Nestroy-Ring
Nestroy-Ring 2012 an
Nicholas Ofczarek
Verleihung am 24. Mai 2012
Der Bad Ischler Johann-Nestroy-Ring 2012 wurde am 24. Mai 2012 im Bad Ischler Stadttheater an Nicholas Ofczarek überreicht.

Für Bad Ischl ist die Verleihung des Nestroy-Ringes inzwischen schon zur Tradition geworden. Auch heuer folgten Gäste aus nah und fern der Einladung, um im altehrwürdigen Lehártheater der Übergabe des Preises an den Schauspieler Nicholas Ofczarek (* 30. Mai 1971 in Wien) beizuwohnen. Dieser Anlass fiel in das 150. Todesjahr Nestroys, sodass die Feier am 24. Mai 2012 sowohl eine Würdigung der Verdienste Ofczareks um Nestroy als auch eine Hommage an Nestroy selbst war. Nach Erwin Steinhauer, Karlheinz Hackl, Peter Turrini und Karl Markovics ist Nicholas Ofczarek der fünfte Preisträger, seit Bad Ischl im Jahr 2005 die Vergabe des Nestroy-Ringes von Wien übernommen hat.

Bürgermeister Hannes Heide wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Bad Ischl mit Nestroy besonders verbunden sei, gerade auch durch das ehemalige k. u. k. Hoftheater, wo Nestroy im Publikum gesessen bzw. aufgetreten war. Die Stadt bemühe sich, Nestroy zu einem Teil der Identität Bad Ischls zu machen und ihn noch stärker als bisher in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. Prof. Dr. Heinrich Kraus, Präsident der Internationalen Nestroy-Gesellschaft, bedankte sich bei Bürgermeister Heide für den Einsatz der Stadtgemeinde. Er drückte seine Freude darüber aus, dass Bad Ischl es als kulturelle Verpflichtung sieht, das Andenken, die Pflege und Förderung Nestroys zu unterstützen.

In Vertretung für den Generaldirektor der Österreichischen Post AG, Dipl.-Ing. Walter Hitziger, präsentierte Martina Prinz die Sondermarke, welche zum 150. Todesjahr Nestroys auf Anregung der Internationalen Nestroy-Gesellschaft aufgelegt wurde. Nach einem Entwurf der Wiener Künstlerin Kirsten Lubach zeigt die Marke Nestroy als Schüler Willibald in der Burleske Die schlimmen Buben in der Schule. Oben rechts trägt sie das bekannte Zitat Willibalds: „Die Welt is die wahre Schule, denn da lernt man Alles von selbst.“

Auf Herman Beils Festvortrag „Johann Nestroy – Der Genius der Gemeinheit oder Österreichs größter Philosoph“, gehalten von Kammerschauspieler Herbert Föttinger, folgte eine Lesung Nicholas Ofczareks, die er gemeinsam mit seiner Frau und Schauspielkollegin Tamara Metelka bestritt. Beide stellten den Satiriker und Gesellschaftskritiker Thomas Bernhard (1931–1989) als Geistesverwandten Nestroys dar. Während Ofczarek Bernhards Suada Meine Preise – eine sarkastische Abrechnung mit der Verleihung des sog. Kleinen Österreichischen Staatspreises für Literatur durch Unterrichtsminister Theodor Piffl-Perčević im Jahr 1968 an Bernhard – rezitierte, trug seine Gattin Passagen aus anderen Werken Bernhards wie Holzfällen. Eine Erregung oder Der Theatermacher (beide 1984 erschienen) vor. Für die Vortragenden dürfte die Lesung eine vergnügliche Angelegenheit gewesen sein, die heitere Begeisterung im Auditorium auslöste.

In der Laudatio auf Nicholas Ofczarek wies Kammerschauspieler Herbert Föttinger auf die große Ehre hin, die ihm als „Josefstädter“ damit zuteil werde, und erinnerte an Verbindungen zwischen dem Theater in der Josefstadt und jenem von Bad Ischl sowie an Josef Jarno, der zeitweilig beide Bühnen als Direktor leitete. Föttingers Würdigung der Verdienste Ofczareks um Nestroy wurde durch launige Reaktionen und „korrigierende“ Zwischenrufe des Geehrten zu einer amüsanten Angelegenheit. Schließlich sprach Ofzcarek über sein Verhältnis zu Nestroy, das im Gymnasium begonnen habe, wo er nach einem Vorsprechen als Drittbesetzung für eine Aufführung der Posse Einen Jux will er sich machen in der Rolle des August Sonders vorgesehen war. Laut eigenen Angaben hat Ofczarek bisher siebenmal Nestroy gespielt, darunter zweimal im Jux bzw. in der Posse Höllenangst.
Paula Nestroy, die zwölfjährige Urururgroßnichte Johann Nestroys, die vor sechs Jahren schon die Enthüllung der Nestroy-Büste vor dem Lehártheater vorgenommen hatte, brachte den Nestroy-Ring zur Bühne. Unter starkem Beifall des Publikums und der Ehrengäste, zu denen die Eltern des Preisträgers, die Opernsänger Roberta und Klaus Ofczarek gehörten, nahm Bürgermeister Heide die Ringansteckung vor. Das künstlerisch gestaltete Schmuckstück war wiederum vom Bad Ischler Goldschmied Gerold Schodterer entworfen und ausgeführt worden. Die erfrischende Spontaneität und der tatkräftige Bühneneinsatz von Nicholas Ofczarek trugen maßgeblich zum Gelingen der fröhlichen, knapp zweistündigen Veranstaltung bei.
Arnold Klaffenböck