Charivari
Viel hat Nestroy geschrieben, Bekanntes, weniger Glänzendes, mit Karacho Durchgefallenes. Die Nestroy-Spiele in Schwechat, seit bald 50 Jahren eine Institution, knöpfen sich auch die weniger überzeugenden Werke vor. Und spielen nun die durchsichtige Posse „Charivari“ mit gelindem Sommerschmäh. Figurenbetont!
Tja, welch ein Stoff. Ein Alter, der seiner jungen Köchin nachsteigt und das Geld seines Mündels jagt … Dazu lustige Nebenfiguren, am Ende … das obligate Happy End. Ahnliches wurde x-mal dramatisiert, mal besser, mal schlechter. Nestroy machte aus diesem Schnittmuster eine Posse, die mit viel Verkleidungsshow aufwartet, aber kaum Handlungsstoff bietet. Viel Theater für wenig Inhalt.
In Schwechat strickt Regisseur Peter Gruber einen Abend rund um Oliver Baier, der mit gelenkigem Blödeln vor allem eines macht: sich verkleiden. Das zieht immer, vor allem unter lauem Sommerhimmel, und das macht ja auch Spaß. Solange man sich nicht versteigt und zum Beispiel platte Islamisten-Klischees auf die Bühne zerrt. Man klamaukt also kräftig, politisiert simpel (Huch! Kapitalismus!). Man setzt auf Figuren und Typen. Und bleibt zahm.
Nestroy schrieb wider die Zensur, schrieb, was nicht gesagt werden durfte. In Schwechat kichert man über Chat-Protokolle (Aber wer hatte das Thema noch nicht im Repertoire?) und macht sich Sorgen ums Klima (Machen wir uns alle). Aber ist das schon Nestroy-like? Hat das wirklich schon Biss?
Grandios das Bühnenbild mit grau-unfreundlichem Beton (Andrea Költringer), unterhaltsam Oliver Baier, lnes Cihal, Rainer Doppler, Lukas Aschenreiter. (AN)