Nestroy-Spiele 1998

Maxenpfutsch

26. Nestroy-Spiele Schwechat 1998 im Schlosshof der Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf, 2320 Schwechat, Rothmühlstraße 5, Premiere 3. Juli 1998

Nach dem großen Erfolg von „Mein Freund“ im Vorjahr steht auch heuer wieder ein selten gespieltes Stück auf dem Programm „Maxenpfutsch oder Nagerl und Handschuh“: Nestroys erster größerer Erfolg aus dem Jahre 1832, eine Parodie auf das bekannte Aschenbrödel-Motiv. Mit beißendem Witz und viel Musik schildert Nestroy den Aufstieg der armen, malträtierten Stieftochter des Pleitiers Maxenpfutsch zur Märchenprinzessin, die in den Gefilden der Royals Einzug hält – ein gefundenes Fressen für die Klatschspalten der Regenbogenpresse und höchstes Vergnügen für die Freunde geistreichen Unterhaltungstheaters.

Besetzung

  • Ramsamperl, Erbe unzähliger magischer Herrschaften Markus Zarl
  • Semmelschmarn, Zauberer, Ramsamperls Erzieher, ein rarer Mann, aber fad Willibald Mürwald
  • Kappenstiefel, Ramsamperls Reitknecht Sascha Nikodym
  • Povernius Maxenpfutsch, ein im Zugrundegehen begriffener Kapitalist und Vater Bruno Reichert
  • Hyazinthe, Bella, dessen ledige Töchter, nicht aus Neigung, sondern aus Schicksal Christine Zimmermann, Susanne Urban
  • Rosa, genannt Küchengretl, miserabel gehaltene Tochter und enorm malträtierte Schwester Sigrid Stammer
  • Pianissimo, ein Herold und Moderator Konrad Kostmann
  • Grobianetto, ein junger Genius Christian Wittmann
  • Ramsamperls Mutter, Königin Eveline Bolaffio
  • Eine Freundin Ramsamperls Maria Schrittwieser
  • Ein Lakai, in Ramsamperls Diensten, eine gewöhnliche Livreeseele Peter Koliander
  • Damen, Engel, Kandidatinnen Margherita Bolaffio, Veronika Hegler, Sylvia Janousek, Angela Koliander, Gabi Kozich, Bella Rössler, Sabine Stacher, Sissy Stacher, Elisabeth Strache
  • Herren, Agenten, Diener, Photographen, Genien, Jäger, Pagen Edi Gnadlinger, Florian Haslinger, Andreas Herbsthofer. Peter Koliander, Konrad Kostmann, Stefan Knöpfer, Lukas Spinka, Thomas Spinka, Gerhard Stacher
  • Kinder, Agenten, Bobbies, Genien Alena Koliander, Marlene Mürwald, Florian Rössler, Christian Wittmann
  • Regie Peter Gruber
  • Ausstattung Nora Scheidl
  • Musik Kurt Adametz
  • Licht Roby Vamos, Thomas Nichtenberger
  • Assistenz, Koordination Christine Bauer
  • Choreographie Sigrid Reisenberger
  • Maske Susanne Neidhart
  • Ausstattungsassitenz Karin Altmann
  • Ausstattungsvolontariat Ulrike Riebenbauer, Anna Suette
  • Bühnenbau Günter Lickel, Peter Koliander

Pressestimmen

Der Standard, 6. Juli 1998: Ruckediguh, Blut im Handschuh – Nestroys Aschenbrödel-Parodie „Maxenpfutsch“ in Schwechat

Nebelschwaden und Funkenregen, Himmelsfahrten und plötzliches Verschwinden – diese Ingredienzen des Zaubertheaters sind normalerweise untrügliche Zeichen für die Hervorbringungen des Ferdinand Raimund. Nicht so in der Rothmühle bei Schwechat: Dort hat sein Kollege Johann Nepomuk Nestroy die Alleinherrschaft.

Doch seine Aschenbrödel-Parodie Maxenpfutsch, die Regisseur Peter Gruber für die 26. Saison der Nestroy-Spiele ausgegraben hat, verfügt über einen veritablen Zauberer. Semmelschmarn heißt er und ist Erzieher des jungen Herrn von Ramsamperl, der so gar nicht heiraten will, aber muß, um sein Erbe nicht zu verlieren. Der Zauberer ist nicht mehr der Jüngste, weswegen ihn die magischen Kräfte bisweilen verlassen.

Doch da springt Gruber beherzt in die Bresche. Nora Scheidl hat ihm eine Bühne gebaut, die auf engstem Raum alle Stückeln spielt und dadurch selbst wie eine Parodie der großen, schwerfälligen Bühnenapparate wirkt: Versenkungen und Schnürboden werden eifrig eingesetzt, um das Werkel in Gang zu halten.

