Nur Ruhe!
Seit einem halben Jahrhundert beherbergt der Hof von Schloss Rothmühle im niederösterreichischen Rannersdorf die Nestroy-Spiele Schwechat. Von Beginn an hatte Peter Gruber die Intendanz innegehabt und Regie geführt. Mit „Nur Ruhe“, das bei der Premiere am Samstagabend stürmisch bejubelt wurde, setzt Gruber nun einen wunderbaren Schlusspunkt. Nachfolger Christian Graf hat seine Bühnenlaufbahn vor 22 Jahren in Schwechat begonnen.
Peter Grubers Inszenierungen bieten stets Volkstheater im allerbesten Sinn, so auch in der diesmal gezeigten Posse, die in einer Lederfabrik am Rande der Großstadt spielt. Welche Koinzidenz, dass auch Schloss Rothmühle von 1920 bis 1935 als Lederfabrik diente! Dem selten aufgeführten Stück war bei der Uraufführung 1843 kein Erfolg beschieden. Das führt Gruber darauf zurück, dass das „Zustandsbild einer auseinanderdriftenden Ellbogengesellschaft“ für die Erwartungen eines am Unterhaltungstheater orientierten Publikums allzu realistisch ausfiel.
In Schwechat sorgt eine sehr vergnügliche, flotte und vom bewährten Ensemble (u.a. Christian Graf, Rainer Doppler, Franz Steiner, Erwin Leder, Michelle Haydn, Bella Rössler, Maria Sedlaczek und Eric Lingens) mit prächtigen Charakteren versehene Inszenierung für turbulenten – bisweilen auch galligen – Humor. Die Couplets enthalten wieder treffliche zeitkritische Zusatzstrophen aus Grubers Feder, einmal mehr trägt Otmar Binder dynamische pianistische Unterfütterung bei. Alles nach dem Motto „50 Jahre Nestroy – und glaub’n S’ wir geb’n a Ruah? Gar ka Spur!“
„Ohne Ansprachen“ seien die Nestroy-Spiele bisher ausgekommen, meinte Gruber nach der Vorstellung. Diesmal gab’s die Ausnahme von der Regel. So verlieh Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP) seiner Hoffnung Ausdruck, die Nestroy-Spiele mögen auch weiterhin für einen „aufmüpfigen, politischen und nicht biedermeierlichen“ Aufführungsstil stehen. Gruber: „Das hoffe ich auch!“
Christian Graf will gemeinsam mit Florian Haslinger, „die Tradition aufrecht erhalten, sowohl Nestroy-Klassiker als auch unbekannte, selten gespielte Stücke in gewohnter Manier, mit Biss und Humor, aber immer auch mit Bezug zu heute zum Leben zu erwecken.“
- Quelle: Salzburger Nachrichten