Geschichte der Rothmühle

Geschichte der Rothmühle II

Ab 1690 befindet sich das Gut Rothmühle im Eigentum des „kaiserlichen Feldapothekers“ Johann Sigmund Ponz. Dieser hat aus dem Feldzug gegen die Türken einen 6-jährigen Türkenknaben mitgebracht und ihn am 8. Februar 1699 auf den Namen Johann Siegmund taufen lassen.

Das Landschloss und die Mühle sind 1683, im Verlauf der zweiten Türkenbelagerung, durch Brand schwer beschädigt, aber nicht total zerstört worden. Nach dem Türkensturm dürfte unter Johann Sigmund Ponz eine Totalrenovierung des Schlosses stattgefunden haben. Zu diesem Zeitpunkt könnte auch das Fresko mit dem Familienwappen der Ponz am Plafond der Rothmühl-Kapelle angefertigt worden sein, das zeitgleich mit den anderen Fresken in der Kapelle und denen im Festsaal entstanden sein dürfte. (Siehe auch die Beschreibung dieser Fresken).

1697 erhebt Kaiser Leopold I. die Brüder Johann Sigmund und Johann tgnaz Ponz für deren Verdienste im Kampf gegen die Türken in den Ritterstand und verleiht ihnen das Prädikat „von Engeishofen“.

1705 wird Leopold Edtleüthner als Ponzens „Bestandt Müller auf der Rothmühl an der Schwechat“ erwähnt (Bestandsmüller sind die Unterpächter der Mühle).

Kaiser Karl VI. hat Wien im Jahre 1712 zur Residenz erwählt. Er ist ein großer Jagdliebhaber und sein bevorzugtes Jagdgebiet reicht von (Kaiser-) Ebersdorf bis Laxenburg. Der Kaiser pirscht auch gerne in der Schwechat-Au zwischen Lanzendorf und Rannersdorf. Der Überlieferung nach ist der Kaiser zu dieser Zeit in den Jagdpausen öfter Gast der Familie Ponz im Schloss Rothmühle.

Das Wappen des Siegmund Ponz in der Kapelle der Rothmühle

Am 5. Juli 1713 verständigt der Besitzer des Landgutes Rothmühle die Hofkammer über einen geplanten Umbau:

„Es erfordert die höchste Nothwendikheit, daß ich das fast zu Grund gehende Mühlwerckh Bey meiner unweith Schwöchat habenden so genannten Roth Mühl auß dem Grund herauß ganz neu Bauen unnd Zue richten lassen muss. Unnd ist zu solchen werckh Unumgänglich daß das Wasser abgekherett und weg gelaithet werde.
gehorsamber Johan Sigmund Ponß von Engeishoffen.“

1719 und 1720 wird ein gewisser Jacob Fischer als Bestandsmüller der Rothmühle genannt.

1723 stirbt Johann Sigmund Ponz von Engelshofen. 1739 übergibt die Witwe von Johann Sigmund Ponz, Maria Rosina, das Schloss und die Mühle samt den Grundstücken an ihren Neffen, den „Niederösterreichischen Regimentsrat“ Ferdinand Andre Ponz von Engelshofen.

1740 geht die Rothmühle in den Besitz des „Wiener Feldapothekers“ Georg Friedrich von Eylenschenk und dessen Gattin Regina über. Nach Unterlagen des Hof kammerarchivs wird die Mühle unter deren Besitzzeit teilweise ausgebessert und neu umgebaut.

Über diesen Umbau berichtet auch eine Urkunde vom 24. Juli 1744, in der von einem „Neu machenden Wassergebeu („Wassergebäude“, Neubau der Mühle) auf der Rothmühle an der Schwechat“ die Rede ist und ein Wasserführer Rochus Reinhardt erwähnt wird. 1751 werden die Mühle und der zugehörige Landbesitz eingeschätzt:

„Die Mühle mit 5 Gänge je 150 = 750 Gulden
dabei eine Sägemühle mit einer Säge 60 Gulden
Hausäcker: 69 Joch am Frauenfeld je 60 = 2070 Gulden
2 Tagwerk Wiesen bei der Mühle je 60 = 120 Gulden
2 Tagwerk Wiesen bei Münchendorf je 50 = 200 Gulden
Zusammen: 3200 Gulden“

Am 6. Juni 1753 wird „Der Rothmühl Innhaber Hr. von Posch zu Rannerstorf“ erwähnt, der zu dieser Zeit jedoch nur Bestandmüller gewesen sein dürfte.

1756 stirbt Georg Friedrich von Eylenschenk. Im selben Jahr werden seiner Witwe, Regina von Eylenschenk (auch „Ayllenschenkh“), 132 Gulden an Steuern vorgeschrieben. In dieser Vorschreibung wird erstmals eine Tuchwalke in der Rothmühle erwähnt. Im Jahre 1757 übergibt Georg Friedrich von Eylenschenks Witwe die Rothmühle an ihre Tochter Marianne, die nun eine Ehe mit (dem am 6. Juni 1753 erwähnten?) Ferdinand von Posch eingeht. Posch stirbt im Jahre 1764 und hinterläßt einen Sohn namens Franz de Paula Posch. Die Witwe Marianne Posch ist nun Alleininhaberin der Mühle.

Am 10 Februar 1763 zeigt Josef Wolff, Bestandsmüller der benachbarten Schwarzmühle, den Müller der Rothmühle, Mathias Karhl, im Namen seines Pachtherrn, den „PP. Augustinern“, „bey der Regierung“ an, weil Karhl über „das zwischen (der) Schwarz- und erstbesagter Rothmühl befindliche Abläßl (Überlauf) das wasser Fruchtlos ablaufen ließe“. (Die Mühlenräder der Roth- und Schwarzmühle wurden nämlich beide vom Wasser der Schwechat betrieben. Wenn aber die Rothmühle zuviel Wasser bekam, konnte man mit Hilfe eines „Abläßl“, einem Überlaufbach, den gesamten Wasserspiegel absenken, wodurch wieder die Schwarzmühle zuwenig Wasser bekam. Ein Umstand, der zu jahrhundertelangen Streitigkeiten führte).

Dr. Franz Anton Mesmer (1734–1815)

1769 heiratet Anna Maria Posch in zweiter Ehe den berühmten Arzt, Naturforscher und Magnetiseur Dr. Franz Anton Mesmer, der in Wien studiert hat und seit 1766 Doktor der Medizin ist.

Als Freund der Musikerfamilie Mozart ist Mesmer auch ein besonderer Förderer des jungen Wolfgang Amadeus, dem er im Jahr zuvor finanzielle Unterstützung für die Produktion und die erste öffentliche Aufführung seiner Oper „Bastien und Bastienne“ gewährt hat.

1780: Wolfgang Amadeus Mozert mit seiner Schwester Maria Anna am Klavier. Daneben der Vater Leopold Mozart.

Am 22. September 1773, im Verlauf ihres nächsten Wien-Aufenthaltes, besuchen der damals 17jährige Wolfgang Amadeus Mozart und dessen Vater Leopold zusammen mit ihrem Gönner Dr. Mesmer das Schloss Rothmühle. (Leopold Mozart schreibt am selben Tag begeistert an seine Frau nach Salzburg: „Heute sind wir endlich einmal um 1/2 12 Uhr auf die Rothmühl gefahren.“)

Mesmers sensationelle Theorien und Heilmethoden schaffen ihm bald viele Feinde unter den medizinischen Kapazitäten Österreichs. 1779, am Höhepunkt der Auseinandersetzung, verkauft Mesmer die Rothmühle an den Müllermeister Johann Plank um 25.000 Gulden und zieht anschließend nach Paris, wo er als „Modearzt“ der kaiserlichen Gesellschaft für einige Zeit große Karriere macht.

1804 kauft (oder erbt) der Sohn Johann Planks, Karl Plank, den gesamten Besitz um 36.200 Gulden und gibt ihn 1804 an Jakob von Menningen und dessen Ehefrau Barbara um 43.000 Gulden weiter.

1805 ist Barbara von Menningen (als Witwe) Alleinbesitzerin, nachdem sie den Miterben die Summe von 6.000 Gulden ausbezahlt hat.

1809 wechselt die Rothmühle um 70.000 Gulden in den Bestand der Eheleute Johann und Katharina Plank über.

1822 kaufen Planks Sohn und Schwiegertochter, Heinrich und Chreszenzia Plank, das Schloss mit der Mühle und den Grundstücken um 46.000 Gulden.

1830 ist Heinrich Plank Alleininhaber.

Plan der Rothmühle aus dem Jahre 1818

Der „Oberobmann des Müllerhandwerks in Schwechat“ ist ein unternehmungsfreudiger Geschäftsmann. 1837 kauft er in der Wiener Vorstadt Ottakring, zu dieser Zeit ein Weinbaugebiet, ein großes Grundstück und errichtet das Ottakringer Brauhaus. Planks Geschäfte gehen glänzend, aber er tätigt in kurzer Zeit zu große Investitionen und bald ist er so hoch verschuldet, dass er schließlich 1850 seine Brauerei verkaufen muss.

1851 verkauft Heinrich Plank auch die Rothmühle und zwar an einen gewissen Leopold Hofer, der sie neun Jahre lang bewirtschaftet und im Jahre 1860 an Franz Hofer weiterverkauft.