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Die Gleichheit der Jahre

Lokalposse in 4 Abteilungen:
1. Abteilung: Der 29. Geburtstag und der Landkutscher, 2. Abteilung: Beraubung und Verlobung, 3. Abteilung: Liebe und Verzweiflung, 4. Abteilung: Lange Nasen und Heurathen
Dieses Stück entspricht in seiner Struktur dem „Verlobungsfest im Feenreiche“, aus dem einige Passagen fast wortwörtlich übernommen wurden
  • Uraufführung 8. Oktober 1834, Theater an der Wien (21 Aufführungen)
  • Nestroy-Rolle Eduard Strizl (Rollenverzeichnis 528)
  • Musik Adolf Müller; Nachweise: Hilmar S. 51 f.; HKA Stücke 7/I, S. 269–294
  • Vorlage Vgl. Angaben zu Das Verlobungsfest im Feenreiche, S. 96
  • Überlieferung Gladt, S. 47 f.; Hadamowsky 1928, S. 81; 1934, S. 152; SWBd. 2, S. 733–755; HKA Stücke 7/I, S. 177–224
  • Werkausgaben (Stücktext) CG Bd. 3, S. 157–204; SW Bd. 2, S. 457–548; HKA Stücke 7/I (Hg.: Walla), S. 71–148
  • Musik (erhältlich) Wienbibliothek | Klavierauszug
  • Literatur HKA Stücke 7/I, S. 4; Diehl

Personen

  • Herr von Hirschwald, Oberforstmeister in Kobelsbach
  • Ursula, dessen Haushälterin
  • Mamsell Regina Geldkatz, eine Kapitalistin
  • Madam Tritschtratsch,
  • Madam Plappermühl,
  • Madam Redhaus, Einwohnerinnen von Kobelsbach
  • Schladriwux, Schrankenzieher in Kobelsbach
  • Ein Bote
  • Miller, Verwalter in in Diensten des Herrn von Steinthal
  • Amalie, seine Tochter
  • Fest, Dorfrichter
  • Schlag, Dorfwächter
  • Geißl, ein Landkutscher
  • Christoph Stritzl, Zolleinnehmer in Kobelsbach
  • Crescentia, seine Gattin
  • Eduard, beider Sohn
  • Zettermann, Lederermeister, Crescentiens Bruder
  • Nanett, Stubenmädchen der Mamsell Regin
  • Susanne, Dienstmagd des Zolleinnehmers
  • Notarius Kupferberg
  • Herr von Steinthal, ein reicher Gutsbesitzer
  • Frau von Steinthal, dessen Gemahlin
  • Kapitän Brand, ein Verwandter der Frau von Steinthal
  • Korporal Sturm,
  • Margareth, Magd des Verwalters
  • Han[n]s,
  • Jacob, Bauernburschen,
  • Lise,
  • Hannchen, Bauernmädchen, alle von der Herrschaft Steinthal
  • Kandidat Schwarz
  • 1., 2., 3., 4. Träger
  • Ein Bube
  • [Ein Bursche]
  • Zwei Postillons
  • Landleute
  • Soldaten
  • mehrere Bauern
  • [Steffel, ein Kellner]
  • Mehrere Honoratioren von Kobelsbach samt Frauen
  • Mehrere Bediente und Jäger des Herrn von Steinthal
  • 1. Akt: Die Handlung geht teils in dem kleinen Städtchen Kobelsbach, teils in einem eine Meile davon entfernten Dorf vor. 2. Akt: Die Handlung spielt in Kobelsbach. 3. Akt: Die Handlung geht auf der Herrschaft Steinthal vor. 4. Akt: Die Handlung geht in Kobelsbach, und zwar ein Jahr später als der dritte Akt vor.

Inhalt

1. Akt

Chor der Frauen I, 1. – Regin feiert ihren angeblich 29. Geburtstag. Hirschwald, 50 Jahre alt, macht Regin einen Heiratsantrag, den sie mit Hinweis auf sein Alter ablehnt. Schladriwux, selbst 50 Jahre alt, will die gleichaltrige Ursula nicht heiraten, weil sie ihm zu alt geworden ist. Durch einen von Hirschwald anonym an Regin geschickten Taufschein erfährt die Geburtstagsgesellschaft, daß Regin in Wahrheit ihren 50. Geburtstag feiert. Da er die Gleichheit der Jahre für eine gute Ehevoraussetzung hält, erneuert Hirschwald seinen Antrag an Regin. Doch diese bleibt bei ihrer Ablehnung. Schließlich wird ein schriftlicher Vertrag geschlossen: Sollten Regin und Schladriwux nicht innerhalb eines Jahres einen jeweils jüngeren Ehepartner finden, werden sie Hirschwald und Ursula heiraten. – Chor der Frauen I, 4. – Chor der Bauern I, 5. – Unweit seines Heimatortes Kobelsbach versucht Eduard einen Landkutscher um seinen Lohn zu prellen. Er wird jedoch bei seinem Fluchtversuch von Miller erwischt. Es entsteht eine große Aufregung, bis sich schließlich herausstellt, daß Eduard von Miller gesucht wurde. Miller soll Eduard auf das Gut des Herrn von Steinthal bringen, weil dieser ihm für die Pflege seines Sohnes in schwerer Krankheit danken möchte. Miller bezahlt Eduards Kutsche. – Chor der Bauern I, 11.

2. Akt

Dieser Akt entspricht fast wortwörtlich dem Ende des ersten Aktes aus dem „Verlobungsfest im Feenreich“. Es geht um die gestohlenen Mauteinnahmen und den Ehevertrag zwischen Eduard und Regin.

3. Akt

Eduard befindet sich mit Schladriwux, der als Begleitung aus Kobelsbach mitgereist ist, im Schlosse des Herrn von Steinthal. Dort stellt er den Bauernmädchen nach, weshalb sich diese mit ihren Freunden bei Miller beschweren. Dieser ist froh, daß Eduard anderntags abreisen will. Eduard hat sich unterdessen in Amalie verliebt und bittet Miller um die Hand seiner Tochter. Erst auf das Bitten von Herrn und Frau von Steinthal sowie von Capitain Brand gibt er seine Einwilligung, da die Hochzeit erst in einem Jahr stattfinden soll und alle versichern, daß Eduard sich bessern werde. In diesem Moment kommt Eduard der Ehevertrag mit Regin in den Sinn, und er verzweifelt völlig. Schladriwux glaubt, Amalie sei in ihn verliebt, weil sie ihn bittet, mit Eduard nicht am nächsten Tag abzureisen, sondern noch acht Tage zu bleiben. Unterdessen haben von Steinthal und Miller von dem Vertrag und seiner Entstehung gehört und sind davon überzeugt, daß Regin selbst den Diebstahl inszeniert hatte. Nun wollen sie Eduard helfen. Mit derselben List wie im „Verlobungsfest im Feenreich“ sorgen sie zunächst für das Verschwinden von Schladriwux aus Steinthal, damit er von allem Weiteren nichts nach Kobelsbach berichten kann. – Lied Schladriwux II, 20 (R:„Da möchte man die Fras völlig kriegn, / Da wär’s am Platz, Schrancken zu ziegn.“).

4. Akt

Der Beginn dieses Akts entspricht dem Beginn des 3. Akts im „Verlobungsfest im Feenreich“. Eduard scheint nicht nur völlig verändert nach Hause zurückgekehrt zu sein, sondern macht auch noch alle glauben, er sei ein Räuberhauptmann geworden. Chor IV, 11. – Eduard läßt Schladriwux und Regin von seiner „Räuberbande“ gefangennehmen, doch Schladriwux entkommt unerkannt in einem Amorkostüm. Regin verspricht dem Candidaten Schwarz für ihre Rettung ihre Hand und die Verwalterstelle. In diesem Moment tritt Eduard ein und fordert Schwarz zum Duell, da eine Aufhebung des Ehevertrags nicht die 1000 Gulden Schulden seines Vaters bei Regin löschen würde. Daraufhin gesteht Regin, selber das Geld gestohlen zu haben, um eine Hochzeit mit Eduard zu erreichen. Nun will sie sich von Eduard lossagen und Schwarz heiraten. Durch das Erscheinen von Steinthal, Miller, Amalie, Hirschwald und Ursula wird alles zu einem guten Ende geführt: Schwarz entpuppt sich als Steinthals Sohn, und Eduard läßt seine Räuberkluft fallen. Er bekommt die Verwalterstelle in Steinthal und darf Amalie heiraten. Hirschwald und Ursula berufen sich auf die schriftlichen Versprechungen von Regin und Schladriwux, und die beiden willigen scheinbar ungerührt in die Vermählungen ein.

Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner