Musikalisch-Dramatische Parodie in Vier Bieldern
- Uraufführung 31. März 1859, Carl-Theater (16 Aufführungen)
- Nestroy-Rolle Verschiedene Rollen, vgl. SW Bd. 15, S. 513 (Rollenverzeichnis 851)
- Musik [Carl Binder]
- Vorlage Richard Wagner: Lohengrin (Oper, 1850)
- Überlieferung Gladt S. 58; SW Bd. 4, S. 399–408; HKA Stücke 37
- Werkausgaben (Stücktext) CG Bd. 11, S. 93–112; SW Bd. 4, S. 241–277; HKA Stücke 37 (Hg.: Branscombe)
- Literatur HKA Stücke 37; Bührmann; vgl. auch Angaben zu Tannhäuser, S. 306
Personen
- Hanns der Gerechte, Mark- und Gaugraf von Vogelfingen
- Lohengrin
- Elsa von Dragant
- Pafnuzi, Erbe von Dragant, ihr Bruder
- Ritter Mordigall von Wetterschlund
- Gertrude, hohe Rittersfrau und niederländische Hexe, Mordigalls Gemahlin
- Der Hinundherrufer des Mark- und Gaugrafen
- Zukunftsritter samt ihren Zukunftsfrauen, darunter einige Vergangenheitsdamen
- Zukunftsfräuleins
- dto. Pagen
- Knappen
- Knechte
- Volk und Trompeter
- Die Handlung spielt, trotz aller Zukunft, in der Vorzeit, an den Ufern der niederländischen Gebirge
Inhalt
1. Akt
Der Gaugraf Hanns der Gerechte fragt den Ritter Mordigall nach dem Verbleib seines Mündels, Prinz Pafnuzi. Auf Gertrudes Rat hin stellt Mordigall sich zunächst ahnungslos und behauptet dann, Elsa habe ihn umgebracht. Obwohl die unschuldig erscheinende Elsa die Tat leugnet, bleibt Mordigall bei seiner Anschuldigung und wirft ihr den Fehdehandschuh hin. Allerdings findet sich kein Ritter, der bereit ist, für Elsa zu kämpfen. Sie hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, als Lohengrin auf einem von einem Schaf gezogenen Wagen erscheint. Der unbekannte Ritter ist bereit, für Elsa zu kämpfen, wenn sie ihm als Lohn für seinen Sieg ihre Hand verspricht. Freudig fällt Elsa dem schönen Ritter um den Hals. Sie muß ihm jedoch versprechen, niemals nach seiner Person oder seiner Herkunft zu fragen. In kurzer Zeit gelingt es Lohengrin, Mordigall zu besiegen. Aus Edelmut verzichtet Lohengrin darauf, seinen Widersacher zu töten. Während alle jubeln, schleichen Mordigall und Gertrude davon und schwören Rache.
2. Akt
Mordigall und Gertrude geben sich gegenseitig die Schuld an dieser Schmach. Um Rache zu üben, will Gertrude ihre Hexenkräfte gebrauchen. Sie gibt sich Elsa gegenüber geläutert und demütig, behauptet aber, ihr Mann sei trotz seiner Niederlage mehr wert als Elsas namenloser Ritter. Weiterhin äußert Gertrude den Verdacht, der Unbekannte selbst sei vielleicht für Pafnuzis Verschwinden verantwortlich. Gemeinsam drängen Gertrude und Mordigall Lohengrin, seine Identität preiszugeben. Zwar stellt der Gaugraf sich schützend vor den Ritter, doch Mordigall bezichtigt ihn der Zauberei, während Gertrude Elsa weiter zusetzt, sie solle ihren Mann nach seinem Namen fragen. Eindringlich warnt Lohengrin Elsa vor Gertrude.
3. Akt
Allein mit Lohengrin, gesteht Elsa, daß es um vieles schöner wäre, wenn sie ihren Geliebten bei seinem Namen nennen könnte. Freundlich erinnert Lohengrin seine Frau an ihr Versprechen, doch schnippisch erwidert sie: „Als Braut man allerhand verspricht, als Frau hernach da halt’t man ’s nicht.“ Elsa läßt Lohengrin keine Ruhe, bis dieser sagt: „Dir rutscht die Frag heraus – Jetzt ist ’s so viel als aus.“ In diesem Moment sieht Elsa Mordigall mit vier Rittern herbeistürmen. Schnell drückt sie Lohengrin sein Schwert in die Hand, und dieser tötet Mordigall mit einem Streich. Die halbohnmächtige Elsa läßt er zum Gaugrafen führen.
4. Akt
Vor dem Gaugrafen verlangt Lohengrin die Scheidung, weil Elsa ihr Versprechen gebrochen habe. Da alle Anwesenden darauf brennen, die Wahrheit über seine Person zu erfahren, ist er bereit, öffentlich Auskunft zu geben: Er sei Lohengrin, einer der zwölf Gralsritter. Der Gral liege in einem Zauberschloß – „ganz ohne Gelsen“ – und „ ’s stärkt den Gral wunderbar ein Zaubergeier, der kommt g’flogen alle Jahr, folglich auch heuer.“ Er selbst sei zur Zeit ein „Urlaubswand’rer“, doch nun kehre er zurück. Innigst bittet Elsa ihn zu bleiben. Auch der Gaugraf will ihn nicht fortlassen. Trotzdem bleibt Lohengrin bei seinem Entschluß, sein Wagen, von dem Schaf gezogen, steht bereit. Aufgebracht stürzt Gertrude herbei und ruft Elsa zu: „Triumph der Rache! Sieh, dein Gatte flieht, und wisse, es ist dein Bruder Pafnuzi, der ihn zieht.“ Sie selbst habe Pafnuzi seinerzeit in ein Schaf verwandelt. Lohengrin ruft den großen Gral an. Es erscheint der Geier und statt des Schafs steht Pafnuzi da. Gertrude erdolcht sich, während Elsa stöhnt: „Ich stirb von selbst, ich brauch kein’n Dolch!“ und zu Boden sinkt. Der Geier zieht Lohengrins Wagen von dannen.
Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner