Salzburger Festspiele 2006
in Zusammenarbeit mit dem Burgtheater
Höllenangst
Premiere 23. Juli 2006, Vorstellungen 24., 25., 27., 28., 29., 30. Juli
Premiere im Burgtheater 3. September 2006

„Was ist die Erde? Ein Himmelskörper, auf dem die Unglücklichen ein höllisches Leben haben“, lautet eine schrecklich kurze und apodiktische Definition der Weltläufte aus dem Nestroyschen Fundus, die auch der arbeitslose Schustersohn Wendelin mit Sicherheit teilen würde. Die völlige Aussichtslosigkeit seiner Existenz lässt ihn wünschen, er wäre nicht geboren worden – ein zumindest seltsames Entrée für die Hauptfigur einer Komödie. Eines Nachts aber begegnet er einem reichen, jungen Herrn, der ihm unter mysteriösen Umständen einen Haufen Geld überlässt. Für diesen Wechsel des Glücks hat Wendelin nur eine Erklärung: Wenn die Welt keine Hölle mehr sein soll, muss der Teufel die Hand im Spiel haben. Das geringste bisschen Wohlstand und eine halbwegs menschenwürdige Behandlung müssen einen wie ihn mindestens das Seelenheil kosten. Von nun an fürchtet er sich vor jeder positiven Wendung seines Geschicks, weil sie ihm als Teil eines Pakts mit dem Teufel erscheint. In Wendelins Höllenangst spiegelt sich nicht allein ein anachronistischer Aberglaube, der für das moderne großstädtische Leben nicht mehr taugt, sondern ganz reale soziale Erfahrung.
„Begonnen hat die Wiener Moderne mit Johann Nepomuk Nestroy. Zerfall, Identitätskrise, Melancholie, fragmentiertes Bewusstsein – all diese Kennzeichen künstlerischer Moderne hat Nestroy bereits reflektiert“, stellte Richard Reichensberger fest und zog daraus den hoffentlich nicht endgültigen Schluss: „Bei Nestroy gibt es nichts zu lachen.“

Adele von Stromberg Alexandra Henkel
Freiherr von Stromberg Johannes Krisch
Freiherr von Reichthal Dietmar König
von Arnstedt Denis Petkovic
von Thurming Joachim Meyerhoff
Pfrim Martin Schwab
Eva Barbara Petritsch
Wendelin Nicholas Ofczarek
Rosalie Caroline Peters
Johann Daniel Jesch
Gottfried Robert Reinagl
Ignaz Paul Wolff-Plottegg
Louis Cypher Louie Austen
Regie Martin Kušej
Bühne Martin Zehetgruber
Kostüme Heide Kastler
Musik Bert Wrede
Dramaturgie Sebastian Huber
Fotos © Hans Jörg Michel