Nur Ruhe!
50 Jahre alt sind die Nestroy-Spiele in Schwechat – gegründet, gepflegt und großgeworden dank Theatermacher Peter Gruber. Mit „Nur Ruhe!“ hat er nun seine letzte Inszenierung für diese – man kann es so nennen – Institution geschaffen. Unterhaltsam, bunt und auf den Punkt gebracht. Fürs Publikum eine Hetz!
Die Nestroy-Spiele sind ein Festival zwischen Theaterbühne und Sommerfest, leicht, doch nicht oberflächlich, konsequent, frei von Flitter. Sie zeigen heuer die Geschichte eines 55jährigen Fabrikanten, der von der Pension träumt und seinen Betrieb an den Neffen übergeben will. Doch daraus wird nichts: Pannen, Komplikationen, Verwicklungen, überall Ungemach. Bis sich vor Gericht alles aufklärt. Es ist keines der großen bekannten Nestroy-Stücke, aber eines, das seinen zeitlosen Reiz hat.
Das Schwechater Nestroy-Team zeigt mit „Nur Ruhe!“ einen runden Abend, der ohne Stocken läuft. Typentheater, das kräftige Bilder liefert: Hier Schnösel, dort Lebemensch, hier Intrige, dort Schwindel. Von Peter Gruber markant gesetzt, ohne zu stark zu überzeichnen. Und man spricht vieles an – etwa wirtschaftliche Ausbeutung und häusliche Gewalt. Zeitbezüge wie Pandemie, Maskenverweigerer, Klimakatastrophe kommen vor. Mitunter klingt ein Hauch von Melancholie mit, bevor die Verwicklungen wieder einen Gang nach oben schalten.
Gruber serviert im gelungenen Zwei-Ebenen-Bühnenbild (Andrea Költringer) ein Nestroy-Fest, das auf ein hervorragendes Ensemble zählen kann: Christian Graf, Michelle Haydn, Bella Rössler, Rainer Doppler u. a. – sie alle spielen präzise und bringen Nestroy auf den Punkt! (AN)