Nach: Schwechater Archiv-Nachrichten. Informationen aus dem Historischen Archiv der Stadt Schwechat, Sondernummer: Geschichte der Rothmühle, Herausgeber: Stadtgemeinde Schwechat / Historisches Archiv. Text und Gestaltung: Stadtarchivar Adolf Ezsöl. Schwechat, August 2003
Das ursprünglich als „Mühle in dem grunde derhalben des Wazzers“, später als „Mühle am Nidern Grund“, dann als „Rothe Mühle“ bzw. „Rothmühle“ bezeichnete Gewerk stand schon zum Zeitpunkt seiner ersten, urkundlichen Erwähnung auf einem Areal in der Ortschaft Rannersdorf, das bis 1848 der Grundherrschaft der Kirche St. Gilgen in Gumpendorf gehörte. Die auf diesem Pachtgrund errichtete Mühle war aber immer im Vollbesitz der jeweils angeführten adeligen oder großbürgerlichen Familien, die sie zumeist aber nicht selbst betrieben, sondern an sogenannte„Bestandsmüller“ unterverpachteten. Erst mit Auflösung der Grundherrschaften im Zuge der Revolution von 1848 waren die Schloss- und Mühlenbesitzer auch die Grundeigentümer.
Die Mühle dürfte ursprünglich aus Holz, später (im 17. Jahrhundert?) teilweise oder ganz aus (roten?) Ziegeln errichtet worden sein, wovon der Name „Rothmühle“ („Rothe müll“) stammen könnte. Der Standort der Mühle lag am linken Ufer der Schwechat, nach deren Krümmung in Richtung Altkettenhof. In ihrer unmittelbaren Nähe wurde nach 1600 die Schlosskapelle errichtet.
Das ursprüngliche Flussbett der Schwechat
Der erste Plan, auf dem die Rothmühle maßstabgetreu eingezeichnet wurde, ist der im Jahre 1818 entstandene („Franciscaeische“) „Katastralplan der Gemeinde Rannersdorf“ Er zeigt das ursprüngliche Flussbett der Schwechat, die rechts neben dem (um 1600 errichteten) Schloss vorbeifloss und danach die Wasserräder der anschließenden Mühle antrieb.
Auf dem „Situationsplan“ Ritter von Gerstners, des damaligen Besitzers der Schwarzmühle, aus dem Jahre 1838, ist bereits der Werkskanal für die 1833 errichtete Weberei in der Schwarzmühle eingezeichnet. Dieser 1833 neu gegrabene Kanal, der vor der Krümmung der Schwechat zur Rothmühle abgezweigt wurde und in gerader Linie bis zur Einmündung in die Liesing fließt, ist nach der Abgrabung der alten Schwechat um 1972 das derzeitige Flussbett der Schwechat.
Der Wassergraben
Bereits bei der Errichtung des Schlosses dürfte ein Wassergraben zum Schutz vor Überfällen angelegt worden sein, der vor dem Schloss von der Schwechat abgeleitet, um das Gebäude floss und dahinter wieder in die Schwechat einmündete. Dieses künstliche Gerinne ist möglicherweise nach der Zweiten Türkenbelagerung wieder eingeebnet worden. Ein Teil des Bachbettes und Reste der alten, gemauerten Brücke wurden im Zuge der Renovierungsarbeiten vorgefunden. In den Jahren 1968 bis 1972 konnte der Graben mit der Brücke vor dem Schlosstor rekonstruiert werden.