Camillerl an. Damian wird ob seines Tuns ständig von Gewissensbissen geplagt: „Weil mich alles reut, was ich tu’.“ Dennoch ist er bereit Zampas Befehlen zu gehorchen. So hat er auch den Brief von Zampa an Clarina bestellt. Mit einem Pfiff ruft Zampa alle seine Kameraden zusammen. – Chor mit Damian I, 19. – Zampa führt sich auf wie der Herr des Hauses. – Chor der Dienerinnen und Chor der Tagdiebe I, 20. – Zampa verkündet, am nächsten Tag die Tochter des Hauses zu heiraten. – Trinklied Erster Tagdieb mit Chor I, 21 (R: „Trinckt aus scheckt ein, und trinckt wieder, / Froh schlürft ein Glas nach dem andern hinein, / Trincket lustige Brüder“). – Voller Entsetzen macht Damian seinen Bruder auf die Gipsfigur aufmerksam. Doch Zampa macht sich nicht nur über die Angst seines Bruders lustig, sondern auch darüber, daß Bianca seinerzeit glaubte, er werde sie heiraten. In seinem Spott steckt er der Figur einen Ring an den Finger, obwohl Damian ihn eindringlich vor diesem Frevel warnt. – Trinklied (2. Strophe) Erster Tagdieb mit Chor I, 21. – Dandoli bittet Zampa, sich zu Camillerl zu begeben, doch als Zampa der Figur den Ring vom Finger nehmen will, versetzt diese ihm einen Nasenstüber und schließt den Ring in ihrer Hand ein. Alle beobachten die Szene mit Entsetzen, aber Zampa behauptet, es handle sich nur um eine Täuschung. Er fordert alle auf, fröhlich weiterzufeiern. – Trinklied Chor I, 22: Es beginnt fröhlich, endet dann aber mit einer ängstlichen Melodie. Zampa befiehlt ein fröhliches Lied. – Trinklied Chor I, 22: Der Gesang endet erneut mit einer ängstlichen Melodie. Zampa droht, die Statue zu zerstören, wenn es nicht gelinge, ein fröhliches Trinklied zu singen. Die Statue greift ihm von hinten in die Haare. Graue Wolken senken sich über die Szene. – Chor mit Damian I, 22. – Die Wolken teilen sich und eine Flammenschrift zeigt sich: „So rächt sich ein Stubenmädelgeist!“
2. Akt
Chor der Freundinnen mit Camillerl II, 1: Verzweifelt rufen die Frauen die Fee Clarina um Hilfe an. Nach dem Zwischenfall mit der Statue warnt Damian seinen Bruder vor einer Hochzeit mit Camillerl, doch Zampa glaubt, sie hätten alle einen Rausch gehabt und ein Freund habe ihm den Ring gestohlen. Auch die Tatsache, daß Camillerl ihn nicht liebt, kann ihn nicht von seinem Entschluß abbringen. Zampa versucht, Camillerl durch das Schlüsselloch im Tempel der Fee zu beobachten. Durch das Loch schlägt ihm Feuer entgegen, doch auch dadurch läßt Zampa sich nicht abschrecken. Zufällig begegnen sich Ritti und Damian. Sofort erkennt Ritti ihren Mann, der sie vor drei Jahren verlassen hat. Obwohl auch Damian sie erkennt, leugnet er, der Besagte zu sein. Ritti versichert, sie sei ihrem Mann all die Jahre treu geblieben, doch gerade als Damian beginnt, sein abweisendes Verhalten zu bereuen, erscheint Dandoli und verkündet, der Hochzeit von ihm und Ritti stehe nun nichts mehr im Wege. Einerseits rät Damian zu dieser Hochzeit, andererseits droht er Dandoli mit Prügel, so daß Ritti überhaupt nicht weiß, was davon zu halten sei. Sie fürchtet, am Ende gänzlich ohne Mann dazustehen. Unterdessen hat Brigitta Paphnuzzi von den Tagdieben befreit. Gerüchteweise hat er bereits gehört, daß Camillerl einen anderen Mann heiraten wird. Camillerl bestätigt dies, jedoch ohne die Gründe dafür zu nennen. Paphnuzzi ist verzweifelt. – Arie Paphnuzzi II, 10 („Million! Million! Million!“). – Paphnuzzi ist fest entschlossen: „Nur über meine Leiche geht der Weg!“ Von Dandoli erfährt Paphnuzzi, daß die Diebe auf einen Boten warten, der von Clarina kommt. Paphnuzzi beauftragt Dandoli, diesen Boten zu fangen. – Chor der Fischer und Fischermädchen II, 13. – Die Fischer und ihre Geliebten sowie die Freundinnen von Camillerl haben sich zur Hochzeit eingefunden. Während Zampa sich freut, fällt Camillerl von einer Ohnmacht in die andere und fleht Clarina um Hilfe an. Während sich alle Camillerl zuwenden und Damian seinen Bruder noch einmal warnt, kommt die Gipsbraut aus einem Grab empor und faßt Zampa an den Rockschößen. Nur für Zampa sichtbar zeigt sie ihm stumm den Ring. Als es Zampa schließlich gelingt, sich loszureißen, behält die Figur einen Rockschoß in der Hand und versinkt damit. Trotz der Verlegenheit über seinen ramponierten Anzug will Zampa die Feier fortsetzen. In diesem Moment stürzt der aufgebrachte Paphnuzzi herbei. Aufgrund eines Steckbriefes erkennt er Zampa, den Tagdieb, sofort. Aus der Ferne kommt Dandoli mit Bauern, die einen Tagdieb gefaßt haben. Dieser hatte einen Brief von Clarina an Zampa bei sich. Darin erklärt Clarina, sie nehme Zampas Angebot an, den Dienst des Zauberers Obscurus zu verlassen und statt dessen die Fee im Kampf gegen diesen Feind zu unterstützen. Allerdings warnt Clarina Zampa davor, jemals wortbrüchig zu werden. Camillerl glaubt sich verloren. Clarina erscheint. Vor ihr ergreift Zampa Camillerls Hand. Camillerl fällt ohnmächtig in die Arme ihrer Freundinnen. Zampa sieht, von allen anderen unbemerkt, neben Clarina die Gipsbraut auftauchen und sinkt ohnmächtig in die Arme Damians und seiner Kameraden. – Chor II, 16.
