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Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen /
Die Verbannung aus dem Zauberreiche

 
Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen: Lokales Zauberspiel mit Tanz, Gesang und Tableaux in 2 Akten

Die Verbannung aus dem Zauberreiche oder Dreissig Jahre aus dem Leben eines Lumpen: Zauberspiel mit Gesang in 2 Acten

  • Uraufführung 20. Dezember 1828 Graz (Theater in der Josefstadt 1829, Theater an der Wien 1832) (88 Aufführungen)
  • Nestroy-Rolle Longinus (Rollenverzeichnis 279)
  • Musik Adolf Müller/Franz Roser, Nachweise: Hilmar S. 44; HKA Stücke 1, S. 495–514
  • Vorlage Nach J. W. Lembert [J. W. Tremler]: Dreißig Jahre aus dem Leben eines Spielers (Victor Ducange: Trente années d’ un jour)
  • Überlieferung Gladt S. 88, Hadamowsky 1928, S. 122, Hadamowsky 1934, S. 174; SW Bd. 1, S. 619–652; GW Bd. 1, S. 644–647; HKA Stücke 1, S. 453–462 bzw. 413–452
  • Werkausgaben (Stücktext) CG Bd. 10, S. 47–90; SW Bd. 1, S. 1–86; GW Bd. 1, S. 195–264; HKA Stücke 1 (Herausgeber: Walla), S. 109–178 (Dreißig Jahre), S. 181–237 (Die Verbannung)
  • Musik (erhältlich) Wienbibliothek
  • Literatur HKA Stücke 1, S. 108; Diehl; Neufeld

Personen: Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen

  • Simplicius Pumpf, ein reicher Zauberer, Besitzer mehrerer magischer Herrschaften
  • Longinus, sein Sohn
  • Crepontes, sein Factotum, ebenfalls ein Zauberer
  • Nocturnus, ein gelehrter Magier, ehemals Erzieher des Longinus
  • Bisgurnia, eine Fee, Witwe eines mächtigen Zauberers
  • Urania, ihre Tochter
  • Knopf, Bedienter des Longinus
  • Ein Bedienter des Simplicius
  • Der Genius der Zeit
  • Ein kleiner geflügelter Spiritus
  • Ein alter Geist
  • Hexen, Feen, Genien, Satyren, Geister
  • Frau von Brettnagel, eine reiche Witwe
  • Longius, ihr Neffe, 24 J.
  • Herr von Eisenkopf, Bankier
  • Albertine, seine Tochter, 20 J.
  • Heinrich Pfiff, Kammerdiener der Frau von Brettnagel, 28 J.
  • Lisette, Albertines Kammermädchen, 19 J.
  • Johann, Eisenkopfs Bedienter
  • Rosa, Küchenmädchen,
  • Franz, Bedienter, beide bei Frau von Brettnagel
  • Adolf Wallner, Buchhalter des Herrn von Eisenkopf, 27 J.
  • Ein Küchenjunge
  • Speer, Inspektor auf Frau von Brettnagels Landhause
  • Gertrud, seine Frau, 26 J.
  • Nocturnus (als Unbekannter)
  • Schneller, Gastwirt
  • Julerl, Kellnerin
  • 1. und 2. Gast
  • Nocturnus (als Schauspieldirektor)
  • Brand, Heldenspieler
  • Süßholz, Liebhaber
  • Herzensdrang, Tenorist
  • Kellerbär, Bassist
  • Herr Kreidenthal, Tanzmeister
  • Mehrere Schauspieler
  • Wirtshausgäste
  • Longinus, 34 J.
  • Longinus, 44 J.
  • Heinrich Pfiff, Inhaber des Hotels „Zum goldenen Anker“, 48 J.
  • Lisette, seine Frau, 39 J.
  • Herr von Pflastertritt, ein Stutzer, 28 J.
  • Pierre, sein Bedienter
  • Kellner im Hotel
  • Adolf Wallner, Bankier, 47 J.
  • Albertine, seine Frau, 40 J.
  • Therese, deren Tochter, 18 J.
  • Madame Speer, Witwe, 46 J.
  • Scharf, Gerichtsdiener
  • Ein Kellner
  • 1. und 2. Traumgestalt
  • Gerichtsdiener
  • Aufwärter
  • Furien
  • Longinus, 54 J.
  • Madame Speer, Witwe 56 J.
  • Herr von Pflastertritt, 38 J.
  • Gustav, sein Zögling
  • Frau Katherl, Öbstlerin
  • Ein Schusterbube
  • Peterl, Jakerl, Hanserl, Nikerl, alles Gassenjungen

Die erste Abteilung spielt im Geisterreich. Die zweite Abteilung spielt in einer großen Stadt und bei dem nahegelegenen Landhaus der Frau von Brettnagel. Die dritte Abteilung spielt im Wirtshause einer Provinzialstadt. Die vierte Abteilung spielt im Hotel „Zum goldenen Adler“ und in der Wohnung des Longinus, in einer Hauptstadt. Die fünfte Abteilung spielt auf einem Marktplatz in der vorigen Hauptstadt. Die letzte Szene spielt abermals im Zauberreich.

Personen: Die Verbannung aus dem Zauberreiche

  • Pumpf, ein reicher Zauberer
  • Longinus, sein Sohn
  • Nocturnus, ein gelehrter Magier, ehemals Erzieher des Longinus
  • Bisgurnia, eine Fee, Witwe eines mächtigen Zauberers
  • Crepontes, Bedienter des Longinus
  • Urania, Tochter der Bisgurnia
  • Stix, Bedienter des Pumpf
  • Genius der Zeit
  • Feen, Genien, Satyren, Zauberer, Geister
  • Frau von Bretnagel, eine reiche Witwe
  • Longius, ihr Neffe, 24 J.
  • Herr von Eisenkopf, Bankier
  • Albertine, seine Tochter, 20 J.
  • Heinrich Pfiff, Kammerdiener der Frau von Bretnagel, 28 J.
  • Lisette, Kammermädchen im Hause des Herrn von Eisenkopf, 19 J.
  • Adolph Wallner, Buchhalter des Herrn von Eisenkopf, 27 J.
  • Emma, Köchin,
  • Jakob, Hausknecht, beide bei Frau von Bretnagel
  • Johann, Bedienter des Herrn von Eisenkopf
  • Speer, Inspektor auf dem Landhause der Frau von Bretnagel, 60 J.
  • Gertrud, dessen Frau
  • Unbekannter (Nocturnus)
  • Küchenjungen und Küchenmägde
  • Schneller, Gastwirt
  • Julerl, Kellnerin
  • 1. und 2. Gast
  • Schauspieldirektor (Nocturnus)
  • Brand, Heldenspieler
  • Süßholz, Liebhaber
  • Herzensdrang, Tenorist
  • Kellerbär, Bassist
  • Longinus, 34 J.
  • Longinus, 44 J.
  • Heinrich Pfiff, Inhaber des Hotels „Zum goldenen Anker“, 48 J.
  • Lisette, seine Frau, 39 J.
  • Herr von Pflastertritt, ein Stutzer, 28 J.
  • Pierre, dessen Bedienter
  • Kellner im Hotel
  • Adolph Wallner, 47 J.
  • Albertine, seine Frau, 40 J.
  • Therese, seine Tochter, 18 J.
  • Madame Speer, Witwe, 46 J.
  • Scharf, Gerichtsdiener
  • 1. und 2. Traumgestalt
  • Furien
  • Longinus, 54 J.
  • Madame Speer, Witwe 56 J.
  • Herr von Pflastertritt, Erzieher, 38 J.
  • Gustav, sein Zögling
  • Frau Katherl, Öbstlerin
  • Wächter
  • Schulknabe
  • Mehrere Gassenbuben

Das Vorspiel spielt im Geisterreich. Die zweite Abteilung spielt in einer großen Stadt und bei einem nahegelegenen Landhaus der Frau von Bretnagel. Die dritte Abteilung spielt in einer ansehnlichen Provinzstadt. Die vierte Abteilung spielt in einer Hauptstadt. Die fünfte Abteilung spielt in der vorigen Hauptstadt. Die letzte Szene spielt abermals im Zauberreich.

Inhalt: Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen

1. Akt

1. Abteilung: Chor (mit Crepontes) I, 1. – Pumpf ist ganz außer sich vor Freude, daß sein Sohn Longinus nach fünfjähriger Abwesenheit nach Hause zurückkehrt. Pumpf glaubt nicht, was der Diener Knopf über Longinus berichtet: Er trinke mit jedem und spreche jede Magd an. Nocturnus macht Pumpf schwere Vorwürfe: Pumpf habe ihm nicht erlaubt, Longinus zu begleiten, um seine Ausschweifungen in Grenzen zu halten. Außerdem hätte Pumpf sich mit seiner Zaubermacht über den Lebenswandel seines Sohnes informieren können. Nun kehre Longinus als Lump zurück. Pumpf ist erbost über Nocturnus’ Rede. Nach Pumpfs Wünschen soll Longinus Urania heiraten. Diese will in die Heirat jedoch nur einwilligen, wenn ihr Bräutigam ihrem verstorbenen Vater ähnelt. In Uranias Erzählungen ist der Vater sehr edel gewesen. Nach der Meinung ihrer Mutter war er ein Wüstling. – Chor I, 3. – Arie (Auftrittslied) Longinus I, 4 („Papa, ich komm z’Haus, welch ein festlicher Tag!“). – Longinus spricht sofort nach seiner Ankunft von Schulden. Da wird dem Vater klar, daß er tatsächlich ein Lump geworden ist. Zum Entsetzen von Urania berichtet Longinus ohne ein Wort des Bedauerns von seinem unsoliden Lebenswandel. Er ist sehr zufrieden mit seinem Leben. Pumpf ruft Nocturnus um Hilfe an. Nocturnus will Longinus nicht strafen, sondern bessern. Longinus wird aus dem Zauberreich verbannt und darf erst zurückkehren, wenn er sich gebessert hat. 30 Jahre lang soll Longinus als Lump auf der Erde leben, um zu sehen, wohin ihn dieses Leben führt. Im Zauberreich werden die Jahre wie Tage vergehen. Longinus ist begeistert von der Idee. Nocturnus erklärt den Ablauf: Zunächst soll Longinus zehn Jahre als Lump leben. Danach darf er wählen, ob er weitere zehn Jahre bleiben will. Sollte er diese Möglichkeit wählen, wird er auf jeden Fall auch die letzten zehn Jahre noch bleiben müssen. – Chor I, 5.

2. Abteilung: An die bevorstehende Hochzeit ihrer jungen Herrschaften knüpft Lisette die Hoffnung, daß Heinrich sie heiraten wird. Heinrich ist jedoch davon überzeugt, daß die Hochzeit nicht stattfinden wird, weil der junge Herr, sollte seine Tante sterben, viel Geld erben werde. Gemeinsam mit ihm will Heinrich dann in die Welt ziehen. Sollte er irgendwann wieder auf Lisette treffen, hält er eine erneute Beziehung nicht für ausgeschlossen. Adolf ist in Albertine verliebt, die am nächsten Tag Longinus heiraten soll. Heinrich versichert ihm, daß die Hochzeit nicht stattfinden kann, weil der Bräutigam nicht erscheinen wird. Unterdessen versucht Albertine vergeblich ihren Vater von der Hochzeit abzubringen. Der Vater hält es für das Beste, wenn die Eltern den Bräutigam aussuchen. Der Neffe der reichen Frau von Brettnagel sei genau der Richtige. Und Albertine müsse ihn lieben. Um Braut und Bräutigam miteinander bekannt zu machen, erscheint Fau von Brettnagel mit Longinus, den sie wie ein kleines Kind behandelt. Longinus verhält sich dementsprechend und macht auf seine Tante und seinen zukünftigen Schwiegervater den allerbesten Eindruck. Am Abend verbrennt Frau von Brettnagel die Rute, mit der Longinus erzogen wurde, weil er ab dem nächsten Tag unter dem „Ehestandspantoffel“ steht. Nachdem die Tante fortgegangen ist, läßt Longinus Heinrich durch das Fenster herein. Heinrich gibt Longinus den Schlüssel zu dem Sekretär, in dem Frau von Brettnagel 100.000 Taler verwahrt hat, die sie Longinus zu seiner Hochzeit geben will. Heinrich rät Longinus, das Geld zu nehmen und sich mit ihm nach Paris abzusetzen. Doch Longinus will nicht fort, weil Albertine es ihm angetan hat. So gehen Heinrich und Longinus einstweilen in die Küche. – Chor I, 13. – Longinus fängt sofort an, dem Küchenmädchen Rosa schön zu tun. – Quodlibet-Duett Rosa, Longinus I, 13. – Anschließend gehen Heinrich und Longinus in ein Wirtshaus. – Chor I, 13. Am Morgen wird Longinus vor den Augen der Hochzeitsgesellschaft völlig betrunken aus dem Wirtshaus geworfen. Herr von Eisenkopf ist entsetzt, bestimmt Adolf zu seinem Kompagnon und erklärt, daß Adolf und Albertine in einer Woche heiraten werden. Frau von Brettnagel weist Longinus aus dem Haus. Ein Unbekannter, der sich unter die Gäste gesellt hatte, spricht Longinus an und macht ihm durch Zauberkraft deutlich, daß für ihn keine Hochzeit stattfinden wird. – Unsichtbarer Chor I, 21.

2. Akt

3. Abteilung: Longinus, 34 Jahre alt, Schauspieler, erscheint als liederlicher Mensch in einem Gasthaus. Dort trifft er auf Nocturnus, den er in der Gestalt eines Direktors nicht erkennt. Dem Direktor erzählt er, daß er seit neun Jahren beim Theater sei und seine letzte Stellung verloren habe, weil er den Direktor geschlagen habe. Dieser wollte Longinus kein Geld geben, weil er ihm nichts schuldig war. Auch dieser Direktor will ihn nicht anstellen. Longinus sei ein liederlicher Mensch, eben ein Lump, der seiner Gesellschaft schaden würde. Longinus erzählt sein Schicksal: Seine Tante habe ihn davongejagt, jedoch nicht ohne ihm vorher sein Erbteil von 100.000 Talern auszuzahlen. Das Geld habe er gemeinsam mit seinem Diener Heinrich, der nun Kapitalist sei, innerhalb eines Jahres in Paris durchgebracht. Trotzdem will Longinus nicht zu einem ordentlichen Leben zurückkehren, denn bei jeder Gesellschaft werde für ihn gesammelt, damit er weiterziehen kann. Noch mindestens zehn Jahre will er weiterhin als Lump leben. Nocturnus erwidert: „Frei wählst du deine zweiten zehn Jahre. Bei den dritten hast du keine Wahl. Sie werden deine Strafe sein.“ – Unsichtbarer Chor II, 5.

4. Abteilung: Heinrich und Lisette, beide um 20 Jahre älter, besitzen das Hotel „Zum goldenen Adler“. Heinrich ist stolz darauf, Longinus am Vorabend seiner Hochzeit einen Rausch angezecht und ihn anschließend in Paris um sein halbes Vermögen gebracht zu haben. Seit drei Jahren arbeitet Longinus bei ihm als Lohnbedienter, ohne jedoch seinen Lebenswandel geändert zu haben. Adolf, mittlerweile reicher Bankier, Albertine und ihre Tochter Therese sind im Hotel abgestiegen. Der verbitterte Longinus, 44 Jahre alt, wird von Heinrich entlassen, weil er durch seine Geschäfte das Hotel in Verruf bringt. Als Pflastertritt Longinus bittet, ihm eine Unterredung mit Therese zu verschaffen, erkennt Longinus eine Möglichkeit, sich an Adolf zu rächen, weil dieser ihm die Frau weggenommen und deren Geld bekommen hat. Finanziell steckt Longinus in der Klemme: Man verlangt von ihm die Begleichung von Wechseln über 500 Gulden. Doch er besitzt nicht mehr das Geringste: kein Geld, keine Möbel, keine Kleider. Nach langem Zögern beschließt er, Adolf einige Obligationen zu stehlen. Longinus arrangiert ein Treffen zwischen Therese und Pflastertritt und berichtet dann wie zufällig Adolf und Albertine von diesem Rendezvous. Adolf ist empört und eilt davon. Longinus nutzt diese Gelegenheit, die Schatulle mit den Obligationen an sich zu nehmen. Allerdings bemerkt Adolf den Dieb, und Longinus wird festgenommen. Es erfolgt eine Verwandlung: Longinus steht in einem Tal, in dem er auf Nocturnus trifft. – Chor II, 24. – Nocturnus erklärt ihm, daß der Weg ins Geisterreich für ihn versperrt ist, denn es gibt nur drei Eingänge: den für Unschuldige, den für Gerechte und den für die, welche gebüßt haben. Longinus’ Weg kann nur der letztere sein, nachdem er weitere zehn Jahre als Lump gelebt hat. – Furien-Chor II, 24.

5. Abteilung: Longinus, 54 Jahre alt, ist Gassensäuberer, voll Unmut und später Reue, abgemagert und elend gekleidet. Er sieht die Schuld an seinem Unglück bei der Erziehung durch seine Tante: „Gar zu streng sein gegen die Kinder ist eben so bös, als wenn man ihnen alles angehn läßt.“ Longinus bereut, nicht schon vor 20 Jahren sein Leben geändert zu haben. – Arie Longinus II, 31(„’s glaubt mancher sein Lebzeit glücklich [zu] seyn“). – Gebessert kehrt Longinus ins Zauberreich zurück und ist überglücklich, seinen Vater und seine Braut Urania wiederzusehen. Er ist der Meinung, daß es weniger Lumpen gäbe, wenn alle wüßten, wie es nach 30 Jahren mit ihnen stehe. – Schlußgesang II, 32 („Die Jugend ist selten solid“). – Chor II, 32.

Inhalt: Die Verbannung aus dem Zauberreiche

1. Akt

1. Abteilung (Vorspiel: Die Verbannung): Chor I, 1. – Pumpf ist ganz außer sich vor Freude, weil sein Sohn Longinus nach fünfjähriger Abwesenheit nach Hause zurückkehrt. Doch Nocturnus macht Pumpf schwere Vorwürfe: Pumpf habe ihm nicht erlaubt, Longinus zu begleiten. Außerdem habe Pumpf sich nicht mit Hilfe seiner Zaubermacht über den Lebenswandel seines Sohnes informiert. Nun kehre Longinus als Lump zurück. Pumpf ist erbost über Nocturnus’ Rede. Nach Pumpfs Wünschen soll Longinus Urania heiraten. – Arie (Auftrittslied) Longinus I, 4 („Papa, ich komm z’Haus, welch ein festlicher Tag“). – Longinus spricht sofort nach seiner Ankunft von Schulden. Da wird dem Vater klar, daß er tatsächlich ein Lump geworden ist. Zum Entsetzen von Urania berichtet Longinus ohne ein Wort des Bedauerns von seinem unsoliden Lebenswandel. Zu allem Überfluß gesteht er ein, 300 Frauen haben zu wollen. Eine davon solle Urania sein, die eine Hochzeit mit Longinus nun strikt ablehnt. Pumpf ruft Nocturnus um Hilfe an. Dieser will Longinus nicht strafen, sondern bessern: Longinus wird aus dem Zauberreich verbannt, bis er sich gebessert hat. 30 Jahre lang soll er als Lump auf der Erde leben. Longinus ist begeistert von der Idee. Im Zauberreich werden die Jahre wie Tage vergehen. Nocturnus erklärt den Ablauf: Zunächst soll Longinus zehn Jahre als Lump leben. Danach darf er wählen, ob er weitere zehn Jahre bleiben will. Sollte er diese Möglichkeit wählen, wird er auf jeden Fall auch die letzten zehn Jahre noch bleiben müssen. – Chor I, 5.

2. Abteilung (Der Rausch): Adolph ist in Albertine verliebt, die am nächsten Tag Longinus heiraten soll. Heinrich selbst will diese Hochzeit verhindern und dafür sorgen, daß der Bräutigam nicht erscheint. Unterdessen versucht Albertine vergeblich, ihren Vater von der Hochzeit abzubringen. Der Vater hält es für das Beste, wenn die Eltern den Bräutigam aussuchen. Der Neffe der reichen Frau von Bretnagel sei genau der Richtige und Albertine müsse ihn lieben. Um Braut und Bräutigam miteinander bekannt zu machen, erscheint Frau von Bretnagel mit Longinus, den sie wie ein kleines Kind behandelt. – Chor I, 9. In der Küche streiten sich Jakob und Emma. Jakob ist eifersüchtig wegen Longinus, doch Emma beteuert ihre Treue. – Ariette Emma I, 10 („Es ist mit euch ihr Männer gar nicht auszuhalten“). – Longinus und Heinrich kommen in die Küche, und Longinus fängt sofort an, Emma schön zu tun. Um Jakob zu beruhigen, schlägt Heinrich vor, gemeinsam ins Wirtshaus zu gehen. – Quodlibet Emma, Jakob, Longinus I, 12. – Vor den Augen der Hochzeitsgesellschaft wird Longinus am Morgen völlig betrunken aus dem Wirtshaus geworfen. Herr von Eisenkopf ist entsetzt, bestimmt Adolph zu seinem Kompagnon und erklärt, daß Adolph und Albertine in einer Woche heiraten werden. Frau von Bretnagel weist Longinus aus dem Haus, sein Geld will sie ihm nachschicken. In einem Unbekannten, der sich unter die Gäste gesellt hatte, erkennt Longinus Nocturnus, der ihm mitteilt, daß der Weg ins Geisterreich für ihn versperrt ist. Noch nicht einmal ein Jahr ist verstrichen.

2. Akt

3. Abteilung (Die Schenke): Chor der Gäste II, 1. – Longinus, 34 Jahre alt, Schauspieler, erscheint als liederlicher Mensch in einem Gasthaus. Dort trifft er auf Nocturnus, den er in der Gestalt eines Direktors nicht erkennt. Dem Direktor erzählt er, daß er seit neun Jahren beim Theater sei und seine letzte Stellung verloren habe, weil er den Direktor geschlagen habe. Dieser wollte Longinus kein Geld geben, weil er ihm nichts schuldig war. Auch dieser Direktor will ihn nicht anstellen. Longinus sei ein liederlicher Mensch, eben ein Lump, der seiner Gesellschaft schaden würde. Longinus erzählt sein Schicksal: Seine Tante habe ihn davongejagt, jedoch nicht ohne ihm vorher sein Erbteil von 100.000 Talern auszuzahlen. Das Geld habe er gemeinsam mit seinem Diener Heinrich, der nun Kapitalist sei, innerhalb eines Jahres in Paris durchgebracht. Trotzdem will Longinus nicht zu einem ordentlichen Leben zurückkehren. Noch mindestens zehn Jahre will er weiterhin als Lump leben. Nocturnus erwidert: „Frei wählst du deine zweiten zehn Jahre. Bei den dritten hast du keine Wahl. Sie werden deine Strafe sein.“

4. Abteilung (Der Diebstahl): Heinrich und Lisette, beide um 20 Jahre älter, besitzen das Hotel „Zum goldenen Adler“. Heinrich ist stolz darauf, Longinus vor 19 Jahren um einen Teil seines Vermögens gebracht zu haben. Seit drei Jahren arbeitet Longinus bei ihm als Lohnbedienter, ohne jedoch seinen Lebenswandel geändert zu haben. Adolph, mittlerweile reicher Bankier, Albertine und ihre Tochter Therese sind im Hotel abgestiegen. Der verbitterte Longinus, 44 Jahre alt, wird von Heinrich entlassen, weil er durch seine Geschäfte das Hotel in Verruf bringt. Als Pflastertritt Longinus bittet, ihm eine Unterredung mit Therese zu verschaffen, erkennt Longinus eine Möglichkeit, sich an Adolph zu rächen, weil dieser ihm die Frau weggenommen und deren Geld bekommen hat. Finanziell steckt Longinus in der Klemme: Man verlangt von ihm die Begleichung von Wechseln über 500 Gulden. Doch er besitzt nicht mehr das Geringste: kein Geld, keine Möbel, keine Kleider. Nach einigem Zögern beschließt er, Adolph einige Obligationen zu stehlen. Longinus arrangiert ein Treffen zwischen Therese und Pflastertritt und berichtet dann wie zufällig Adolph und Albertine von diesem Rendezvous. Adolph ist empört und eilt davon. Longinus nutzt diese Gelegenheit, die Schatulle mit den Obligationen an sich zu nehmen. Allerdings bemerkt Adolph den Dieb, und Longinus wird festgenommen. Es erfolgt eine Verwandlung: Nocturnus erscheint und stellt fest, daß alles nach seinen Wünschen geht; Longinus wird auch die letzten zehn Jahre, die ihn strafen sollen, noch auf der Erde verbringen. Crepontes berichtet, daß Pumpf sehr wütend ist, weil Longinus von Jahr zu Jahr ein ärgerer Lump wird, doch Nocturnus läßt sich nicht beirren.

5. Abteilung (Die Strafe): Longinus, 54 Jahre alt, ist Gassensäuberer, voll Unmut und später Reue, abgemagert und elend gekleidet. Er sieht die Schuld an seinem Unglück bei der Erziehung durch seine Tante: „Gar zu streng sein gegen die Kinder ist akkurat so dumm, als wenn man ihnen alles angehn läßt.“ Longinus bereut, nicht schon vor 20 Jahren sein Leben geändert zu haben. – Arie Longinus II, 28 („Wenn ich a untreues Weib seh, so möchte ich ihr sagn“). – Chor II, 29. – Gebessert kehrt Longinus ins Zauberreich zurück und ist überglücklich, seinen Vater und seine Braut Urania wiederzusehen. Er ist der Meinung, daß es weniger Lumpen gäbe, wenn alle wüßten, wie es nach 30 Jahren mit ihnen stehe. – Schlußgesang Longinus II, 32 („Die Jugend ist gar selten solid!“).

Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner