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Hinüber – Herüber – Hinüber – Herüber

Intermezzo nach einer dem Humoristen entnommenen Anekdote
  • Uraufführung 16. März 1844, Theater an der Wien (74 Aufführungen)
  • Nestroy-Rolle Der Gevatter (Rollenverzeichnis 690)
  • Vorlage Anekdote Die gewonnene und doch verlorene Wette (Der Humorist, 28. 12. 1843)
  • Druck 1852
  • Überlieferung Gladt S. 48; SWBd. 12, S. 599–602; HKA Stücke 21, S. 97–115
  • Werkausgaben (Stücktext) Gladt S. 48; SWBd. 12, S. 599–602; HKA Stücke 21, S. 97–115

Personen

  • Der Wirt
  • Die Wirtin
  • Die Tochter
  • Der Gevatter
  • Die Gevatterin
  • Der Pächter
  • Der Kellner
  • Der Kellnerjunge
  • Der Hausknecht
  • 1. u. 2. Fußreisender
  • Die Handlung spielt in dem Wirtshause eines Marktfleckens

Inhalt

In einem Wirtshaus beobachten zwei Fußreisende, wie der Wirt einem Pächter einige Grundstücke verkauft und dabei 5000 Gulden den Besitzer wechseln. Als Grund für den Verkauf gibt der Wirt an, seine Tochter werde bald den Amtmann der zugehörenden Herrschaft heiraten. Somit würde der Schwiegervater quasi zum Untertan seines Schwiegersohnes. Die beiden Gäste setzen unterdessen alles daran, um als noble Herrschaften zu erscheinen. Dabei haben sie keineswegs vor, das gute Essen und den edlen Wein zu bezahlen. Die Tochter des Wirts ist über die Wahl des Bräutigams sehr unglücklich, denn sie ist in den Kellner Franz verliebt. Ihre Mutter hat durchaus Verständnis für sie, doch der Vater bleibt ungerührt. Zur bevorstehenden Hochzeit sind auch der Gevatter und seine Frau angereist. Während er die Tochter ebenfalls bedauert, ohne seine Meinung offen zu sagen, hält seine Frau viel von dieser guten Partie. Einer der Fußreisenden gibt seinem Bedauern Ausdruck, nicht bis zur Hochzeit bleiben zu können, doch habe er mit einem Freund um 1000 Louisdor gewettet, daß es ihm gelinge, den Großglockner in 1 3/4 Stunden zu besteigen. Sein Begleiter überwache die richtige Ausführung der Wette. Diese Wette bestärkt den Wirt in dem Glauben, einen reichen Engländer vor sich zu haben. Keck erzählt der Fremde weiter, die Pendeluhr in der Wirtsstube erinnere ihn an eine scheinbar leichte und doch verlorene Wette. Eines Tages habe er mit einem Lord auf einem Gut in Irland vor einer Pendeluhr gesessen. Da habe der Lord mit ihm gewettet, daß er es nicht schaffen würde, bei jedem Pendelschlag „Herüber – hinüber“ zu sagen. Zehn Minuten lang habe er den Ablenkungsmanövern des Lords standgehalten, doch dann sei ein Diener hereingestürzt und habe „Feuer!“ gerufen. Er habe sich umgedreht und gefragt „wo brennt’s?“ Auf diese Weise habe er 500 Pfund verloren. Großspurig versichert der Wirt, er würde diese Wette gewinnen. Mutig fordert er als Wetteinsatz 300 Gulden. Im selben Augenblick schlägt die Uhr fünf, und man beginnt sogleich mit der Ausführung. Tatsächlich läßt der Wirt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er spricht weiter, obwohl man ihm die Ankunft des Amtmannes ankündigt. Auch das Verschwinden der beiden Fremden mit seinen 5000 Gulden beunruhigt ihn nicht. Allerdings heftet sich Franz an die Fersen der beiden Spitzbuben. Auch weitere Störungen bringen den Wirt nicht aus dem Takt. Nach einer Viertelstunde hält er sich für den glücklichen Sieger. Nun bemerken alle das Verschwinden der Reisenden und des Geldes. Dennoch will der Wirt nicht glauben, daß es sich um Diebe handelte. Er schließt mit seiner Frau eine zweite Wette ab: Sollten sich die Herren als ehrenwerte Engländer herausstellen, werde seine Frau sich um die Versöhnung mit dem verärgerten Amtmann bemühen. Sollten sich die Herren jedoch als Gauner erweisen, dürfe die Tochter ihren geliebten Franz heiraten. In diesem Moment meldet Franz, man habe die Halunken dingfest gemacht. Vor dem Richter haben sie ihre Tat bereits gestanden. Über diesen Ausgang sind besonders die Tochter und Franz überglücklich.

Aus dem „Nestroy-Schauspielführer“ von Jürgen Hein und Claudia Meyer, Verlag Lehner