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Piroska Szekely, Fritz Hammel

weiner, rupprecht, stelling

Doris Weiner, Alfred Rupprecht,
Jörg Stelling

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Ensemble

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fritz hammel

Fritz Hammel

Volkstheater Wien

Eisenbahnheiraten

Premiere 30. April 2003
Volkstheater in den Bezirken

Übernahme der Bezirke-Produktion ins Haupthaus
Premiere 1. September 2003

„Mit Liebe und Dampf geht alles“ ist das Motto dieser rasanten, fröhlichen Posse um Liebe und passende und unpassende Eheschließungen, die Nestroy mit seiner Sprachkunst geadelt hat. Mit „Dampf“ ist hier natürlich die Eisenbahn gemeint, die eindeutig im Zentrum der Handlung steht und die davor ungeahnte Möglichkeiten der Mobilität und Kommunikation, aber auch der Konfusion eröffnete. Schließlich wurde „Eisenbahnheiraten“ nur 7 Jahre nach dem Beginn des Ausbaus der österreichischen Eisenbahnen uraufgeführt. Reiches Lokal- und Sprachkolorit und eine Fülle komischer Figuren, wie der einfallsreiche Portrait- und Zimmermaler Patzmann, die amourös gestimmten Vettern Stimmstock und ein heftig „böhmakelnder“ Bäckermeister Zopak aus Brünn sorgen dafür, dass die Posse 159 Jahre nach ihrer Entstehung immer noch unterhält.

Ignaz Stimmstock Jörg Stelling
Peter Stimmstock Alfred Rupprecht
Edmund Günther Wiederschwinger
Patzmann Fritz Hammel
Zopak Werner Prinz
Babett Susanna Schaefer
Nanny Piroska Szekely
Kipfl Manfred Jaksch
Theres Susanne Holl
Brandenburger Raimund Merker
Frau Zaschelhuberin Doris Weiner
Jacob Wolfgang Klivana

Inszenierung Erhard Pauer
Bühne Walter Vogelweider
Kostüme Suzie Heger
Musik Peter Uwira

 

Pressestimmen

Die Presse

Im Triebwagen des beschleunigten Biedermeier
Eine rasante Nestroy-Posse geht auf Tour durch die Vorstadt: Mit „Eisenbahnheiraten“ punktet das Volkstheater in den Bezirken.

„Mit Liebe und Dampf geht alles“, sagt der Maler Patzmann in Johann Nestroys Posse „Eisenbahnheiraten oder Wien, Neustadt, Brünn“, einem damals hochaktuellen Stück, das den Fortschritt der Technik thematisiert. Nur sieben Jahre nach Beginn der Eisenbahnzeit im Habsburgerreich wurde es 1844 im Theater an der Wien uraufgeführt. Besonders gut gehen Liebe und Dampf offenbar an dem Ort, aus dem Nestroy seine Inspiration hat - in der Wiener Vorstadt. So wurde "Eisenbahnheiraten", mit dem das Volkstheater eine Tournee durch die Bezirke macht, am Mittwoch bei der Premiere im Theatersaal in der Meidlinger Längenfeldgasse fast enthusiastisch aufgenommen.

Das flotte Stück hat sein Vorbild in einem Pariser Vaudeville aus dem Jahr 1843. Bei Nestroy wird die Posse mit ihren komplexen, auch derben Liebeswirren nicht nur zu einer Satire auf moderne Zeiten, sondern zu einem Sozialporträt des Völkergemisches im Wiener Raum. Wenn Bäckermeister Zopak (Werner Prinz) auf das Wildeste böhmakelt, ruft das beim eingeweihten Publikum in Meidling noch immer Begeisterung hervor. Schön ist auch die Niedertracht der Hauptstädter, wenn die Niederösterreicher aufs Korn genommen werden: Der einfältige Instrumentenmacher Peter Stimmstock aus Krems (Alfred Rupprecht) und der geckenhafte Bäckermeister Kipfl aus Wiener Neustadt (Manfred Jaksch) waren für einige Lacher gut, ebenso wie die trunkene, heiratsvermittelnde Zaschlhuberinn (Doris Weiner). Der Wiener Biedermann Ignaz Stimmstock (Jörg Stelling) geriet dagegen brav verschroben. Und die süßen Mädeln (Susanna Schaefer, Piroska Szekely, Susanne Holl) mussten sich mit Klischees zufrieden geben, so wie ihre jungen Liebhaber (Günther Wiederschwinger und Raimund Merker). Den anspruchsvollsten Part, den 1844 Nestroy übernommen hatte, den Maler Patzmann, spielte überzeugend Fritz Hammel. Erhard Pauer ist eine flotte Inszenierung gelungen. Das leicht transportable, leicht schäbige, für eine Wanderbühne geeignete Bühnenbild von Walter Vogelweider passt dazu. Offenkundig machte es dem routinierten Ensemble Spaß, Nestroy heim in die Vorstadt zu bringen.
Norbert Mayer
 
 

Wiener Zeitung, 2. Mai 2003

Eheanbahnung mit Pfiff

300 Jahre Wiener Zeitung!Der Umstand, dass die neuen Formen beschleunigter Verkehrsverbindungen das Anbahnen von Beziehungen nicht nur erleichtern, sondern auch behindern können, hat Johann Nestroy in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts zu einer flotten Posse inspiriert. Schauplatzwechsel innerhalb weniger Stunden von Wien nach Wiener Neustadt und weiter nach Brünn wurden so zu einer realen Möglichkeit.
Diese Zügigkeit konnte man bei der Premiere seines Stücks im Rahmen der Theater-in-den-Bezirken-Tournee zunächst freilich nur erahnen. Langsam und gemächlich fing es an, geradezu schleppend - so als ob man sich noch nicht darauf geeinigt hätte, ob das Ganze nun als Schwank oder doch als Posse anzulegen sei. Auch Fritz Hammel in der Rolle des Hobby-Heiratsvermittlers aus Liebe, Patzmann, brauchte längere Anlaufzeit.
Dann allerdings, spätestens als die Gesellschaft der Möchtegern-Bräute und -Bräutigame in Wiener Neustadt wieder aufeinander traf und aneinander geriet, entwickelte die Geschichte Dampf und Farbe und kam in Fahrt. Und Hammel zeigte sich in blendender Form.
Da in diesen "Eisenbahnheiraten" auch eine Bäckerfamilie aus Brünn involviert ist, war auch etwas Böhmakeln angesagt. Werner Prinz schlug sich dabei tapfer, an die begnadeten Vorbilder reicht er freilich nicht heran. Dafür fuchtelt er unentwegt mit dem Spazierstock. Etwas mehr Zurücknahme, dann wird es schon noch passen. Das gilt auch für den drolligen Bäckergesellen Brandenburger, den Raimund Merker als Paradepreussen anlegt.
Erfrischend die jungen Brünner Damen Susanne Schaefer (Babett) und Piroska Szekely (Nanny), etwas unauffälliger Susanne Holl als Bäckerstöchterl Theres aus Neustadt. Routiniert Jörg Stelling, Manfred Jaksch und Alfred Rupprecht als gesetztere Männer. Ein Kabinettstück liefert Doris Weiner als quirlige Ehevermittlerin.
Wolfgang Klivana hat als ungeschickter Zeremonienmeister, der dem Publikum das Stück zu erklären versucht, viele Lacher auf seiner Seite; die Einführung dieser Figur durch den Regisseur Erhard Pauer ist dennoch überflüssig.
Für die Kostüme angelehnt an die Mode aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sorgte Suzie Heger, für die karg-pfiffige Bühne Walter Vogelweider, für die Musik Peter Uwira.
Und dem Publikum hat's gefallen.
Manfred A. Schmid
 

Kronenzeitung

Die kuriose Geschichte rund um drei oder vier heiratswütige Pärchen unterhält auch in der einfachen Tourneekulisse. Regisseur Erhard Pauer vertraut auf Wortwitz und Verwechslungshumor. Im Zentrum steht Fritz Hammel als Patzmann, der sich der Nestroy-Figur mit Sicherheit nähert und die Facetten dieses taktischen Tausendsassas mit der nötigen Umtriebigkeit ausfüllt. Den Mix aus Weltschmerz und Verzweiflung, Raffinement und Witz löst er souverän. Alfred Rupprecht und Jörg Stelling sind komische Figuren, Raimund Merker als cholerischer Bäckergeselle ist ein amüsanter Kontrast, Susanna Schaefer, Piroska Szekely und Susanne Holl sind solide Partner.
Oliver A. Láng

Zum Stück
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