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Tiroler Landestheater

johann nestroy

Tiroler Landestheater

Premiere 31. Dezember 2002

Johann Nestroy
Häuptling Abendwind

Musik von Jacques Offenbach

Johann Nestroys letztes Stück wurde1862 im Theater am Franz-Josef-Quai in Wien uraufgeführt, mit Nestroy selbst in der Titelrolle. Es bestätigt auf makabre Weise, daß Essen und Politik untrennbar miteinander verbunden sind. Denn die politische Phantasie des kannibalischen Häuptlings Abendwind der Sanfte kreist immer ums Kulinarische: Eine unmittelbar bevorstehende Konferenz mit dem verfeindeten Biberhahn dem Heftigen bereitet Abendwind große Sorgen. Der Höhepunkt und eigentliche Zweck der Konferenz – das Festmahl – ist gefährdet, denn die Vorratskammern sind leer, alle Fremden bereits verspeist. Glücklicherweise wird der Friseur Arthur an Land geschwemmt, in den sich Abendwinds Tochter Atala prompt verliebt …

Nestroys Bearbeitung von Jaques Offenbachs früher Operette Vent du Soir verschärft die Gesellschafts- und Politiksatire der Vorlage: seine „Wilden“ sind in ihrer „wienerischen Gemütlichkeit“ nationalistische und politisierende Menschenfresser und darin eigentlich dämonische Vertreter eines rabiat gewordenen Kleinbürgertums. So ist es nicht von ungefähr, daß bei Alois Gallé die beiden Häuptlinge zwei Hausmeister sind, und das Eiland in der Südsee eine entlegene Donauinsel.

„Wenn das Volk nur fressen kann! Wie s' den Speiseduft wittern, da erwacht die Eßlust, und wie die erwacht, legen sich alle anderen Eigenschaften schlafen; sie haben keinen Zorn, keine Rührung, keine Wut, keinen Gram, keine Lieb', keinen Haß, nicht einmal eine Seel' haben s'. Nichts haben s', als einen Appetit …“

Abendwind, der Sanfte Anton Pointecker
Atala, seine Tochter Verena Schopper
Biberhahn, der Heftige Walter Sachers
Arthur, ein Friseur Reinhard Forcher
Ho Gu, ein Koch Alexander Kratzer
Gerti Nicole Karlinger
Hilde Sabine Poll
Harald Harald Haller
Mort Florian Eisner
Der weisse Bär Agnes Mair/Patricia Pusker

Regie und Ausstattung Alois Gallé
Musikalische Leitung Hansjörg Sofka
Musikalisches Arrangement Peter Kosiol
Choreographische Betreung Anne O’Boyle

(Quelle: Tiroler Landestheater)