Der böse Geist Lumpazivagabundus
Premiere 12. September 2003
Millionenshow im Feenreich In der überirdischen Welt gibts Streit. Der böse Geist Lumpazivagabundus treibt sein Unwesen, bringt Ordnung und Moral durcheinander, verführt zum Spielen, Trinken und zu unzüchtigen Liebesabenteuern. Eine Wette soll den bösen Zauber Lumpazivagabundus bannen. An Leim, Zwirn und Knieriem, drei Versuchspersonen aus der irdischen Welt, soll geprüft werden, ob Reichtum zum soliden bürgerlichen Leben oder zur Liederlichkeit und Genusssucht führt. Von der Glücksgöttin Fortuna mit einem riesigen Lotteriegewinn überschüttet, versuchen die vagabundierenden Handwerksburschen auf unterschiedlichste Art und Weise ihr Glück zu machen. Der verzweifelt verliebte Tischler, der vergnügungssüchtige Schneider und der melancholische Schuster sind das liederliche Kleeblatt, an dem Nestroy mit verstörend satirischer Kraft Archetypen der österreichischen Seele bloßstellt.
Fortuna, Beherrscherin des Glücks Friederike Bellstedt
Brillantine, ihre Tochter Susanne Weber
Amorosa, Beschützerin der wahren Liebe Gerti Pall
Mystifax, ein alter Zauberer Erik Göller
Hilaris, sein Sohn Johannes Lang
Lumpazivagabundus, ein böser Geist Helfried Edlinger
Leim, ein Tischlergesell Sebastian Reiss
Zwirn, ein Schneidergesell Alexander Weise
Knieriem, ein Schustergesell Martin Bretschneider
Die Wirtin Margarethe Solar-Tiesel
Ein Hausierer Friederike Bellstedt
Ein Tischlergesell Johannes Lang
Hobelmann, ein Tischlermeister in Wien Otto David
Peppi, seine Tochter Andrea Wenzl
Anastasia, seine Nichte Susanne Weber
Strudel, ein Gastwirt in Wien Johannes Lang
Ein Fremder Ernst Prassel
Ein Maler Erik Göller
Herr von Windwachel Johannes Lang
Signora Palpiti Margarethe Solar-Tiesel
Camilla, ihre Tochter Julia Kreusch
Laura, ihre Tochter Susanne Weber
Ein Reisender (Stellaris) Ernst Prassel
Statisterie Gernot Rieger
Statisterie Roland Schweitzer
Inszenierung Thomas Reichert
Bühne und Kostüme Jens Fiedler
Pressestimmen
Der Standard, 16. September 2003
Bauchfleck zwischen Gosse und Feenreich
Das Schauspielhaus Graz eröffnete am Freitag die Saison auf der Hauptbühne mit einem matten Lumpazivagabundus
Graz Wer zum Saisonstart ins Grazer Schauspielhaus kam, um einen Nestroy zu sehen, wurde enttäuscht. Wer gekommen war, um einer frechen, zeitgemäßen Bearbeitung von Der böse Geist Lumpazivagabundus beizuwohnen, ebenfalls.
Stattdessen hebt die Inszenierung von Thomas Reichert mit viel versprechenden Ideen ab, um Szene für Szene einen Bauchfleck zu landen. Jens Fiedler baute ein Bühnenbild voller Witz, zauberhaften Traurigkeiten und kleinen Überraschungen, doch darin tummeln sich Schauspieler, die zwar mit hohem Einsatz, aber von der Regie im Stich gelassen, heutige Würstelstand-Prolos spielen sollen. Das liederliche Kleeblatt Sebastian Reiss, Martin Bretschneider, Alexander Weise kämpft im Outfit, das sich Bürgerliche für Arbeiter so vorstellen, mit einer Sprache, die weder ihrer Zeit noch ihrer Heimat entstammt.
Margarethe Tiesel als Wirtin, Friederike Bellstedt als Fortuna, die wandlungsfähige Andrea Wenzl und das Musikarrangement von Georg Schulz sind einsame Lichtblicke auf einem Nachtflug, dem zwischen Gosse und Feenreich der Sprit ausgeht.
(cms)
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