Das ist auch bitter notwendig, denn das Stück hat wenig Eigenständiges und bezieht seinen Witz vorwiegend aus den Anspielungen auf das Original (indem es etwa den Schuh gegen einen Handschuh tauscht). Anstelle den Rotstift kräftig anzusetzen, hat Gruber sehr viel Phantasie eingesetzt – von der als Miß-Wahl aufgelösten Brautschau bis zu einem Männer-Ballett.

Drei Schauspieler tragen den Abend: Markus Zarl ist ein wunderbar blasierter Märchenprinz, Sascha Nikodym sein Prolo-Reitknecht, der die Freiersrolle für seinen Herrn übernehmen muß und sichtbar Spaß daran findet, und Bruno Reichert, ein schwer verschuldeter Vater, der seine Töchter und seine Schulden so rasch wie möglich loswerden möchte. Der Rest des überaus motivierten Laienensembles fühlt sich im stimmig eingesetzten Dialekt sichtlich wohler als bei den zahlreichen gecoverten Gesangseinlagen. (Wolfgang Huber-Lang)

Die Presse, 7. Juli 1998: Trinkgeld für die Genien

Nestroys „Maxenpfutsch“ feiert im Schoß Rothmühle fröhliche Umständ und erheitert mit parodistischer Zaubermaschinerie.

Herzige Barockengerl flöten im Bühnenhimmel und umschwirren das Geschick der Menschlichen, die sich in allerlei besserungswürdigen Schattierungen auf der Erde tummeln. Eine arme Küchengretel darf in diesen Himmel entschweben, um ihn als schöne Prinzessin wieder zu verlassen. Genien setzen sie flatternd auf den Bühnenboden ab, um sogleich in bester Handwerksmanier ein Trinkgeld für ihre Anstrengungen zu verlangen.

Auch die Engel halten immer wieder die Hand auf: Für Johann Nestroy war die Liebe wohl auch in jenseitigen Sphären eine kommerzialisierte Angelegenheit, was durch diese knarrende Zaubermaschinerie hervorragend parodiert wird. Er bezeichnete das (kaum je gespielte) Stück als die„Parodie eines schon oft parodierten Stoffes“, deren Urthema das Aschenputtel-Märchen ist.

Peter Gruber und seine Riege professionell auftretender Laienschauspieler verleihen dem Stück mit ausgelassener Situationskomik und schwungvollen Umzügen die typische Schwechater Note. Auch ein deftiger Zeitzug darf da nicht fehlen: mit einer Queen in untadeligem Blau und Prinz Charles im Kilt wird die Brücke zum Prinzessinnenmythos Diana geschlagen.

Letztes Jahr feierte das Nestroy-Spiel in der Rothmühle sein 25jähriges Bestehen. Hier versteht man es, internationale Nestroy-Forschung mit bunten Inszenierungen jenseits aller Biedermeier-Klischees unter einen Hut zu bringen. Diese Heimat Nestroys agiert am Puls der Zeit. Da sie blüht und gedeiht, verkündet man die Ambition, ein neues „Reichenau an der Schwechat“ zu werden. (Opp)

Wiener Zeitung, 6. Juli 1998: Vergnügliches aus dem Fundus

Auch bei den 26. Nestroy-Spielen Schwechat steht ein selten gespieltes Gustostückerl aus Nestroys reichem Fundus an Possen auf dem Programm: „Maxenpfutsch oder Nagerl und Handschuh“ ist Nestroys erster größter Erfolg aus dem Jahre 1832, eine Parodie auf das auch zur damaligen Zeit bekannte Aschenbrödel-Motiv. Nestroy selbst bezeichnete seine Zauberposse als „Parodie eines vielparodierten Stoffes“. „Maxenpfutsch“ ist dem Genre der Zauberposse viel näher als der bissigen Satire, die Nestroy später bevorzugt hat.

Regisseur Peter Gruber inszeniert auch weniger bös und gallig als gewohnt und bevölkert die Bühne im Hof des Schlosses Rothmühle mit Rauschgoldengerln und unwilligen Gehilfen aus dem Zauberreich, die das Schicksal der „miserabel gehaltenen Tochter und enorm malträtierten Schwester Rosa“ in ihre Hände nehmen, um ihr zum Happy-End mit dem reichen Ramsamperl zu verhelfen.

Natürlich bietet sich die Vorlage an, Verbindungen zum englischen Königshaus herzustellen. Gruber tut dies dezent und wird niemals geschmacklos dabei. Einer der Höhepunkte des Abends ist die Auswahl der zukünftigen Gattin, die bei Gruber zur medial ausgeschlachteten Missen-Wahl wird. Die Damenriege, die die Kandidatinnen darstellt, liefert komödiantische Highlights verborgerner Talente.

