Heinrich Kraus, langjähriger Präsident der Nestroy-Gesellschaft, gestorben
Der Theater-Doyen Heinrich Kraus ist am Donnerstag im Alter von 94 Jahren in Wien verstorben. Das gab das Theater in der Josefstadt bekannt, dessen Direktor Kraus in den 1980er Jahren war.
Kraus wurde am 21. August 1923 in Wien geboren. Sein Vater war Leiter des Kulturamts der Stadt Wien. Er studierte Theaterwissenschaft an der Universität Wien und promovierte 1948 zum Doktor der Philosophie. Nachdem er seit 1945 Mitarbeiter der Direktion des Burgtheaters gewesen war und auch als Schauspieler und Regisseur arbeitete, wurde er 1949 stellvertretender Leiter am Max-Reinhardt-Seminar und 1951 persönlicher Assistent von Ernst Haeusserman in der Kulturabteilung der amerikanischen Botschaft in Wien.
Ab 1961 wieder am Burgtheater
Von 1957 bis 1959 war Kraus Intendant des ungarischen Flüchtlingsorchesters Philharmonia Hungarica, danach Chefdisponent der Deutschen Oper am Rhein. 1961 holte ihn Haeusserman wieder ans Burgtheater. Dort bekleidete Kraus das Amt des Verwaltungsdirektors (1964-1971) und ab 1971 des Vizedirektors.
Sechs Jahre später wechselte er an das Theater in der Josefstadt und übernahm dort nach Haeussermans Tod die Agenden des geschäftsführenden Direktors (1984 bis 1987), später die eines geschäftsführenden Gesellschafters und eines Vorsitzenden des Stiftungsbeirates der Theater in der Josefstadt Privatstiftung.
Als Lehrer am Reinhardt-Seminar
Neben seiner Karriere im Wiener Theater- und Kulturmanagement lehrte Kraus auch immer wieder am Reinhardt-Seminar und am Institut für Theaterwissenschaft. Seit 1990 war er Präsident der „Internationalen Nestroy-Gesellschaft“ und der „Raimund-Gesellschaft“.
Zu seinen zahlreiche Auszeichnungen zählen der Professorentitel und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 2016 erschienen seine von Barbara Lipp aufgezeichneten Erinnerungen unter dem Titel „Es hat viel Platz in 90 Jahren. Lebenserinnerungen eines Theatermannes“ (Verlag Lehner).
Publiziert auf ORF online am 24. Mai 2018,
mit freundlicher Genehmigung von ORF Wien übernommen