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Grazer Schauspielhaus

umsonst

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Grazer Schauspielhaus

Johann Nestroy
«Umsonst»

Premiere 12. Oktober 2002

«Umsonst», eine Theater-Posse über chronische Geldnöte, verbotene Liebe und heimliche Leidenschaft, hat am 12. Oktober 2002 im Schauspielhaus Premiere. Cornelia Crombholz gibt mit dem selten aufgeführten Stück ihr Nestroy-Debüt.
Kunstanspruch und Provinzpublikum – geht das zusammen? Die Mitglieder des Stadttheaters Steyr sind deprimiert. Wieder einmal ist die Abendkasse leer. Das Publikum für die Kunst zu begeistern, kostet Zeit und Nerven und ist - umsonst.

Von Kritikern und Publikum verkannt, von den spießigen Verhältnissen frustriert, beschließen die Schauspielerfreunde Arthur und Pitzl abzureisen, um anderswo ihr Glück zu versuchen. Doch Arthurs Onkel, Herr von Finster, hat bereits andere Pläne: um Geld und Familie zusammenzuhalten, muss Arthur als sein Universalerbe das Mündel Emma heiraten. Was tun? Mit viel Verwandlungstalent und schauspielerischer Virtuosität betreibt Arthur mit Pitzls Hilfe einigen Aufwand, um den kupplerischen Unternehmungen seines Onkels zu entgehen...

Cornelia Crombholz, nach ihren Erfolgsinszenierungen von «Die Präsidentinnen» und «Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos» von Werner Schwab mit der österreichischen Seele und ihren Abgründen bestens vertraut, wird die Posse musikalisch erweitern. Rudolf Knabl hat neue Kompositionen geschaffen. Von Thomas Limpinsel stammen die Liedtexte.

Rudolf Gregor Knabl arbeitet seit 1979 als musikalischer Leiter am Münchner Residenztheater. Er studierte Komposition und Klarinette an der Hochschule für Musik in München. Mit Cornelia Crombholz hat er bereits mehrfach gearbeitet, zuletzt war er für die musikalische Bearbeitung in ihrer Grazer Inszenierung «Der Bürger als Edelmann» verantwortlich.

Finster, Fabriksbesitzer aus Regensburg Ernst Prassel
Anastasia Mispl, ein altes Fräulein, seine Bekannte Ute Radkohl
Emma Busch Silvia Meisterle
Arthur, Schauspieler in Stadt Steyr Martin Horn
Pitzl, Schauspieler in Stadt Steyr Johannes Lang
Gschlader, Kaffeesieder in Stadt Steyr Walter Tomaschitz
Knapp, Theaterkassier Dietrich Schlederer
Wildner, Agent Helfried Edlinger
Sauerfass, Wirt in Braunau Franz Friedrich
Sali, seine Tochter Nadja Brachvogel
Georg, Kellner Franz Solar
Maushuber, Kapitalist, vormals in Wien Gastwirt Helfried Edlinger
Ignatz Maushuber, dessen Sohn Florian Rummel
Frau Zeppelmeyer, Bürgerfrau in Braunau Gerti Pall
Müller / Kratz Roland Wolf
Meyer / Bimmel Matthias Ohner
Akkordeon Georg Schulz
Fagott Emilian Tilev
Violine Bernhard Mallinger
Akkordeon Martin Veszelovicz
Fagott Karin Holzschuster
Violine Igmar Jenner

Inszenierung Cornelia Crombholz
Bühne Florian Barth

Vorstellungen: 11. (Voraufführung), 12. (Premiere), 15., 19., 30. Oktober, 15., 26. November 2002

(Quelle: Grazer Schauspielhaus)

 

Pressestimmen:

Der Standard, 22. Oktober 2002

Ehrlicher, schleppender Klamauk

Theater in der Provinz ist ein dankbares Thema, Nestroy hat es mehr als einmal angeschnitten und die Lacher stets auf seiner Seite gehabt. Traum und Wirklichkeit einer künftigen Kulturhauptstadt mögen dem Grazer Schauspieldirektor durch den Kopf gegangen sein, als er "Umsonst" auf den Spielplan setzte, allerdings eine der weniger bedeutenden Possen des Meisters. In der nach einer ungarischen Vorlage montierten Komödie stand der Autor selbst bis zu seinem Tod auf der Bühne in - Graz und räsonierte über Publikumsgeschmack, Dilettantismus und leere Theater. Zu Aktualität, die über Bürgerwehrkritik und Parteienschelte in den musikalisch uninspirierten Couplets hinausginge, entschloss sich Regisseurin Cornelia Crombholz diesmal nicht.

"Umsonst" ist ehrlicher, wenn auch zwischendurch schleppender Klamauk. Die Regie setzt auf die Überzeichnung der typisierten Charaktere, das Nestroy-geeichte Grazer Ensemble kann damit umgehen, wenn auch durchaus nicht alle ProtagonistInnen singen können!

Wendig und unverfroren kämpft sich ein verschmitzter Martin Horn als jugendlicher Liebhaber Arthur durch die provinzielle Theaterödnis. Nicht so alert zeigt sich Johannes Lang als sein Kollege und Laufbursche in der Nestroy-Rolle des Pitzl. Zur Bewältigung drängender Liebes- und Geldnöte entfalten die beiden waghalsige Verwandlungskünste zwischen Steyr und Braunau, wo der lange Arm und das Vermögen des Vormunds Arthur schließlich doch noch erreichen.

Stärker noch als sämtliche Fäden ziehende Väter, Vormünde und Liebhaber belässt Crombholz die Frauen im Klischeehaft-Passiven, da hilft weder Silvia Meisterles noch Nadja Brachvogels komödiantisches Talent weiter. Die eine kommt aus dem Barbie-Katalog, die andere aus dem Deix-Cartoon.

Die echte Grindbeisl-Stimmung schafft Florian Barth mit braun getäfelten Wänden, 50er-Jahr-Lampen und Fliegenfänger. Die Aufführung hat Witz, zwischendurch auch Tempo und so manches komische Detail im Hintergrund. Und trotzdem hätte man sich's schärfer gewünscht! (frak)