Als Maxenpfutsch steht wieder der Nestroy-geeichte Bruno Reichert zur Verfügung, der seine Couplets mit dem nötigen Grant serviert. Als Traumpaar finden sich Markus Zarl als Ramsamperl und Sigrid Stammer als Rosa. Beide können vorzüglich singen, was die vielen Gesangsnummern äußerst erfreulich gestaltet.

Für die witzige und pointierte Ausstattung sorgte Nora Scheidl. Wieder verblüffen die vielen ungewöhnlichen Ideen, mit einfachsten Mitteln größtmögliche Wirkung zu erzielen. Mögen die Anspielungen auf die magere Subventionierung der Nestroy-Spiele in Anwesenheit des Kunstkanzlers Viktor Klima nicht ungehört verhallen. (Brigitte Suchan)

Kurier, 5. Juli 1998: Fauler und echter Zauber

Bereits seit 26 Jahren sind die „Nestroy Spiele Schwechat“ ein fixer, zugleich auch erfolgreicher Bestandteil der sommerlichen Theaterszene. Nach der Jubiläumsproduktion von „Mein Freund“ versucht sich Regisseur Peter Gruber heuer an die Parodie „Maxenpfutsch“ und beschwört dabei echten und faulen Zauber.

Tief greift Grubers freie Bearbeitung des Aschenbrödel-Stoffes in die bunte Trickkiste der Parodie, liegen doch Vergleiche zur Gegenwart quasi auf der Hand. Die arme, malträtierte, als Küchengretl gehaltene Rosa – erinnert ihre Eheschließung mit dem leicht weltfremden Prinzen Ramsamperl nicht an den viel strapazierten Mythos um Lady Diana? Ist Rosas bankrotter, Verwirrung stiftender Vater Maxenpfutsch denn nicht ein Vetter des Wiener Mundl? Und hält das von unzähligen Paparazzi beobachtete Rittern der sangesfreudigen Damen um des Prinzen Gunst nicht jedem Vergleich mit den herben Plattheiten eines Song-Contest stand? Gruber beantwortet alle Fragen mit„ja“ und läßt sein wunderbares Ensemble nach Herzenslust blödeln.

Beethoven, Brecht, Falco und Fendrich; Hubert von Goisern und Tschaikowskijs „Schwanensee“ bis zu den Silikon-Sandburgen á la „Baywatch“ – glücklich, wer die Originale erkennt. Denn neben dieser nicht immer stimmigen Mixtur aus Revue, Musical und Slapstick haben Nestroys Bonmots einen schweren Stand, geht die eigentliche Handlung des öfteren verloren. Sogar die schrillen Kostüme und das geistreiche Bühnenbild (Nora Scheidl) fügen sich in Grubers Konzept; die engagierten Darsteller kämpfen vergeblich um eine halbwegs lineare Erzählweise. Von Nummer zu Nummer eilt die Aufführung, zu einer Einheit aber findet sie nie.

„… und Schwechat wird Groß-Reichenau“ singen alle zum Abschluß. Keine Angst, diese „Gefahr“ besteht vorläufig nicht. (P. J.)

Täglich Alles, 5. Juli 1998: Nestroy kunterbunt

Nestroy hat wieder Saison! Im Schloßhof Rothmühle in Schwechat steht heuer die Zauberposse „Maxenpfutsch“ auf dem Programm. Eine Persiflage auf das bekannte Aschenputtel-Motiv: der Aufstieg der Küchengretl, ein von Stiefvater und dessen Töchtern malträtiertes „Tschapperl“, das seinen Weg in die High-Society – geradewegs in die Arme eines Prinzen, der heiraten muß, da ihm sonst die Enterbung droht – beschreitet.

Peter Gruber hat in üppig-bunter Ausstattung (Nora Scheidl) einen schwungvollen Abend inszeniert, bei dem das Ensemble zeigen kann, was in ihm steckt. Gruber setzt auf Wortwitz, Ironie, auf running gags. Immer und überall treten zwei Knaben als Paparazzi in Aktion, die sich ins Geschehen stürzen. Die richtige Stimmung fängt die passende Musik von Kurt Adametz ein.

Im Ensemble gefallen Sigrid Stammer als stimmgewaltige Küchengretl, die mit Markus Zarl als Prinzen (zeitweise cool – mit schwarzer Sonnenbrille!) ein Happy-End feiern darf. Weiters großartig: Gretls Stieffamilie – Bruno Reichert als Pleitier Maxenpfutsch, Christine Zimmermann und Susanne Urban als schrilles Schwestern-Duo. In der Rolle des Zauberers Semmelschmarn gefällt Willibald Mürwald.

Eine großartige Leistung eines engagierten (Laien!)-Ensembles. (Anja Schmidt)

Niederösterreichische Nachrichten, 8. Juli 1998: Reicher Prinz gesucht

„Maxenpfutsch“ in der Rothmühle begeistert nicht nur die Nestroyliebhaber.

Bis beinahe zur letzten Minute vor Aufführungsbeginn mußten die Laiendarsteller und auch die Veranstalter noch wegen des schlechten Wetters zittern. Aber pünktlich zu Beginn klarte der Himmel dann auch auf und es wurde zwar trocken – aber kalt. Was allerdings der Spielfreude der Schauspieler noch der Begeisterung des Publikums einen Abbruch tat.

Überzeugen konnten nicht nur die technischen Effekte, die Musik und die Gags, sondern vor allem die Leistungen der Schauspieler. Obwohl sie alle „nur“ Laien sind, boten sie Theater der Extraklasse. Es gab keine Textunsicherheiten und auch von Nervosität war kaum etwas zu merken, obwohl die meisten der Hauptdarsteller zum ersten Mal derart große Rollen verkörperten.

Besonders hervorzuheben sind dabei Sigrid Stammer, das Aschenbrödel und Sascha Nikodym, der falsche Prinz. Sie lösten ihre Aufgabe mit Bravour. Sigrid Stammer, die Theaterwissenschaften und Germanistik studiert, beeindruckte das Publikum vor allem durch ihre gesanglichen Qualitäten. Sascha Nikodym war die Rolle des überheblichen Matschos förmlich wie auf den Leib geschrieben.

Ebenso gut nur nicht mehr neu in großen Rollen waren Willibald Mürwald, Markus Zarl und Bruno Reichert.

Und auch die, bei den Besuchern schon bekannten und beliebten Anspielungen durften nicht fehlen. Neben einer Misswahl moderiert von einem Thomas Gotschalkverschnitt mit Werbeunterbrechungen gibt es natürlich auch Seitenhiebe auf die Politik.

Modernisiert wurden auch die Nestroy’schen Couplets, die Kurt Adametz ganz der jeweiligen Rolle anpaßte. So hatte etwa der nichtsnutzige Prinz Markus Zarl einen Rap als Auftrittslied.

Offenbar weiß auch die heimische Prominenz bereits das Können der Laiendarsteller zu schätzen, denn neben Bundeskanzler Viktor Klima mit Gattin, der als echter Schwechater fast jedes Jahr kommt, waren auch Bgm. Mag. Reinhard Gogola mit Gattin, Bundesrat Engelbert Schaufler, Vizebürgermeister Walter Steiger, Stadträtin Isolde Sacher, Dr. Stipl vom Stadtamt, der Bezirksvorsteher Dr. Reinhard Schmitz, sowie Peter Aigelsreiter von den Brennesseln und natürlich der Prinzipal der Spiele Robert Herret. Sie alle waren, wie auch das übrige Publikum hellauf begeistert.

Im Gegensatz zum Vorjahresstück „Mein Freund“, das eher aus Nestroys düsterer Schaffensperiode stammte, bringt „Maxenpfutsch“ wieder den gewohnten Schwung und auch die Möglichkeiten zu typischen Interpretationen durch Regisseur Peter Gruber mit. Seine schon üblichen aktuellen Anspielungen und Ideen zur Modernisierung sind auch heuer wieder grandios in die Handlung verwoben. Selbst Nestroy hätte es nicht besser machen können, denn Peter Gruber transferiert Nestroys Witz nur dort, wo es möglich und passend ist, in die heutige Zeit, ohne je den Kern des Stücks oder die Aussage des Dichters und seine Sprachgewalt zu beeinträchtigen.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: „Für mich ist der Besuch der Nestroyspiele schon Tradition. Wann immer ich Zeit habe, komme ich gerne hierher. Denn hier wird dem Zuschauer eine gute Mischung aus Laientum und Professionalität geboten. Man will den Zuschauern in der Tradition der Sommertheater einfach nur gut unterhalten.“

Bürgermeister Mag. Reinhard Gogola: „In der Rothmühle wird dem Publikum einfach unterhaltsames und lustiges Sommertheater geboten. Typisch für den Regisseur Gruber sind die Persiflagen und starken Übertreibungen. Aber das macht gerade den unverwechselbaren Stil aus.“

LAbg. Richard Gebert: „Meiner Ansicht nach sind hier Sommertheater und Nestroy vom Regisseur in einem guten Mix verpackt und durch die Spielleidenschaft der Darsteller hervorragend präsentiert worden. Über die Übertreibungen und teilweise stark überzeichneten Figuren gehen die Meinungen zwar auseinander, aber dem Publikum gefällt es.“ (Barbara Schindler)