Land Niederösterreich: Kulturpreisverleihung 2009
Würdigungspreis für Darstellende Kunst
für Peter Gruber
Am 20. November 2009 fand im Festspielhaus St.Pölten die Kulturpreisgala des Landes Niederösterreich statt. Es wurden je zwei Anerkennungspreise (in Höhe von je 4.000 Euro) und ein Würdigungspreis (in Höhe von 11.000 Euro) in den Kategorien Bildende Kunst, Literatur, Darstellende Kunst, Medienkunst, Grafikdesign, Musik sowie Volkskultur und Kulturinitiativen verliehen. Durch die Gala führte Katharina Huemer, musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Jugendsinfonieorchester Niederösterreich und den Mammut Horns. Gastredner Peter Turrini verblüffte mit einem Beitrag, der sich unter dem sehr allgemein gehaltenen Titel „Die Situation des Künstlers in unserer Gesellschaft“ den skurrilen Begebenheiten im Umfeld der Überführung und Beisetzung der sterblichen Überreste Ödön von Horváths von Paris nach Heiligenstadt widmete. Die Festrede hielt Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, der auch die Auszeichnung der Preisträger vornahm. Der Preisverleihung schloss sich ein Empfang mit Buffet an.
Den Würdigungspreis für Darstellende Kunst erhielt ein verdienter und erfolgreicher Theatermacher, der schon einmal – im Jahr 2001 – mit einem niederösterreichischen Würdigungspreis geehrt worden war: Peter Gruber, seit 37 Jahren als Intendant, Regisseur und Schauspieler der Nestroy-Spiele in Schwechat erfolgreich. Nestroy- und Gruber-Kenner Walter Obermaier porträtiert Gruber im Programmbuch zu den Kultur- und Wissenschaftspreisträgern des Landes Niederösterreich 2009 treffend: „Nestroy war ein grandioser Satiriker, ein Meister des Worts und des Sprachspiels und ein scharfsichtiger Beobachter der Menschen und ihrer Zeit. Ein scharfer Beobachter ist auch Peter Gruber. Seine Regiearbeit zeichnet nicht nur aus, dass sie Nestroys Text möglichst wortgetreu bringt, sondern sie macht auch dessen Kritik an sozialen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in ihrer ungebrochenen Aktualität sichtbar. [... ] In der Art, wie er mit seinem hervorragenden Laienensemble arbeitet, lässt er den Zuschauer immer wieder neu entdecken, dass Nestroys Satire nichts von ihrer Kraft verloren hat. Dabei vergisst Peter Gruber nie, dass Nestroy seinem Publikum nicht nur einen Spiegel vorhalten, sondern es auch zum Lachen bringen wollte.“
Die Schwechater Nestroy-Spiele, in denen Peter Gruber – trotz zahlreicher Verpflichtungen an Theatern des In- und Auslands – einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit sieht, setzen sich bewusst auch mit solchen Nestroy-Stücken auseinander, die auf anderen Bühnen kaum zu sehen sind, so in diesem Jahr mit dem Gewürzkrämer-Kleeblatt, Nestroys Spießer-Satire aus dem Jahr 1845 (zuletzt: Sommerspiele der „Satyriker“, 2000), die am 26. Juni 2010 im Schloss Rothmühle Premiere haben wird. Das Gewürzkrämer-Kleeblatt ist das 36. Nestroy-Stück, das Gruber in Schwechat inszeniert. Aufgrund seiner kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem Werk Nestroys kann Gruber als wichtiger Impulsgeber für ein zeitgemäßes Nestroy-Verständnis wie auch für die Nestroy-Forschung gelten. Das zentrale Forum für diese Forschung sind die Internationalen Nestroy-Gespräche, von denen die Nestroy-Spiele seit 1975 begleitet werden; die Verknüpfung der Nestroy-Spiele mit den Nestroy-Gesprächen ermöglicht einen fruchtbaren Dialog zwischen Forschung und Theaterpraxis. Das vom Preisträger ins Leben gerufene „Internationale Nestroy-Zentrum“ Schwechat wuchs zur ersten Adresse in Sachen Nestroy heran.
Peter Gruber, der auch als Gastprofessor am Max Reinhardt Seminar Wien und an der Kunstuniversität Graz tätig ist, wurde bereits vielfach für seine Theaterarbeit geehrt. Das Spektrum der Auszeichnungen reicht dabei – neben dem bereits erwähnten Würdigungspreis des Landes Niederösterreich 2001 und dem Anerkennungspreis des Landes Nieder österreich 1995 – von der Kainz-Medaille (Förderungspreis) des Jahres 1974 für seine Inszenierung von Roben Planchons Dumas-Adaption Die drei Musketiere (Theater an der Wien/Theater der Jugend) und der Kainz-Medaille 1984 in der Kategorie „Beste Regie“ für seine Umsetzung von Ariane Mnouchkines Klaus-Mann-Dramatisierung Mephisto („Die Komödianten“ im Künstlerhaus) über den Nestroy-Ring der Stadt Wien für satirische Darstellung Wiens 1994 und den Gustav-Klimt-Preis 1996 für den Entwurf des Theaterplakats zu Wohnung zu vermieten (Nestroy-Spiele Schwechat 1995) bis zum Max-Reinhardt-Preis und Zuschauerpreis beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielschulen in Essen 2002 für seine Inszenierung von Werner Schwabs Übergewicht, unwichtig: Unform.
Manuela Seidl