Liebesgeschichten und Heurathssachen
Die Liebe ist ein Traum, die Ehe ein Geschäft.
Dieses Motto könnte auch bei der Entstehung von „Liebesgeschichten und Heurathssachen“, Nestroys erstem Stück des Jahres 1843, Pate gestanden haben. Der Titel deutet bereits Motive und Thematik der Posse an: „Geschichten“ stehen für das Reich der Poesie und Fiktion, „Sachen“ verweisen auf den kommerzialisierten Alltag und die verdinglichten Beziehungen zwischen den Menschen. Nestroy ‚zitiert‘ gleichermaßen Elemente der traditionellen Lustspielgeschichte wie aktuelle Aspekte der alltäglichen sozialen Realität. Die Träume vom Liebesglück werden, wenn es um Hochzeit geht, mit den Fakten bürgerlichen Geschäftsgebarens konfrontiert.
Anders als in der erst hundert Jahre später wiedergefundenen englischen Vorlage – „Patrician and Parvenu“ von John Poole – verrät Nestroy im Titel seiner Posse noch nicht, dass es bei den Liebesgeschichten auch um Unterschiede zwischen den Ständen und sozialen Gruppen geht. Und auch bei der Behandlung dieser Thematik greift er auf literarische Motive – Liebe zwischen sozial Ungleichen – und auf ‚Affären‘ seiner Realität gleichermaßen zurück. Das intrigenreiche Verwechslungsspiel dreht sich um Geld und Liebe, Adel und Bürgertum, Väter und Kinder, Emporkömmlinge und Deklassierte, es wiederholt Konstellationen der Komödientradition und wird durch die satirisch parodistische Perspektive der Außenseiter-Figur Nebel zugleich zum Sinnbild der gesellschaftlichen Verstrickungen. Nebel, der trotz seines irreführenden Namens Klarheit in die Verhältnisse bringt, bleibt am Ende „draußen“; die – freilich ‚gemischte‘ – Gesellschaft bleibt ‚unter sich‘. Nebels Liebesgeschichte, mehr eine Geldgeschichte, gerät nicht zu einer Heiratssache.
Entstehung und Quelle
Nach dem glänzenden Erfolg von „Einen Jux will er sich machen“ im März 1842 und dem danach abfallenden von „Die Papiere des Teufels“ im November 1842 blieben Nestroy nur wenige Monate zur Vorbereitung und Niederschrift von „Liebesgeschichten und Heurathssachen (UA 23. März 1843), wobei er nun wieder einer englischen Vorlage vertraute. Aus den beiden Scenarien geht die Anlehnung an John Pooles „Patrician and Parvenu“ deutlich hervor. „A comedy in five acts“ von John Poole (1786-1872) hatte am 21. März 1835 in London (The Theatre-Royal, Drury Lane) Premiere und erschien im selben Jahr im Druck.
Poole gilt – hierin Nestroy vergleichbar – als „einer der fleißigsten Bearbeiter“; zwischen 1810 und 1837 schrieb er mehr als 30 Stücke, viele nach französischen Vorlagen.
Wie bei anderen Bearbeitungen greift Nestroy über das in der Vorlage gegebene motivliche Angebot hinaus und auf die zeitgenössische Wirklichkeit zurück. Neben den unmittelbaren Anregungen der Vorlage zur satirischen Darstellung des zum Adel emporgestiegenen Neureichen, des Deklassierten und des zur Karikatur erstarrten ‚alten‘ Adels waren es wohl auch Impulse aus der zeitgenössischen publizistischen Diskussion um die Stellung der verschiedenen Formen des Adels und seine Funktionslosigkeit in der österreichischen Gesellschaft im Vormärz.
Die Konstellation ‚Adel und Bürgertum‘ mit den Möglichkeiten, sowohl die Karikatur des Adels wie des parvenuhaften Bürgertums aufzugreifen, fand Nestroy bereits in seiner Vorlage.
Nestroy fügt der Vorlage die bewusste Irreführung, die absichtsvolle Intrige hinzu. Aus dem Heiratsschwindler und Hochstapler, den die Fehlschlüsse der Vorlage der Umwelt dazu verleiten, sich für einen natürlichen Aristokratensohn zu halten, entwickelt Nestroy den Intriganten, der andere zu seinem Vorteil zu Fehlschlüssen und Fehlverhalten verführt. Nebel steht nicht wie die anderen Figuren im Handlungsgetriebe, verlachtes Opfer passiver Komik, er treibt als Zentralfigur die anderen nach seinen Plänen. Er spinnt die Handlungsfäden, an denen er die Arglosen zu seinem Vorteil zu falschem Verdacht führt.
Nebel gleicht – wenngleich ‚Innenfigur‘ des Komödienspiels – einem Marionettenspieler, der, selber verdeckt, die übrigen Figuren nach seinen Absichten agieren lässt und so den Komödienausgang steuert.
Negativer, weil boshafter und bewusster böse als in der Vorlage, wechselt Nebel in seine Rahmen- und Spielleiterrolle. Am Ende wird der Unterschied zwischen Pooles harmonisierendem Komödienschluß und Nestroys Possenausgang besonders deutlich.
Nestroys Schlußlösung vereint, getreu dem englischen Vorbild, auch die redlichen Liebenden, die konträren Väter und schließt den Bösewicht aus. Zugleich tritt dieser, ungerührt über sein inneres – ‚gerechtes‘ – Komödienschicksal, unvermittelt aus der Innen- und Rahmen-Kommentator-Rolle oder Spielmacherfunktion und spricht den ‚Epilog‘, als gehöre er nicht mehr zu den vom Spielgeschehen Betroffenen. Er relativiert den ganzen Possenaufwand als „Liebesgeschichten und Heiratssachen“, er zieht gleichsam Bilanz über den Schluß der Komödie, dessen, so läßt er denken, Verursacher, stellvertretend für seinen Autor, er war: ‚böse‘ Triebfeder zum gerechten Zweck.
Johann Nestroy, HKA, Stücke 19. Herausgegeben von Jürgen Hein
Aufnahme
Die zeitgenössische Kritik
Der Kritiker der Allgemeinen Theaterzeitung (27. März 1843) – vielleicht Adolf Bäuerle – ist voller Lob:
Theater an der Wien. Am 23. März wurde zum ersten Male und zwar zum Vortheile des Hrn. Nestroy „Liebesgeschichten und Heiratsachen“ Posse mit Gesang in drei Acten von dem Beneficianten gegeben. Die Musik von Hebenstreit.
Ein neues Stück von Nestroy! Was faßt dieses nicht Alles in sich! Welch einen Reichthum von Humor und Witz! Welch eine Masse von sarkastischen Bemerkungen, welch eine Unzahl von ergötzlichen Anspielungen und erheiternden Einfällen. Das Publikum Wiens freut sich oft wochenlang auf die schlagenden, herrlichen Gedanken, welche der geniale Dichter zum Besten geben, auf die trefflichen Bonmots, die er anhäufen, auf die meisterlichen Wendungen, Wort-, Sach- und Situationswitze, die er vorführen, und die tausend Drollerien, welche er den Personen seines Stückes in den Mund legen wird. Ist dann das ersehnte Stück aufgeführt, hat das Publikum dasselbe so recht in sich aufgenommen, dann freut es sich wieder, alle die köstlichen geistigen Bonbons, die überzuckerten satyrischen Pillen weiter zu präsentieren, und in geselligen Kreisen und öffentlichen orten noch eine Nachlese, von dem zu halten, was ihm so äußerst schmackhaft und genußreich erschienen.
So war es auch bei diesem Stücke. Mehr als vierzehn Tage vorher beschäftigte sich der größte Theil der Theaterbesucher nur mit seinem nahen Erscheinen. Wie wird es genannt werden? Welch ein Sujet hat Nestroy diesmal gewählt? Wie heißen die Schauspieler, die darin beschäftigt sind? – Endlich kam der heißersehnte Tag. – Logen und Sperrsitze waren viel früher schon vergriffen; der Vorhof des Theaters bereits in der vierten Nachmittagsstunde zum Erdrücken besetzt, und als die Cassen eröffnet wurden, da strömte eine solche Unzahl Neugieriger herbei, da wogte das Heer von Nestroys Bewunderern und Freunden so zahlreich heran, daß das große Schauspielhaus an der Wien sechs Uhr bereits so dicht besetzt war, und ein solcher Andrang in dem Foyer und Zugängen sich zeigte, daß die Hälfte der wieder zurückeilenden Besucher genügt hätte, noch ein sechstes Theater in Wien zu überfüllen.
Nestroy hat die gehegten Erwartungen nicht getäuscht. Sein neuestes Stück ist wieder überreich an Witz und Humor. Man muß dasselbe recht oft besuchen, um alle die köstlichen Witzfunken und Lachraketten im Gedächtnis zu behalten, die hier in unübersehbarer Menge aufsteigen.
Das Publikum unterhält sich köstlich. Es will Nestroys vortrefflichen Dialog, seine unvergleichlichen Couples, und beides wird ihm hier geboten, und auf eine Weise geboten, daß wirklich nichts zu wünschen übrig bleibt.
Das Stück hat am ersten Abende Furore gemacht. Hr. Nestroy ist gewiß zwanzig Mal gerufen worden. Man muß bekennen, daß diese Auszeichnungen der Dichter und der Schauspieler in gleich hohem Grade verdient haben.
Der Humorist (27. März 1843) artikuliert einen zwiespältigen Eindruck, den Stück und Aufführung hinterlassen hätten. Das Publikum habe lachen können, aber die „Tendenz- und Haltlosigkeit des Ganzen“ sei zu kritisieren.
In der Wiener Zeitschrift (27. März 1843) findet der Kritiker Straube die Figur des „Lumpen“ Nebel widerwärtig, weil ihm als Folie „der Sieg des Besseren“ fehle, und kritisiert die „Verhöhnung“ der Institution des Adels.
„Liebesgeschichten und Heurathssachen“ stand von 1843 bis 1849 in jedem Jahr auf dem Spielplan, dann wieder 1852 und 1855. Anläßlich einer Aufführung 1855 spricht der Wiener Zuschauer (17. Januar 1855) von der stereotypen Teilnahme, mit der fast alle Stücke Nestroys aufgenommen würden, hebt bei aller Drastik eine gewisse Genialität hervor und merkt zum Schluß an, daß eine „gewisse Klasse der Gesellschaft“ travestiert werde, ein Hinweis auf die anhaltende Aktualität der Sozialkritik.
Ein Vergleich der Theatermanuskripte mit der Originalhandschrift zeigt, dass für die späteren Aufführungen die von einem Teil der Kritik gerügten ‚Angriffe’ auf den Adel gemildert oder weggelassen wurden. Die Satire auf den Standeshochmut bleibt jedoch und richtet sich sowohl gegen den sensiblen, weltfremden Aristokraten wie gegen den unkultivierten, emporgekommenen Geldadligen. Die Satire ist gerecht und allseitig, wie vor allem Karl Kraus hervorgehoben und die Posse als „Prachtwerk“ vor der „Beschränktheit der vormärzlichen Theaterkritik“ verteidigt hat, die sich bis weit in die Gegenwart erstrecke.
Johann Nestroy, HKA, Stücke 19. Herausgegeben von Jürgen Hein
Der Adel
Der Adel Oesterreichs scheidet sich in drei streng von einander geschiedene Abtheilungen: in die hohe Aristrokratie, die Geldaristokratie und den armen Adel. Alle drei bilden unter sich beinahe eben so viele eng von einander geschiedene Coterien.
Die hohe Aristokratie
Zahllose Ahnen, ungeheure Grundbesitzungen und ein ungemessener Stolz zeichnen diese hohe Aristokratie Oesterreichs vor jeder der übrigen Länder Europas besonders aus (…), und man wird sich in Wahrheit gestehen müssen, daß die Größe dieses Grundeigenthums und eine makellose, jahrhunderte hindurch erhaltene Ahnenzahl das stolze Benehmen solcher Familien und die von ihnen in Anspruch genommenen Begünstigungen wohl entschuldigen, vielleicht auch rechtfertigen können. Allem Anscheine nach ist es aber mehr die abfertigende, schnöde Umgangsweise mit den untern Ständen, welche diese den Adel nicht mit besonders günstigem Auge betrachten und oft zum Zielpunkt hämischer Bemerkungen dienen läßt.
Die Geldaristokratie
Schmutz und Geiz im engen, Prachtliebe und Neigung zur Großthuerei im weiten Felde, zeichnen die österreichische Geldaristokratie auf eine nicht sehr vortheilhafte Weise aus. Man darf mit Zuversicht behaupten, dass nirgend so ungeheure Reichthümer auf so wenig edle Weise angewendet werden, als dieß bei der geadelten Handelswelt stattfindet.
Während die Crême und Haut-volée ihr Vergnügen an Pferden, Hunden und sonstigem Luxus findet, und während der Landadel auf seinen Feldern der Oekonomie obliegt, sitzen diese Tag für Tag hinter ihren Mahagony-Schreibpulten, Nullen auf Nullen, das bezeichnende Symbol des eigenen Ichs als Menschen, an irgend eine einzelne inhaltsschwere Ziffer knüpfend, wodurch in wenigen Jahren eben so viele Millionen entstehen. Für die Armen fällt von diesem durch klein- und großartige Speculationen erwucherten Vermögen wenig oder nur dann etwas ab, wenn das Intelligenzblatt irgend einer öffentlichen Zeitung sich zur weitverbreitenden Posaune der geübten Großmuth hergiebt.
Im Hauswesen solcher Familien läßt sich bei manchem Aufwande eine gewisse ängstliche Sparsamkeit, ein Haschen nach Pfennigen, während oft Ducaten spurlos vergeudet werden, nicht verkennen. Man sucht sich auf diese Weise für jene Summen schadlos zu halten, die der Drang des Augenblicks, irgend eine vornehme, der hohen Crême oder Haut-volée nachgeäffte Liebhaberei aus der sonst fest verschlossenen eisernen Cassatruhe entlockt hat. Aber bei aller Filzigkeit auf der einen, und einer arrogeanten Großthuerei auf der andern Seite, steht das Ansehen der österreichischen Geldaristokratie dennoch auf einer höchst bedeutenden Stufe.
Die übrige Lebensweise der Geldaristokratie, so wie die Erziehung ihrer Kinder, weicht von jener des hohen Adels auch nicht um ein Haar ab; nur daß der Grundsatz: was der Vater war, soll auch der Sohn sein, streng befolgt und jeder derselben, mit wenigen Ausnahmen, angehalten wird, die goldene Wünschelruthe der Handelswelt als das allesbelebende Urprincip des menschlichen Daseins zu handhaben.
Oestereich im Jahre 1840. Staat und Staatsverwaltung, Verfassung und Cultur. Von einem österreichischen Staatsmanne (Ferdinand Leopold Graf Schirnding)
Franz Schuselka in Adel und Bürgertum (anonym erschienen in Worte eines Österreichers, Hamburg 1843) hebt vor allem das konservative, eine Demokratie verhindernde Element hervor:
Ja, die Zeit des Adels ist vorüber, in sofern wenigstens gewiß, daß er überall, wo ein wirklicher Bürgerstand lebt, nicht mehr eigentlich, sondern nur figürlich an der Spitze des Volkes steht, daß er selbst dort, wo er der Form nach noch herrscht, der Sache nach von der unwiderstehlichen geistigen und physischen Macht des Bürgerthums beherrscht wird. Es kann kein Zweifel obwalten über die Dinge, die da kommen werden. Wenn auf der einen Seite starres Verknöchern und Verschrumpfen, auf der anderen rastlos neues Entfalten und Verjüngen ist, dann muß hier ewiges lebendiges Leben, dort höchstens ein erkünsteltes Scheinleben die nothwendige Folge sein. Die Altadeligen leben nicht in der Zeit, sie baumeln in qualvoller Schwebe zwischen den Zeiten. Zurück können sie nicht, vorwärts wollen sie nicht, und in der Spalte droht Zermalmung. Ueber dem Haupte des Adels mit den Gewaltrechten, die er hatte und behalten oder wieder erringen möchte, hängt das Schwert des Verhängnisses, und der Adel selbst wird das Haar zerreißen, an welchem es hängt.
Jeder Bürgerliche, der keine Knechtseele ist, muß ein entschiedener Feind jenes Standes sein, dem alle übrigen Stände so lange zum Fußschemel dienen mussten.
Die Privilegien des Adels, die das Ehrgefühl des Volkes kränken, die Lebensentwicklung desselben hemmen, die Würde der Menschennatur beleidigen, sollen und müssen fallen.
Ein Jahr vor der Revolution von 1848 konstatiert der anonyme Verfasser von Sociale und politische Zustände Oesterreichs mit besonderer Beziehung auf den Pauperismus (Leipzig 1847) die „Ohnmacht“ und „Zerrissenheit“ des österreichischen Adels, der „auf die Fläche herabgedrückt sei, auf welcher der Bürgerliche wandelt“:
Bei weitem der größere Theil rettete aus seinem allmähligen Fall nichts als vielleicht sein Familienwappen und höchstens noch ein Stammgut, verlor sich im Uebrigen unter das wogende Gewühl des großen Haufens und beweinte meist im Stillen sein Unglück, an dem er selbst oder sein Vater oder Ahnherr mehr oder weniger Schuld war.
Er sieht, daß man sich einen Adelsbrief für einige Scheinverdienste und, was ihn noch mehr kränkt, für Geld erwerben könne. Man fragt jetzt nicht mehr, ob er Jude oder Christ sein, ob sein Vater Schweinhirt oder Gelehrter war, ob ihn dieses oder jenes Land geboren – wenn er die zureichenden Geldmittel hat und damit die rechten Wege und Hebel findet, so ist er von heut auf morgen Aristokrat, novus homo, und dünkt sich, durch seine hohe Stellung oder seinen Mammon übermüthig, als Ritter oder Baron viel mehr zu sein als ein alter Reichsfreiherr oder Gaugraf, den die Welle des Zufalls oder ein Sturm von Leidenschaften, Ungnade, Verschwendung, Blödsinn, große Unwissenheit, Wollust u.s.w. auf einen öden wüsten Strand verschlagen hat.
Heirathsanträge und Liebeserklärungen
„Verzeihen Sie, holdseligste N.N., wenn ich die Leidenschaft, welche ich so lange im Innersten des Herzens verwahrt, endlich mit Macht hervorbricht, und die Fesseln der zähmenden Vernunft abwirft. Ich liebe Sie! ja, beim Himmel! mein ganzes Wesen ist Ihnen in reiner Verehrung und Anhänglichkeit so wahrhaft ergeben, daß ich ferner nicht leben kann, ohne Ihren Besitz. O sagen Sie mir ein günstiges Wort der Gegenliebe, und schenken Sie mir Ihre Hand und Ihr Herz. Ich dagegen will Sie so glücklich zu machen suchen, wie es Ihre Schönheit und Tugend verdienen!“
„Schönste der Schönen! ich liebte Sie herzlich, als mir das Glück wurde, Sie zu sehen, und ich hoffe, vielleicht nicht vergebens, Liebe mit Gegenliebe belohnt zu sehen! Ihre Reize, Ihr gebildeter Geist fesseln und werden mich immer fesseln. Ich habe geseufzt, so lange ich fern von Ihnen war, und selige Wonne umstrahlt mich, sobald ich mich Ihnen nähern durfte, und doch konnte ich Sie nicht sprechen. Noch jetzt weiß ich nicht, ob ich verstanden werde; denn Ihre Gegenwart verwirrt meine Gedanken.“
„Theure Peppi! Sie lassen mich hoffen; warum aber fürchten Sie sich vor der Liebe, da Alles auf Erden unter ihrer Herrschaft steht? Entsagen Sie der Furcht, womit Sie erfüllt sind, da ich Sie anbete, und von den besten Gesinnungen gegen Sie beseelt bin. Warum wollen Sie die Jahre der Jugend, welche den Freuden der Liebe gehören, in so strenger Gleichgiltigkeit zubringen? Alles vergeht wie ein Traum; benutzen Sie die Zeit, und streuen Sie Blumen der Liebe auf unsern Pfad, um unser Alter vor Reue zu bewahren.“
„O sagen Sie mir, Vortrefflichste Ihres Geschlechts, daß ich hoffen darf, einen kleinen Antheil an Ihrem Herzen zu erhalten! Ein ernstes, unablässiges Bestreben, Ihnen zu gefallen, soll das Geschäft meines ganzen Lebens ausmachen. Können Sie sich entschließen, einen Mann glücklich zu machen, der außer Ihnen kein Glück findet? O thun Sie es, Liebenswürdigste!“
„Göttliche Peppi! Dieser Brief möge auf den Flügeln der Liebe zu Dir gelangen, und Dir die wahren Empfindungen und Gefühle meines Herzens mitteilen. O! könnte ich doch einmal wahrhaft überzeugen, daß ich ewig und allein nur Dich liebe. Erfülle nun endlich meine Bitte und laß die Scheidewand der Verhältnisse, die ja nur zum Schein zwischen uns bestanden hat, endlich auch vor den Augen der Welt verschwinden, und laßt es uns öffentlich zeigen, daß wir uns wahrhaft lieben.
Da mich Deine Aeltern schon seit geraumer Zeit kennen, liebe Peppi! so werden sie nichts gegen unsre Verbindung einzuwenden haben, wenn sie auch reicher sind, als die meinigen. Und ehe ein Jahr vergeht, bist Du meine liebe Frau, und ich Dein lieber – Mann.
Laß mich, mein Engel, nicht lange auf Antwort harren; denn mit Sehnsucht erwarte ich die Stunde unserer Vereinigung.
Ewig
Dein Dich innig liebender N.N.“