Nestroy-Spiele 2011

Der Mann an der Spitze oder Lady und Schneider

39. Nestroy-Spiele Schwechat 2011 im Schlosshof der Rothmühle
in Schwechat-Rannersdorf, 2320 Schwechat, Rothmühlstraße 5
Premiere 25. Juni 2011, Vorstellungen bis 30. Juli 2011

Bilanz 2011: Trotz der nicht gerade erfreulichen Wettersituation im Juli, die vielen Freilichtbühnen in diesem Sommer Probleme bereitet hat, haben rund 4700 Zuschauer Nestroys „Der Mann an der Spitze“ gesehn. Die gute Auslastung der Jahre davor konnte also mehr als gehalten werden.

Durch einen absurden Zufall erhält ein in seinem erlernten Beruf als Schneider bisher eher erfolgloser Möchtegernpolitiker die Chance, für eine höchst einflussreiche, prominente englische Lady ein Ballkostüm zu kreieren. Sein geschmackloser Entwurf löst in der Wiener Gesellschaft wider Erwarten Begeisterungsstürme aus, und so wird der als größenwahnsinnig belächelte Spinner plötzlich zum „shooting star“. Am scheinbaren Höhepunkt seines gesellschaftlichen Aufstiegs und seiner Machtphantasien gerät er jedoch in einen Strudel dunkler politischer Intrigen und privat in eine Situation, die ihn mit seinen Ängsten und dunklen Seiten konfrontiert.

Mit beißendem Witz, analytischer Schärfe und geradezu visionär zeigt Nestroy in seiner nachrevolutionären Posse „Der Mann an der Spitze“ den Prototyp eines heute in allen Demokratien grassierenden Politikers: einen halbgebildeten, eloquenten und demagogisch versierten Opportunisten, der als selbsternannter Vertreter des „kleinen Mannes“ um jeden Preis an die Macht will.

„Der Mann an der Spitze“ – ein zu Unrecht vergessenes brillantes und höchst amüsantes Meisterwerk von erstaunlicher Zeitlosigkeit, gespielt von den Schwechater Nestroy-Spezialisten rund um Peter Gruber.

Besetzung

  • Graf von Hohenstern Peter Gabriel
  • Friedrich, Sohn des Grafen Christoph Schmelzinger
  • Paul, Sohn des Grafen Alexander Lainer
  • Baronin von Jaroszynski-Kargenhausen Gabil Holzer
  • Adele, ihre Tochter Iris Seidl
  • Fuchs, Sekretär der Baronin Benjamin Turecek
  • Lady Bridewell Susanne Adametz
  • Lort Atworth, ihr Oheim, englischer Botschafter Franz Steiner
  • Miss Kemble, Kammerfrau der Lady Bella Rössler
  • Restl, ein alter Schneider Bruno Reichert
  • Linerl, seine Tochter Rebecca Alice Döltl
  • Hyginus G. Heugeign, Schneider, Linerls Bräutigam Christian Graf
  • Fingerhut, Schneidergeselle Peter Kuno Plöchl
  • Biegelscheer, Schneidergeselle Horst Salzer
  • Mirko, Chauffeur Andreas Herbsthofer-Grecht
  • Georg, Bedienter Peter Koliander
  • Ballgäste, Volk, Schwarze Sabine Axmann, Günter Ebert, Gerry Fibl, Melina Rössler, Conny Schachlhuber, Sissy Stacher
  • Inszenierung Peter Gruber
  • Mitarbeit Christine Bauer
  • Dramaturgieassistenz Anna Steger
  • Couplet-Komposition Otmar Binder
  • Bühne Alexandre Collon
  • Ausstattungsassistenz Milena Nikolic
  • Bühnenrealisation Günter Lickel
  • Kostüme Okki Zykan
  • Maske Sigrid Lessel
  • Maskenassistenz Barbara Kretschma
  • Lichtdesign Robby Vamos
  • Technik Thomas Nichtenberger
  • Organisation Christine Bauer
  • Pressebetreuung Barbara Vanura
  • Büro und Kassa Sabine Stacher
  • Mitarbeit Christiane Körner, Margarita Prammer, Grete Seitl

Pressestimmen

Der Standard, 9./10. Juli 2011: Populist HG will nach oben

Schneider Heugeign will ganz nach oben. Dementsprechend hieß das Stück, das die Nestroy-Spiele Schwechat für diesen Theatersommer ausgegraben haben, ursprünglich Der Mann an der Spitze, ehe Johann Nestroy den Titel in Lady und Schneider änderte.

Auf die Niederschlagung der Märzrevolution von 1848 Bezug nehmend, erzählt die Posse, wie besagter Schneider, blind vor politischem Ehrgeiz und Liebe zu den eigenen Kreationen (Kostüme: Okki Zykan), in die Intrigen des Hofes verwickelt wird.

Die Schwechater Theatertruppe um Intendant und Regisseur Peter Gruber ergänzt den ursprünglichen Text mit Zitaten aus anderen Nestroy-Stücken und aktuellen Diskussionen und holt ihn damit stärker in die Gegenwart. Der alte Titel darf wieder nach vorn, Heugeign, den Christian Graf mit dem Charme eines Reinhard Fendrich ausstattet, wird zur wunderbaren Figur.

Als Bilderbuchpopulist, der sich HG nennen lässt, verkündet er, dass seine Ehre Treue heißt, während das Volk im Rücken des Publikums begeistert johlt. Ein Programm hat er zwar nicht, dafür markige Sprüche und Zug zum Tor.

Auf Alexandre Collons Bühne geben sich auch andere Darsteller outriert, ohne die Grenze zum Klamauk zu überschreiten. Sympathieträger ist Bruno Reichert als alter Schneidermeister Restl, der in seiner übervorsichtigen Art den Gegenpart zum opportunistischen Himmelsstürmer Heugeign gibt. (wall)

APA, 27. Juni 2011: Nestroy in Schwechat mit Aktualität

Peter Gruber inszenierte eine kritische Parabel mit vielen Gegenwartsbezügen.

Für seine 39. Produktion bei den „Nestroy Spielen Schwechat“ hat Intendant Peter Gruber eine Rarität ausgewählt: Am Samstagabend ist „Der Mann an der Spitze“ (von Nestroy aus Vorsicht vor der Zensur mit dem unverfänglichen Titel „Lady und Schneider“ versehen) im Hof von Schloss Rothmühle (Rannersdorf) zur Premiere gelangt. Fazit: keine epochale Wiederentdeckung, aber ein passendes – und passend bearbeitetes – Stück zur Zeit.

Bis heute als sperrig, kompliziert und kaum aufführbar geltend, meist seiner kritischen Aussagen beraubt und zur dürftigen Verwechslungsklamotte verstümmelt, fristete „Der Mann an der Spitze“ bisher sein Los im Repertoire-Abseits. Dabei ist der Inhalt nicht ohne Brisanz: Ein Schneider mit dem schönen Namen Heugeign macht Karriere und erhofft sich sozialen Aufstieg und vor allem politische Macht. Nestroy spart nicht mit kräftigen Seitenhieben auf abgehobene Hof-und Adelsgesellschaft sowie stumpfes Kleinbürgertum, Gruber wendet die Stoßrichtung gegen politische Emporkömmlinge und unerfreuliche Phänomene unserer Tage. Am Ende fällt der populistisch fantasierende Heugeign aus allen Wolken, denn der neue Herrscher – unverkennbar der junge Franz Joseph – übernimmt das Ruder: Ein Schluss, der vermutlich keine aktuelle Parallele findet.

Auf der von Alexandre Collon in drei Ebenen gestalteten Bühne – im wahrsten Sinne plakativ von Zeitungsannoncen aus der Nestroyzeit dominiert – agiert das wie immer köstlich aufspielende Schwechater Ensemble, allen voran der ausgezeichnete Christian Graf in der Hauptrolle, dessen ausführliche Monologe weite Strecken des Abends tragen. Liebenswert böhmakelnd gibt Bruno Reichert den alten Schneider Restl, Rebecca Alice Döltl ist sein schräges Töchterl, Benjamin Turecek ein windiger Sekretär Fuchs, Gabi Holzer eine schrille Baronin (Kostüme: Okki Zykan), Peter Kuno Plöchl und Horst Salzer verkörpern zwei Schneidergesellen und damit Volkes – dümmliche – Stimme. So richtig gut kommt da gar niemand weg, denn, so Nestroy: „Das Volk is ein Ries in der Wiegen, der erwacht, aufsteht, herumtargelt, alles zusammentritt und am End wo hineinfällt, wo er noch viel schlechter liegt als in der Wiegen.“ (Ewald Baringer)

Kurier, 27. Juni 2011: HC lässt grüßen: „Der Mann an der Spitze“ in Schwechat

Macht ist geil! Darum will Hyginus Heugeign der „Mann an der Spitze“ werden, zumal er sich als Schneider ohnehin verkannt fühlt. Politische Inhalte? Die braucht er nicht, er hat ja vollmundige Phrasen. Nestroy hat hier einen Typ vorweggenommen, der in der Politik gerade en vogue ist – und Peter Gruber (Regie) seziert das zeitgeistige Potenzial des Stücks exakt und lädt es mit aktuellen Wortspenden a la HC Strache oder Ernst Strasser auf, die sich bruchlos ins Original fügen. Christian Graf trifft den maulflinken Karrieristen mit punktgenauem Tonfall; köstlich, wie er Situationen, die aus seiner Vewicklung in eine gräfliche Familienintrige entstehen, im Sinne seiner politischen Ambitionen missdeutet.

In Lady Brideweil (Susanne Adametz als Biedermeier-Lady-Gaga) vermutet er eine politische Gönnerin, dabei ist er für sie nur eine Figur ihres eigenen Ränkespiels. Rebecca Döltl überzeugt als gut geerdetes Linerl, das ihrem verstiegenen Verlobten aus der Klemme hilft. Rührend komisch mit dezentem Böhmakeln zeichnet Bruno Reichert ihren Vater, den alten Schneider Restl, Benjamin Turecek gängelt als Sekretär Fuchs dekadente Aristo-Dodeln. Erwähnenswert das gelungene Bühnenbild von AIexandre Collon. (Barbara Palffy)

Kronen Zeitung, 27. Juni 2011: Pfiffige Posse vom machthungrigen Volk

Ein Emporkömmling, der sich politisch zu positionieren versucht, seine große Zukunft wittert, aber doch nur eine Täschung unterlegen ist und zuletzt brutal in der Realität erwacht. Das erzählt ein Nestroy-Abend im Schloss Rothmühle, den Regisseur Peter Gruber zwischen gestern und heute aufspannt.

„Der Mann an der Spitze oder Lady und Schneider“ ist ein wenig bekanntes Stück Nestroys. Gerade auch das hat der Schwechater Impresario Peter Gruber wohl gereizt, als er sich an die Posse machte: Er hat das Stück adaptiert, viel Aktuelles hinzugefügt.

Der Schneidermeister H G. Heugegn spricht nun die Sprache eines heutigen Populismus, ist in Büdnissen und politischen Bewegungen rechts von der Mitte anzutreffen. Christian Graf, Mittelpunkt des Ensembles, zeichnet den nach oben Strebenden, der die ihn umgebenden Intrigen missversteht, verbissen, aggressiv, wankelmütg. Ein Charakter, der um jeden Preis an die Spitze will, dabei aber zu klein für das politische Spiel der Mächtigen ist. Doch auch der Rest der Figuren bleibt im Allzumenschlichen verfangen, kaum ein Charakter im Volk, der Sympathien weckt. Was man sieht, ist ein Abbild einer machthungrigen Gesellschaft.

Gruber lässt den Abend sauber abschnurren, bringt sein Publikum zum Lachen, schafft pfiffige szenische Lösungen im raffinierten Bühnenbild von Alexandre Collon. Und er bändigt ein Nestroy-Stück, das vielen Kopfzerbrechen bereiten würde. Dass ihm dabei ein Ensemlbe zur Verfügung seht, das so geschlossen ist, wie man sich’s nur wünschen kann – das gehört zu den großen Pluspunkten dieses Schwechater Nestroys! (OL)

Niederösterreichische Nachrichten, 29. Juni 2011:
„Hyginus Heugeign“ – authentisch & vertraut

„Lady und Schneider“, Nestroys 1849 politisch umstrittenstes Stück, ist, heute betrachtet, gar nicht mehr so umstritten. Bis hin zu Nestroys eigentlichen Titel „Der Mann an der Spitze“ lässt Regisseur Peter Gruber Nestroy so zu Wort kommen, wie er es verdient,

Grubers Bearbeitung ist zwar den heutigen politischen Termini angepasst und ohne Nestroy zu verfälschen, dennoch absolut authentisch mit der Szenerie der heutigen Politik. Es ist ihm wieder, wie all die Jahre zuvor, gelungen, Nestroy im Heute zu deponieren. Und dieses Mal ohne das Ganze zu entpolitisieren. Trotzdem ist es geblieben, was es ist – eine Posse. Und weil Peter Gruber die Nestroy-Stücke, die er auswählt, immer zu seinem ganz persönlichen Anliegen machen kann, ist er einer der wenigen Nestroy-Regisseure, an deren Glaubwürdigkeit nicht zu rütteln ist. Als Intendant der Nestroyspiele Schwechat hat er sich im Laufe der Zeit ein Ensemble aufgebaut, das in seiner Einheit beinahe einmalig ist und das mit Nestroys Sprache so vertraut ist, dass sich die Mitglieder mit Fug und Recht als Nestroy-Spezialisten bezeichnen dürfen. Vor diesem Hintergrund wurde auch in diesem Jahr wieder eine Arbeit präsentiert, die den Vorstellungen Nestroys absolut gerecht wird. Mit Bravour mimt Christian Graf den Schneider Hyginus Heugeign, der sich in seiner Selbstsucht den Aufruhr zunutze macht, um seinen persönlichen Aufstieg als Politiker voranzutreiben. Unglaublich authentisch und vertraut Monolog und Couplet in der 8. Szene. Hier wächst Graf beinahe über sich hinaus. Ihm gegenüber zeichnet Bruno Reichert als Restl eine nicht minder glaubwürdige Figur. Bestechend in seiner Komik, aber auch in seiner Angst, lässt er das Publikum sein Dilemma nachvollziehen. Selbstredend stehen Christian Graf und Bruno Reichert stellvertretend für das gesamte Ensemble. Hier hat jeder Einzelne seine Rolle professionell hervorragend gestaltet. Eine ausgezeichnete Leistung, die noch durch ein wieder einmal raffiniertes Bühnenbild von Alexandre Collon und dem Bild angepassten Kostümen unterstützt wurde. Unbedingt sehenswert. (Jopie den Dulk)

Der neue Merker, 26. Juni 2011: „Der Mann an der Spitze“ von Johann Nestroy

Johann Nestroy war, wie übrigens viele seiner dichtenden Zeitgenossen – Franz Grillparzer zum Beispiel –, ein überaus sensibler politischer Kopf. Er lebte allerdings im Zeitalter des so genannten „Systems“, das die Unterdrückung des freien Denkens durch Zensur und Bespitzelung zum perfekt gehandhabten Regelwerk des täglichen Lebens gemacht hatte. Wie reagiert also ein politischer Kopf auf die so elementaren Ereignisse des Revolutionsjahres 1948? Selbstverständlich mit einem politischen Stück. Aber so einfach war das auch 1849 noch nicht …

Erlebt man nun in Schwechat einen Abend namens „Der Mann an der Spitze“, so wüsste man nicht, wo man dieses Stück in seinen gesammelten Werken (wo sich immerhin über 70 Titel versammelt haben) finden sollte. Tatsächlich hat Peter Gruber, als Intendant und Regisseur der Garant dafür, dass das Unternehmen „Nestroy Spiele Schwechat“ seit 1973 (!!!) mit unvermindertem Elan und unverminderter Qualität läuft, dem Werk damit seinen von Nestroy ursprünglich geplanten Titel zurück gegeben. Denn dieser klang damals doch zu „politisch“ und war auch in der Regierung der jungen Kaisers Franz Joseph unerwünscht. Nestroy musste also den unverdächtigen Lustspieltitel „Lady und Schneider“ wählen. Dass er sich hier über die Revolution, die wenig gebracht hatte, offen lustig machte, entschied über den Misserfolg des Stücks nach der Uraufführung. Die Schwechater „Fassung“ sollte es nun seiner Vergessenheit entreißen, in der es seither verharrt ist …

Illusionslos wie immer hat Nestroy, der an den „Fortschritt“ ebenso wenig glaubte wie an einen edlen Kern des Menschengeschlechts, in dem Schneider Hyginus Heugeign den Opportunisten gezeichnet, der den „Umsturz“ einzig und allein dazu benützen will, seinen persönlichen Aufstieg als Politiker zu nützen. Peter Gruber hat – gänzlich legitim, denn Nestroys Theater war immer für die jeweilige Zeit gedacht – das Politikervokabular des Stücks so auf unseren Sprachgebrauch umgeschrieben, dass wir jede Formulierung nur zu gut erkennen, er hat den mehr als fragwürdigen Populisten Heugeign in seiner Eitelkeit, Selbstsucht, Gewissenlosigkeit völlig preisgegeben. Das ist auch deshalb möglich, weil man in Schwechat mit Christian Graf einen der besten Nestroy-Spieler des Landes hat, der das Kunststück schafft, seine Schärfe in die absolute Selbstverständlichkeit des Charakters umzumünzen. Er liefert eine hektische, aber in sich völlig glaubwürdige Virtuosenleistung als Schneider, der sich als großer Volksführer sieht, jede passende Phrase hernimmt und benützt, aber auch ohne Wimpernzucken das Gegenteil sagt … und im übrigen natürlich einknickt, wenn’s hart auf hart geht. Glücklicherweise ist Rebecca Alice Döltl als Schneiderstochter Linerl bei aller Liebe zu diesem Hygninus doch als Persönlichkeit stark genug, dass sie diesen zweifelhaften Kerl glaubhaft einkassieren und zur Nähmaschine zurückstampern kann …

Das andere „politische“ Alltagsporträt, das Nestroy im Gegenzug zu Heugeign geschaffen hat, ist der Schneider Restl, der gelernt hat, sich vor allem zu fürchten, was wie politische Unruhe aussieht, weil er aus eigener Erfahrung wohl weiß, dass für die einfachen Leute dabei nichts Gutes herauskommen kann. Bruno Reichert mit schönem „Böhmakeln“ liefert die zweite große Herren-Leistung des Abends. Und auch für Franz Steiner, eine der Stützen des Schwechater Ensembles, findet sich mit einem englischen Lord eine hübsche, wenn auch als Charakter nicht so bedeutsame Rolle.

Sieht man von den scharf umrissenen Hauptfiguren ab, so ist der Inhalt dieser Posse, in der ein adeliger Bruder einem anderen das Erbe abjagen will (die ursprüngliche Idee zweier rivalisierender Herrschersöhne war nicht zu verwirklichen), eher bescheiden, eine zickige englische Lady (Susanne Adametz in abenteuerlichem Look) und rivalisierende heimische Damen sind ebenso dabei wie glatte politische Intriganten, und Peter Gruber spielt auf der geschickt zweigeteilten Bühne (vorne Schneiderei, hinten die große Welt, aufgebaut von Alexandre Collon) mit heutigen Versatzstücken von „Lady Gaga“ bis pistolenbewaffneten Gangstern. Er tut es mit der lockeren Hand, die das Stück nicht über Gebühr belastet, aber er gibt keinen Zentimeter politischer Bosheit und Einsicht preis. Ein überaus sehenswerter Abend. (Renate Wagner)