Geschichte der Rothmühle IV
Nur notdürftig instandgesetzt, dient das Schloss in den nächsten 35 Jahren einigen Arbeiterfamilien als Wohnhaus. Die letzten Mieter sind 1970 ausgezogen.
8. April 1967: Nach einem Angebot der Besitzerin der Rothmühle, Kitty Wünschek-Dreher, einer Enkelin des Brauherrn Anton Drehers II., beschließt der Gemeinderat den Ankauf des total verfallenen Schlosses und lässt es in den Jahren 1968 bis 1972 mit einem Kostenaufwand von rund 8 Millionen Schilling renovieren.
Gleichzeitig mit der Renovierung des Schlosses wird die alte Schwechat, die bis zu diesem Zeitpunkt links neben dem Schloss vorbeifloss und die „Rote Mühle“ seit Jahrhunderten mit Wasser versorgte, bei der Einmündung in dem 1833 errichteten Schwarzmühlkanal abgegraben. Das Flussbett wird später zugeschüttet.
Seit diesem Zeitpunkt stellt der frühere Fabrikskanal zum Kraftwerk der Schwarzmühle das eigentliche Flussbett der Schwechat dar. Am 1. Juni 1972 wird das prachtvoll renovierte Schloss, an dessen Ausbau sich auch der Bund finanziell beteiligt hat, feierlich eröffnet. Neben den beiden Festsälen und anderen Räumlichkeiten, die für offizielle Feiern benützt werden können, stehen nun im Schloss auch 13 Gästezimmer mit insgesamt 25 Betten zur Verfügung.
Vom 6. Juli bis 1. August 1973 finden auf einer dafür eigens errichteten Bühne im Hof des Schlosses die ersten Nestroy-Spiele des Amateurtheaters St. Jakob statt. Initiator dieser Spiele ist der Leiter des Amateurtheaters, Walter Mock, der zugleich auch Obmann des Kulturwerkes der Stadt Schwechat ist und von der Stadtgemeinde Schwechat bei seinen Aktivitäten unterstützt wird.
Die großen Erfolge dieser ersten Aufführungen bewirken, dass die Nestroy-Spiele seither alljährlich und mit ständig steigendem Erfolg abgehalten werden.
Seit dem Sommer 1975 werden alljährlich im Festsaal des Schlosses Rothmühle die Internationalen Nestroy-Gespräche abgehalten. Teilnehmer dieser inzwischen weit über Osterreichs Grenzen bekannten Tagungen sind Historiker, Nestroy-Forscher und Theaterfachleute aus der ganzen Welt.
Am 2. Juli 1976 wird im Schloss Rothmühle das neue Schwechater Heimatmuseum eröffnet, das mit Hilfe der beiden Kustoden der Stadtgemeinde, Hans Seitl (aus Schwechat) und Franz Heihs (aus Rannersdorf) gestaltet und eingerichtet werden konnte und das nun von beiden betreut wird. Es erweist sich in den nächsten Jahren als eine der kulturellen Säulen der Stadt Schwechat. (Das Heimatmuseum in der Rothmühle ist insgesamt 18 Jahre im Betrieb und wird wegen der Überstellung der Exponate in die neuen Räumlichkeiten des künftigen „Schwechater Stadtmuseums“ in einem Gebäude des Schwechater Felmayergartens am 1. November 1994 geschlossen.)
Im Frühjahr 1977 wird eine zusätzliche Brücke zum Schloss und dem geplanten Sportzentrum errichtet. (Der 1. Spatenstich zum neuen Sportzentrum wird am 6. September 1977 durchgeführt, die feierliche Eröffnung erfolgt am 24. Mai 1980.)
Durch diverse Einzelankäufe der Stadtgemeinde Schwechat in den Jahren 1970 bis 1993 entstand eine wertvolle Sammlung von Ölgemälden des in Schwechat geborenen Kunstmalers Anton Schrädl (1823-1906) und des gebürtigen Mannswörther Kunstmalers Rudolf Hausleithner (1840-1918), die nun im Gemäldezimmer vor dem Festsaal ausgestellt sind und bei Kunstsachverständigen größte Beachtung finden.
Am 10. April 1992 wird im Festsaal der Rothmühle von einem Schwechater Standesbeamten die erste Trauung vom Standesamt Schwechat vorgenommen. Seither erfreuen sich die standesamtlichen Trauungen in der Rothmühle im Flair der stilvollen, historischen Räume immer größerer Beliebtheit.
Im August 2001 beginnt die Stadtgemeinde Schwechat mit einen großzügigen Umbau des Landschlosses nach den Plänen des Architekten Prof. Wolfgang Wehofer. Neben der Modernisierung der Gästezimmer wird die Möglichkeit geschaffen, in der Rothmühle auch größere Hochzeitsfeiern und Seminare abzuhalten. Für Gäste stehen nun moderne Zimmer zur Verfügung. Die Neueröffnung des renovierten Schlosses findet am 13. September 2003 mit einer großen Feier statt.