3. Akt
Da mit Zampa sein wichtigster Helfer zu Clarina übergelaufen ist, bietet Obscurus der Fee den Frieden an. Allerdings möchte er Zampa ausgeliefert bekommen, um ihn bestrafen zu können. Gerne ist Clarina zu einem Frieden bereit. Sie verspricht, Zampa abzugeben, sobald er sein Wort breche. Sie versichert, bereits eine Falle gestellt zu haben. – Ariette Clarina mit Chor der dienstbaren Geister III, 2 (R: „Wenn Ruhe ihr und Friede lacht, / Nur dann erst freut sie ihre Macht“). – Camillerl, nun Frau von Zampa, lebt in einer niedergedrückten Stimmung. Plötzlich hört sie unter ihrem Fenster Paphnuzzi singen. – Lied Paphnuzzi und Camillerl III, 4: Paphnuzzi singt von seiner Liebe. Camillerl versucht, ihn vor Zampa zu warnen. – Duett Paphnuzzi, Camillerl III, 4. – In einer Verkleidung als Jockey steigt Paphnuzzi durch das Fenster ein. Da Camillerl ihm einiges von dem Hochzeitsessen aufgehoben hat, setzt er sich und beginnt zu essen, ohne weiter auf Camillerls Klagen zu hören. Camillerl setzt ihre einzige Hoffnung auf ein Versprechen, das Zampa ihr bei der Hochzeit gegeben hat. Bevor sie Genaueres sagen kann, hört man Zampa kommen. Paphnuzzi ist der Meinung, daß Camillerl als Opfer genüge, und versucht, aus dem Fenster zu fliehen. Beim Absteigen von der Leiter tritt er jedoch auf eine Person. Vor Schreck klettert er in das Zimmer zurück und versteckt sich im Alkoven. Gutgelaunt tritt Zampa herein. Er hat beschlossen, das Geld seiner Frau zu verprassen und sich anschließend nach einer anderen umzusehen. Die Warnungen Damians schlägt er weiterhin in den Wind. Zampa fühlt sich sicher. Er hat die Gipsfigur pulverisieren und „messerspitzweis ins Meer“ werfen lassen. Auf Unverständnis stößt Damian bei seinem Bruder mit dem Geständnis, er habe sich mit seiner Frau versöhnt und werde deshalb aus der Bande aussteigen. Camillerl erinnert Zampa an sein Versprechen, ihre erste Bitte zu erfüllen. Sie bittet ihn, in einem anderen Zimmer zu logieren und seine Visiten stets anzumelden, damit sie sich verleugnen lassen könne. Zornig lehnt Zampa ab. Er kann sich Camillerls Abneigung gegen sich nicht erklären. Wütend fragt er, ob sie sich an seinem Namen störe. Für diesen Fall könne er noch „Salamucci“ anbieten. Das hört Camillerl mit Erstaunen, denn Paphnuzzis Bruder trägt diesen Namen. Auch Paphnuzzi hat den Namen gehört und verrät sich durch einen lauten Aufschrei. Zampa holt Paphnuzzi aus dem Versteck und übergibt ihn seiner Bande mit dem Befehl, ihn umzubringen. Camillerl will ihn mit dem Hinweis, es handle sich um seinen Bruder, zurückhalten, aber Paphnuzzi hindert sie daran. Verzweifelt ruft Camillerl Clarina um Hilfe. – Duett Camillerl, Zampa III, 11. – Camillerl flieht in den Alkoven. Als Zampa ihr folgt, findet er dort die Gipsbraut. Er versucht, sie zu ohrfeigen, doch sie richtet sich zu voller Lebensgröße auf. Zampa schlägt ihr mit einer Pistole auf den Kopf. Daraufhin kommt Paphnuzzi wehklagend unter der Maske hervor. Clarina hatte ihm zu dieser Verkleidung geraten. Außer sich vor Wut schießt Zampa auf Paphnuzzi, doch just im selben Augenblick erscheint Obscurus, fängt die Kugel mit der Hand und überreicht sie Paphnuzzi zur Erinnerung. Als Strafe für das einst gebrochene Eheversprechen soll Zampa nach Obscurus’ Willen in den Ätna geworfen werden. Zampa schlägt dagegen als schlimmere Strafe vor, eine Frau zu heiraten, die ihn „streng in der Corda hält“. Wenn sie nicht aus Gips wäre, wäre er sogar bereit, Bianca zu heiraten. Im selben Moment steht Bianca lebendig vor ihm. Zampa willigt in die Hochzeit ein. Clarina führt Camillerl heran, deren Ehe mit Paphnuzzi nun nichts mehr im Weg steht. Zum guten Schluß erscheint auch der lallende Guckano. – Schlußgesang Camillerl, Paphnuzzi, Zampa, Chor III, 16.
Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner