Parodierende Zauberposse in 2 [3] Aufzügen
- Uraufführung 9. Oktober 1833, Theater an der Wien
(Parodie auf Meyerbeers Oper „Robert der Teufel“. 70 Aufführungen bis 1853) - Nestroy-Rolle Bertram, Kommissionär eines bösen Zauberers
(Rollenverzeichnis 507) - Musik Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 57 f.; HKA Stücke 6, S. 374 und 390–418 - Vorlage Meyerbeer/Scribe: Robert le Diable, Paris 1831, Wien 1833
- Überlieferung Gladt S. 69–71; Hadamowsky 1928, S. 109; 1934, S. 237; SW Bd. 3, S. 494–536; GW Bd. 2, S. 714–717; HKA Stücke 6, S. 246–360
- Werkausgaben (Stücktext) Chiavacci Bd. 9, S. 117–151; SW Bd. 3, S. 263–327; GW Bd. 2, S. 5–59; HKA Stücke 6 (Herausgeber: Walla), S. 75–148
- Musik (erhältlich) Wienbibliothek | Klavierauszug
- Literatur HKA Stücke 6, S. 74; Bührmann; Fischer; Hannemann; Schöpf; Spendul; Koning, Henk J.: Dämonie und ihre Überwindung als Elemente vormärzlichen Eskapismus in Karl von Holteis Legende Robert der Teufel und Johann Nestroys Parodie Robert der Teuxel. Schlesien 35 (1990), S. 166–177; Spohr, Mathias: Robert der Teuxel oder: Die Konkurrenz zwischen Hofoper und Vorstadttheatern. In: Meyerbeer und der Tanz. Hg. von Gunhild Oberzauchen-Schüller und Hans Moeller. Paderborn 1998, S. 304–322
- Aufführungen Nestroy-Spiele 1990
Personen
- Robert, genannt der Teuxel
- Bertram, sein Freund, ein Commissionair eines bösen Zauberers
- Herr von Goldfisch, ein reicher Gutsbesitzer [bei Petesdorf]
- Fräulein Isabella, seine Tochter
- Reimboderl, ehemals Bauernbursche, jetzt Bedienter des Herrn von Goldfisch
- Liserl, eine Bäuerin [aus der Brühl], Reimboderls Braut
- Nagelberger, Gangelhofer, [Kranzelgruber,] Kameraden Roberts
- Der Wirt, von der Teufelsmühl
- Ein Kellner
- Ein Kegelbube
- Lenerl
- Ein Bettler
- [Ein Bettelweib]
- Schützen; Landmädchen; Kellner; Erscheinungen; Geister; Furien; [ein böser Zauberer;] Freundinnen Isabellens etc.
- Die Handlung spielt in der Umgegend Wiens und fällt in das moderne Zeitalter
Inhalt
1. Akt
Chor der Schützengesellschaft I, 1. – Robert und der Teufel Bertram („Ich bin aus der Höll“) feiern mit der ganzen Schützengesellschaft auf Roberts Kosten. Bertram ärgert sich über abfällige Bemerkungen gegen den Teufel. Aus Rache läßt er ein Gewitter aufziehen. „Nur Böses“ will Bertram tun, doch er bringt nur kleinliche Bosheiten zustande. – Reimboderl Lied mit Chor I, 4 („Bey der Kär[t]nerstraßen“). – Singend gibt Reimboderl Auskunft über Roberts Herkunft: Roberts Vater soll der Teufel geholt haben. Robert selbst sei ein ausgewachsener Lump, den man den „Teuxel“ nennt. Dem wütenden Robert gesteht Reimboderl, daß er von Isabella geschickt wurde, um an Roberts Gewissen zu appellieren. Robert soll sich von Bertram trennen, ansonsten verweigere Herr von Goldfisch seine Zustimmung zu der Verbindung mit Isabella. – Chor der Schützen I, 6. – Reimboderls Verlobte Liserl erscheint. Es stellt sich heraus, daß ihre Mutter Roberts Amme war. Nun will sie Robert einen Brief seiner Mutter geben. Doch Robert hat zur Zeit kein Interesse an dem Brief. Statt dessen erzählt er Liserl von seinen Schwierigkeiten mit Herrn von Goldfisch, den er vor einiger Zeit in einem Kaffeehaus verprügelt hat. Liserl schlägt vor, Robert solle in einem Brief Besserung geloben. Sie selbst wolle den Brief bestellen. Während Liserl mit dem Brief unterwegs ist, berichtet Bertram, daß Goldfisch seine Tochter mit Gangelhofer verloben will. Er empfiehlt Robert, mit Isabella durchzugehen. Da Robert die Zeche im Wirtshaus nicht bezahlen kann, beginnt er auf Bertrams Rat hin mit den Schützen ein Kegelspiel, verliert dabei aber durch Bertrams Zauberkünste sein ganzes Geld und seinen Rock. – Chor der Landmädchen I, 17. – Chor der Schützen I, 17. – Als Zechpreller wird Robert im Wirtshaus festgehalten, da auch der erschienene Herr von Goldfisch ihm nicht aus der Klemme helfen will. – Chor der Schützen I, 18. – Chor der Schützen und Landmädchen I, 18.
2. Akt
Chor der Freundinnen Isabellens II, 1. – Liserl bringt Isabella Roberts Brief. Isabella ist verzweifelt, weil noch am selben Tage ihre Verlobung mit Gangelhofer stattfinden soll. Liserl beschließt, Robert zu holen, damit er selbst vor Herrn von Goldfisch Besserung geloben kann. – Lied Isabella II, 4: „Wenn sich das Eheband schlingt ohne Liebe“. – Lied Liserl II, 5 (R: „So is’s große Manöver von d’Männer, ’s is wahr / und d’Exerzierzeit bey d’ Männer die is’s ganze Jahr“). – Bertram spricht mit sich selbst: Er muß für seinen Zauberer dafür sorgen, daß Robert in die Hölle kommt. Ansonsten droht Bertram das „Register der dummen Teufel“ und er darf nicht mehr auf die Erde. Er hat bis zehn Uhr Zeit, seine Aufgabe zu erfüllen. Da er Roberts Vater ist, wäre es Bertram besonders lieb, wenn er ihn in die Hölle mitnehmen könnte. Liserl, in die sich Bertram verliebt hat, hat Bertrams Selbstgespräch gehört und widersetzt sich vehement seinen Liebesbeteuerungen. Außerdem will sie Robert warnen, doch Bertram droht ihr mit dem Tod ihrer Verwandten. Bertram erzählt Robert, er habe Beziehungen zu einem bösen Zauberer, der sich vor einigen Jahren in einem Weinkeller einen Rausch angetrunken hatte und nun sehr zornig auf das Faß sei. Das Faß sei von einem goldnenen Hahn verschlossen und von einer schwarzen Katze bewacht. Wer das Rohr an sich bringe, der könne an ihm drehen und sich wünschen, was er wolle. Bertram bietet Reimboderl 1000 Gulden, damit er Liserl verläßt. Reimboderl geht sofort auf den Vorschlag ein. – Duett Reimboderl, Bertram II, 10. – Chor im Wechselgesang mit Bertram II, 11.
3. Akt
Reimboderl findet auf der Straße Bertrams Mantel, zieht ihn an und will, in einer plötzlich aufkommenden Boshaftigkeit, einen Bettler überfallen. Als er den Mantel auszieht, wird er sofort wieder freundlich, entschuldigt sich bei dem Bettler und schenkt ihm drei Dukaten. Als Reimboderl Bertram sieht, erkennt er in ihm den Teufel. Bertram verlangt von Reimboderl das Geld zurück, weil damit Gutes getan wurde, doch Reimboderl weigert sich standhaft. – Lied Bertram III, 5 (R: „I sag’s der Betrug ist zu stark in der Mod / A böser Geist sein, das ist jetzt ein elendiges Brod.“) – Chor der Kellnerinnen III, 7. – Im Weinkeller mit besagtem Faß hat Bertram die Schwefelgeister in hübsche Kellnerinnen verwandelt, die Roberts Mut anstacheln sollen, den goldenen Hahn an sich zu nehmen, was ihm schließlich auch gelingt. – Chor III, 8. – Als Robert die höllische Szenerie erkennt und dadurch bemerkt, in welcher Gesellschaft er sich befindet, schleudert er den Talisman von sich. Bertram offenbart Robert, daß er sein Vater sei, woraufhin Robert einwilligt, mit ihm zu gehen. In diesem Moment erscheint Liserl und bringt Robert die Nachricht, daß Goldfisch bereit ist, ihm Isabella zu geben, wenn er sich nur von Bertram trennt. Außerdem zeigt sie Robert den Brief seiner Mutter, in dem diese ihn vor Bertram warnt. Bertram hat bereits Roberts Hand gefaßt, um ihn mit sich zu ziehen. Liserl ergreift Roberts andere Hand, um ihn Bertram zu entreißen, doch dies gelingt erst, als Reimboderl zu Hilfe eilt. Im selben Augenblick schlägt es Viertel nach zehn und Bertram versinkt im Boden. – Unsichtbarer Chor guter Geister III, 12. – In der Schlußszene führt Herr von Goldfisch Isabella in Roberts Arme. Reimboderl umarmt Liserl. – Allgemeiner Chor III, 13.
Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner