Nestroy-Spiele 1989

Einen Jux will er sich machen

17. Nestroy-Spiele Schwechat 1989 im Schlosshof der Rothmühle
in Schwechat-Rannersdorf, 2320 Schwechat, Rothmühlstraße 5,
Premiere 30. Juni, Vorstellungen bis 29. Juli 1989
Julia Höfler, Franz Steiner

Über den „Jux“ viele Worte zu verlieren, ist müßig. Er spricht für sich selbst. John Oxenfords im Jahre 1835 im Theater Royal uraufgeführte Farce „A Day Well Spent“ nachgstaltet, gelangte „Einen Jux will er sich machen“ am 10. März 1842 in Wien zur Erstaufführung und wurde sofort ein Bombenerfolg. Eine Vorstellungszahl von 161 Aufführungen zu Nestroys Lebzeiten dokumentiert dies eindrucksvoll.

Zweifellos ist – im Gegensatz zu einer Reihe anderer Stücke – ein sozialkritischer oder gar politischer Aspekt im „Jux“ nicht vorhanden. Auch sind die Wortspiele und Dialoge nicht von jener hintergründigen, entlarvenden Schärfe, wie man sie aus Nestroys besten Stücken kennt. Doch zählt der „Jux“ auf Grund seines klaren dramaturgischen Aufbaus, seiner köstlichen Situationskomik und seiner prägnanten Sprache auch heute noch zu den beliebtesten und meistgespielten Werken von Johann Nestroy.

Die schwierige Aufgabe einer unklischierten und zugleich uneitlen Interpretation ist uns bewusst, hat doch fast jeder Wiener seinen eigenen „Jux“ im Kopf oder ihn in blendender Besetzung irgendwann einmal schon gesehen. Vergleiche sind unausbleiblich.

Trotzdem wollen wir uns mit dem gebührenden Respekt, aber ohne falsche Ehrfurcht „frischvonderleberwegig und unspomponadisch“ mit ihm auseinandersetzen, in der Hoffnung, den Spaß, den er uns bereitet hat, vermitteln zu können.

Besetzung

  • Zangler, Gewürzkrämer Willibald Mürwald
  • Marie, dessen Nichte und Mündel Isabella Rössler
  • Weinberl, Handlungsdiener Franz Steiner
  • Christopherl, Lehrjunge Julia Höfler
  • Kraps, Hausknecht Leopold Selinger
  • Frau Gertrud, Wirtschafterin Traude Selinger
  • Melchior, ein vazierender Hausknecht Robert Herret
  • August Sonders Bruno Reichert
  • Hupfer, ein Schneidermeister Karl Krumpholz
  • Madame Knorr, Modewarenhändlerin Ulrike Schütz
  • Frau von Fischer, Witwe Susanne Urban
  • Fräulein von Blumenblatt, Zanglers Schwägerin Andrea Bauer
  • Brunninger, Kaufmann Andreas Bauer
  • Philippine, Putzmacherin Sylvia Daniel
  • Lisette, Stubenmädchen bei Fräulein Blumenblatt Liselotte Sedlacek
  • Hausmeister Karl Krumpholz
  • Hausmeisterin Maria Krumpholz
  • Lohnkutscher Gerald Gibley, Andreas Herbsthofer
  • Wächter Christian Kubo
  • Rab, ein Gauner Christian Kubo
  • Kellner Jakob A. Enejat, Franz Fangel
  • Damen Katja Strelecky, Manuela Kopp
  • Pferde Poldi Selinger, Heinz Sommer, Alexander Nikodym
  • Regie Peter Gruber
  • Regieassistenz Christine Bauer
  • Technik Alfred Stepan, Franz Schulcsik
  • Musik Klaus Busch
  • Coupleteinrichtung Wolfgang Beyer
  • Kostüme Herta Mock, Olag Weinlich
  • Hüte Trude Pfertner
  • Requisite Ensemble
  • Bühne Hubert Rössler, Christian Polak, Franz Urban, Ensemble
  • Souffleuse Herta Mock

Pressestimmen

Die Presse, 3. Juli 1989: Nestroys „Jux“ in Schwechat

Die Schwechater Nestroy-Spiele zeigen heuer auf der Pawlatschen im Hof des Schlosses Rothmühle den „Jux“; stark gekürzt und großteils durchaus geschickt mit aktuellen Bezügen wie Nummerntafelstreit und Sexkoffer – Unterrichtsministerin Hawlicek war übrigens anwesend – aufpoliert.

Die von Peter Gruber gut konventionell gestaltete Aufführung „lebt“ von zwei Nebenrollen.

Robert Herret als Melchior, der hier zum ungarischen Emigranten verfremdet ist, stiehlt dem Hauptdarsteller Franz Steiner, der den Weinberl spielt, und dabei nur langsam in Fahrt kommt, glatt „die Schau“. Es stört kaum, daß die Mutation vom schlau-findigen Flüchtling zum eher treuherzig-beschränkten Hausknecht, der Nestroys Melchior eigentlich sein sollte, bei näherem Hinsehen naturgemäß nur holprig funktionieren kann.

Bezaubernd keck und vorlaut ist Julia Höfler als Lehrling Christopherl. Wie sie sich in der Rolle des noch jungen und doch schon durch schlechte Erfahrung geschmeidig gewordenen Burschen bewegt, die Hände in die Hosentasche steckt und dem kreuzbraven Weinberl auf die Sprünge hilft, ist ein Vergnügen zu beobachten, ungeachtet der Tatsache, daß diese Rolle einer der dankbarsten in dem Stück ist.

Und wenn dann noch die kostümierten „Pferderln“ mit den Hundertwasser-Nummerntafeln auf die Bühne traben, kann der Abend als durchaus gewonnen angesehen werden. Die Gelsenplage war heuer weniger schlimm als sonst und gegen die über den Theaterschauplatz donnernden Flugzeuge wird sich wohl wenig machen lassen.(pet)

Wiener Zeitung, 2. Juli 1989: Nestroys „Jux“ auf Volksstückart

„Einen Jux will er sich machen“ – das ist ein klassisches Stück; und zwar im Sinne nicht nur der Redewendung des Hausknechts Melchior, sondern auch der theaterhistorischen Position der unverwüstlichen, meisterhaft gebauten Posse: als höchstrangiges Wiener Volkstheater.

Die von Peter Gruber inszenierte Aufführung, mit der das Ensemble St. Jakob bei den diesjährigen Nestroy-Spielen in Schwechat bzw. in Schloß Rothmühle in Rannersdorf aufwartet, bringt den „Jux“ betont handfest-volksstückhaft. Dadurch gerät manches derber, als man es gewohnt ist. Madame Knorr und Frau von Fischer z. B. kennt man nobler, die Marie zarter. Aber die Spielfreude des Ensembles und deren ehrliche Volkstümlichkeit wirken stärker als der eine oder andere mögliche Einwand, darunter jener gegen eine kleine Prise Geschmacklosigkeit am Schluß der Inszenierung.

Dadurch, daß wieder zu ebener Erd’ und im ersten Stock auf geschickt disponierter Bühne gespielt wird, trägt die Inszenierung den verschiedenen Schauplätzen der Handlung um so leichter Rechnung. Und an guten Einfällen fehlt es der Regie alles in allem keinesfalls. Wenn Menschen in „Pferdeverkleidung“ die für einen Abschnitt des Geschehens wichtige Kutschen hereinziehen, dann ist das sozusagen ein Tüpfelchen auf dem „i“ der inszenatorischen Vergnüglichkeit.

Ungewohnt wirkt es, daß der traditionell lethargische, ältliche Melchior diesmal ein eher schusseliger junger Kerl ist (der fast Zeug zum Weinberl hätte) und noch dazu – eher unnotwendig – mit ungarischem Akzent spricht. Aber Robert Herret holt daraus amüsante Wirkung lebendiger Rollengestaltung. Auch Bruno Reichert, der August Sonders der Aufführung, hat sprachlich ein bißchen fremdzugehen: wegen der Erbtante in Brüssel französelt er. Das paßt zur Possennuance.

Die anderen sind durchwegs echte „Hiesige“. Willibald Mürwald gibt einen rauhbeinigen Zangler, der daran erinnert, daß dieser nochmals auf Freiersfüßen wandelnde Vermischte Warenhändler nicht mehr der allerjüngste ist. Er kommt ebensowenig aus einem Salon wie seine Zukünftige (Ulrike Schütz) und die Frau von Fischer (Susanne Urban), deren Stadt höchstens eine Vorstadt ist. Aber warum auch nicht? Es schickt sich durchaus und paßt zum volksstückhaften Gesamtkonzept der Aufführung, in die auch die Marie Isabella Rösslers paßt.

Franz Steiner hat sich diesmal natürlich die Rolle des Weinberl ausgesucht und macht den liebenswerten Kerl, der sich in den Jux verstrickt, mit richtig dosiertem Spiel glaubhaft. Julia Höfler ist ein Christopherl so richtig in den prächtigsten höheren Flegeljahren. Als energische Haushälterin Gertrud nimmt sich, wie es sich gehört, Traude Selinger kein Blatt vor den Mund. Und das männlich besetzte Fräulein von Blumenblatt (A. Bauer) ist köstlich verfremdet und ironisiert, das wirkt ebenbürtig den vielen anderen Aufführungen dieser Posse, mit denen zu vergleichen der Schwechater Aufführung bisweilen nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Aber warum immer vergleichen? Hingehen und anschauen.(n. t.)

Die Furche, 7. Juli 1989: Kleiner Mann pur

Wie man Jahr für Jahr Nestroy spielt, ohne in Routine zu versinken, könnte von den Schwechater Laienspielern manches professionelles Theater lernen. Selbst den oft gespielten „Jux“ sehen sie durchaus eigenwillig: Gerade weil Franz Steiner das Gegenteil des großen Zampano ist, dem sofort der Ausweg aus jeder Klemme einfällt, weil es den kleinen Mann „pur“ spielt, entsteht eine Aufführung hart an der sozialen Realität.

Daß dies nicht auf Kosten des Unterhaltungswertes geschieht, ist vor allem Julia Höfler und Robert Herret zu verdanken: einem realistischen, frechen, aufgeweckten Christopherl, der auch an manchen großen Theater bestehen könnte, und einem magyarisierten Melchior. Der Gastarbeiter als Hausdiener, das ist nicht fern von heutigen Zuständen.

Das Schwechater Geheimnis ist leicht zu entdecken. Der Dauererfolg ist das Ergebnis der Zusammenarbeit eines motivierten, zu harter Arbeit bereiten Laienensembles mit einem Regisseur (Peter Gruber), der auch zu den Könnern zählt. Und auch an der Stückwahl – Bekanntes wechselt mit selten Gespieltem. Eine Besonderheit sind die Programmhefte, sie bieten fundierte Informationen. Diesmal etwa einen Vergleich der Taglöhner-Löhne mit den Brot- und Fleischpreisen zwischen 1830 und 1948. Wer das liest, versteht Nestroys Domestiken besser. (Hellmut Butterweck)

Volksstimme, 7. Juli 1989: Landluft macht müde

Ein Raimund hier – ein Shakespeare dort, in jenem Schloß dies – auf jener Burg das. Landvögte zeigen sich intellektuell. Schloßherren geben sich leger, Burgfräulein schlagen sich die Augen nieder. Das Sommertheater streift übers Land.

Im Schloßhof Rothmühle in Schwechat hielt Nestroy still, um von Peter Gruber inszeniert zu werden. Die schwierige Aufgabe einer unklischierten und zugleich uneitlen Interpretation der Posse „Einen Jux will er sich machen“ war ihm bewußt. Trotzdem ging der bekannte Regisseur mit dem gebührenden Respekt, aber ohne falsche Ehrfurcht ans Werk.

Bravo! Das Ensemble „Sankt Jakob“, nach seiner ersten Heimstätte der Pfarrkirche in Schwechat benannt, versorgt die Umgebung durch sinnvolle Freizeitbeschäftigung mit Kultur. Sie sind stolz darauf, daß ihr herzlicher Einsatz vom Publikum und von den Kritikern gelobt wird. So singt es Franz Steiner (Darsteller des Weinberl) buchstäblich vom Dach herunter. Ebenso lobenswert: Bei der Inszenierung wurde niemals spekuliert. Alles lief nach Plan. Exakt wurden vier Menschen zu zwei Pferden, und drei Leute fanden in einem Schrank Platz. Die Rechnung ging auf.

Um das Verhältnis des werblichen Aufwands zur Qualität der Aufführung kurz und bündig zu fassen, fällt ein serbisches Sprichwort auf: „Der Berg hat gezittert, eine Maus wurde geboren.“

Sollten sie jedoch Mäuse nicht fürchten, so lassen Sie die Raffinerie hinter sich und nehmen Platz zur Linken des Flughafens. Der reizvolle Schloßhof beherbergt „Einen Jux will er sich machen“ (kurz „Jux“) jeden Mittwoch, Freitag und Samstag, jeweils 20.30 Uhr, den ganzen lieben Juli lang. (Beo B. Achter)

Kurier, 4. Juli 1989: Frische Luft für Nestroy

Merk’s, Wien: Seit siebzehn Jahren haben sie in Schwechat Nestroy-Spiele, seit fünfzehn Jahren auch internationale Nestroy-Gespräche. Da ist Kompetenz entstanden, Tradition gewachsen, Diskussionen und Aufführungen huldigen einem Genius, der mit der Stadtgemeinde am Rande Wiens eigentlich gar nichts zu schaffen hatte.

Heuer spielen die Laien unter professioneller Anleitung Johann Nestroys Posse „Einen Jux will er sich machen“, die vor kurzem auch die Josefstadt herausgebracht hat. Der Vergleich drängt sich auf, und er fällt durchaus nicht so eindeutig zugunsten des Wiener Ensembles aus, wie man erwarten dürfte. Auch die Laien haben im Laufe der Jahre dazugelernt.

Peter Grubers Inszenierung bleibt in der Zeit, also im Vormärz, nur einzelne Coupletstrophen greifen über das Biedermeier hinaus. Die Schärfe, die auch in diesem umgänglichen Nestroy-Text enthalten ist, wird durch das Kostüm gemildert, das Ungemütliche ist durchtränkt mit Gemüt.

Unter freiem Himmel werden auf dem hohen Bühnenhaus stimmige Schauplätze herbeigezaubert, das saubere Schlößl im Rücken, fühlt sich der Zuschauer in eine gemächlichere Welt zurückversetzt. Daß sie für den Protagonisten des Spiels zum Davonlaufen ist, daß er sie gegen jedes Abenteuer eintauschen möchte, steht auf einem anderen Blatt.

Franz Steiner ist diesmal zu sehr Bonvivant, um die Sehnsüchte und Sottisen von Nestroys Weinberl ganz glaubhaft zu machen. Zu gern flüchtet dieser Abenteurer mit geringer Barschaft am Ende in ein spießbürgerliches Glück. Schade, daß Steiner nach wie vor mit den Liedern nicht besser zurecht kommt. Julia Höfler ist ein kecker Christopherl, Willibald Mürwald ein unwirscher Zangler, als Melchior bringt Robert Herret mit ungarischem Akzent die Lacher auf seine Seite. Den übrigen ist ein eifriges Bemühen nachzusagen.

Ein unbeschwerter Abend in einem gefälligen Ambiente. Nestroy kommt dabei, dem Amatuerstatus zum Trotz, nicht zu kurz. (Kurt Kahl)

Neue Kronenzeitung, 2. Juli 1989: Na, des is klassisch

„Na des is klassisch!“ Wäre der Satz dem Hausknecht Melchior entfahren, hätte er die zwei heiteren Abendstunden auf Schloß Rothmühle bei Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ im Publikum verbracht. Doch dafür lassen ihm die Turbulenzen rund um den Gemischtwarenhändler Zangler kaum Zeit.

Man läßt den Jux einfach Jux sein. War das Laienensemble St. Jakob in den letzten Jahren stets auf der Suche nach zeit- und gesellschaftskritischen Komponenten in Nestroys Werk, so erspart man sich bei diesem dramaturgischen Geniestreich und zeitlosen Theaterhit den interpretierenden Griff ins Leere. Das böse Lachkabinett, in das Nestroy seine Bürger mit all ihren kleinen und großen Gemeinheiten steckte spricht für sich selbst. So darf zwischen Geldgier und Spitzbüberei, die auch im Biedermeierkostüm zeitloser Lächerlichkeit zum Opfer fallen, ausgiebig gelacht werden.

Ohne viel Aufhebens schüttelt die Inszenierung Peter Grubers die traditionellen Spielarten von Nestroy-Regie locker und unterhaltsam auf. Kurz und bissig meldet sich die Gegenwart in Wolfgang Beyers Coupletstrophen zu Wort. Geschickt stützt sich Gruber auf seine bewährten komischen Begabungen wie Robert Herret als „böhmankelnder“ Hausknecht und Franz Steiner als Melchior und löst im übrigen alle kleinen Fehler und Schwächen des Ensembles im präzisen Takt der Verwirrungen auf. Ein fröhliches Gestolper, Geliebe und Gelüge. Und nach alter Theatermanie sorgt Nestroy selbst am meisten für einen unterhaltsamen Sommerabend.(Konrad Kramar)

Niederösterreichische Nachrichten, 5. Juli 1989: Neue „Jux“-Inszenierung ist ein Volltreffer – Satire und Situationskomik nach bester Manier

Mit der Posse „Einen Jux will er sich machen“ finden heuer im Hof des Schlosses Rothmühle die 17. Nestroy-Spiele statt. Schon die Premiere am 30. 6. zeigte, daß das Ensemble St. Jakob damit wieder einen Volltreffer gelandet hatte.

Mit vielen Aufführungen der Amateurgruppe, mitunter auch experimenteller und moderner Stücke, wurde seither nicht nur für eine sinnvolle Freizeitgestaltung vor allem junger Menschen gesorgt, sondern auch viel für die kulturelle Nahversorgung der Industriestadt Schwechat getan. Mit Peter Gruber konnte ein professioneller Regisseur gewonnen werden, unter dessen künstlerischen Leitung die Nestroy-Spiele zu einem festen und anerkannten Bestandteil des Niederösterreichischen Theatersommers geworden ist.

Auf vielfachen Wunsch der Zuschauer wird heuer im 17. Jahr wieder ein „Klassiker“ – der „Jux“ gespielt. Zweifellos ist im Gegensatz zu einer Reihe anderer Stücke ein sozialkritischer oder gar politischer Aspekt im „Jux“ nicht vorhanden. Dennoch zählt er auf Grund seines klaren dramaturgischen Aufbaus, seiner köstlichen Situationskomik und seiner prägnanten Sprache auch heute noch zu den beliebtesten und meistgespielten Werken von Johann Nestroy. Dies wurde auch von den Laiendarstellern sehr humorvoll herausgearbeitet. Egal ob es die Person des Weinberl (Franz Steiner), des Melchior (Robert Herret), des Zangler (Willibald Mürwald) oder des Fräulein von Blumenblatt (Andrea(s) Bauer) war. Nicht zu vergessen Julia Höfler als Christopherl, sie alle waren einfach „Spitze“.(Oskar Peham)

Niederösterreichische Rundschau, 6. Juli 1989: Amateure bieten Vollbluttheater

Seit 1973 finden auf Schloß Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf (35 Autominuten von Baden entfernt) die Nestroy-Spiele des Amateurensembles Sankt Jakob statt. Nachdem sich diese Gruppe unter ihrem Regisseur Peter Gruber in den letzten Jahren weniger bekannten Nestroy-Stücken angenommen hatte, spielt sie heuer wieder einmal einen nestroyschen Klassiker: „Einen Jux will er sich machen“.

Hier, im Hof der Rothmühle mit ihrer urigen einstöckigen Pawlatschenbühne, wird das Stück um die beiden unternehmungslustigen Handlungsgehilfen Weinberl und Christopherl weitaus Nestroy-gerechter realisiert, als dies oft an etablierten Bühnen geschieht. Dem Regisseur Peter Gruber ist es gelungen, eine Inszenierung zu gestalten, die dem sozialkritischen Gehalt des Stücks gerecht wird. Und das spielfreudige Team liefert alle Voraussetzungen für ein unterhaltsames Theater wienerischer Prägung.

Blitzgescheite Nestroy-Formulierungen und neu dazugedichtete Coupletstrophen werden mit solcher Treffsicherheit verwendet, daß sicher auch der Sprachartist Nestroy seine Freude daran gehabt hätte. Ministerin Hilde Hawlicek, die bei der Premiere am 30. Juni anwesend war, amüsierte sich köstlich über die aktuellen Strophen, die Weinberl (Franz Steiner) und der Hausknecht Melchior (Robert Herret) zum besten gaben.

Franz Steiner genießt die Rolle des Weinberl, der einmal ein verfluchter Kerl sein will. Er legt temperamentvoll los und übertreibt dennoch nicht. Komisch auch Julia Höfler in der Hosenrolle des schlitzohrigen Lehrlings Christopherl. Robert Herret nützte die Möglichkeit, die ihm die Prachtrolle des „klassischen“ Hausknechts Melchior bietet. Als einzigem wird ihm Szenenapplaus zuteil. Der immer grantige vermischte Warenhändler Zangerl wird glaubhaft von Willibald Mürwald und die amüsante Karikatur des ältlichen Fräuleins von Blumenblatt von dem verläßlichen Andreas Bauer verkörpert. Auch die zahlreichen anderen Rollen sind tadellos besetzt.

Ein Sonderlob an das ganze Ensemble für die blitzschnellen Umbauarbeiten des Bühnenbildes, bei denen jeder Handgriff sitzen muß. Eine höchst vergnügliche Nestroy-Aufführung. (Leo Willner)

pro schwechat, Juli 1989: 17. Nestroy-Spiele

Kaiserwetter und viel Prominenz, darunter Frau Bundesminister Hawlicek, bei der Premiere. Theatergruppe Steiner und Co. begeisterte diesmal mit leichter Nestroykost. Talentprobe der erst 16jährigen Julia Höfler als Christopherl.

Zu den 17. Nestroy-Spielen im Barockschloß Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf servierte das bekannte Schwechater Theaterensemble St. Jakob leichte Kost mit „Einen Jux will er sich machen“.

In dieser an Verwechslungen sowie erzwungenen und angenommenen Rollentausch reichen Posse endet das Verwirrspiel für den Gewürzkrämer Zangler und seinem Handlungsgehilfen Weinberl schließlich mit einer Doppelhochzeit und der Moral, ein Lump zu sein, zahlt sich nicht aus. Oder doch?

Willibald Mürwald als überzeugender, meist grantig-aufbrausender Zangler; Franz Steiner, gewohnt brillant, diesmal in der Rolle des abenteuerhungrigen Weinberl; Robert Herret als von seiner ihm eigenen, persönlichen Komik geprägter Diener Melchior; Andreas Bauer als Brunninger und später als Fräulein von Blumenblatt in Altdamenkleidung, sogleich mit Autrittsapplaus bedacht, sowie Traude Selinger als Frau Gertrud und vor allem auch eine bezaubernde Susanne Urban in der Rolle der plötzlich verheirateten Frau von Fischer, gaben der Aufführung ihr Gepräge. Erstaunlich frech und locker, routiniert Zigarre paffend, spielte die erst 16jährige Gymnasiastin Julia Höfler aus Kledering den Christopherl.

Die Schwechater Laienbühne wurde einmal mehr ihrem guten Ruf gerecht. (Hans Kähsmayer)