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Preisverleihung

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Ulli Maier
 

kirchschlager, bechtolf

Angelika Kirchschlager,
Sven-Eric Bechtolf
 

peymann

Claus Peymann

«Nestroy»-Preis 2002

In Rahmen einer feierlichen, von Andrea Eckert moderierten Gala im Theater an der Wien wurden am Samstag Abend die «Nestroy»-Preise 2002 verliehen.

Michael Schottenberg, Ulli Maier und Sven-Eric Bechtolf erhielten die Preise für die beste Regie, die beste und den besten Schauspieler der Saison: Schottenberg für seine Inszenierung von Nestroys «Talisman» am Wiener Volkstheater, Ulli Maier für ihre Agathe in Musils «Mann ohne Eigenschaften» an der Josefstadt und Sven-Eric Bechtolf, bereits Preisträger des Jahres 2001, für die Darstellung des Hofreiter im «Weiten Land» von Schnitzler bei den Salzburger Festspielen. Zur besten deutschsprachigen Aufführung wurde Emila Galotti am Deutschen Theater Berlin in der Inszenierung von Michael Thalheimer gekürt.

Die weiteren Preise des Abends: Beste Nebenrolle: Anna Franziska Srna als Marie in Büchners «Woyzek» am Volkstheater Bester Nachwuchs: Johanna Wokalek für mehrere Rollen in «Der Narr und seine Frau heute abend im Pancomedia» (Botho Strauß) am Burgtheater Beste Ausstattung: Martin Zehetgruber für das Bühnenbild «Letzter Aufruf» (Albert Ostermaier), Probebühne des Burgtheaters im Arsenal Spezialpreis für Innovation: Bert Wrede für seine Bühnenmusik zu «Letzter Aufruf» und zu Marlowes «Edward II» am Stadttheater Klagenfurt.

Bereits im Vorfeld der Verleihung waren die folgenden Auszeichnungen bekannt. Das Theater im Bahnhof aus Graz erhielt für «LKH – Eine Theaterserie» den Preis für die beste Off-Produktion, der auch mit einem Preisgeld der Ersten Bank und einem Zuschuss der Kulturabteilung der Stadt Wien für eine weitere Produktion verbunden ist. Der Autorenpreis ging an Roland Schimmelpfennig für sein im «U3»-Raum des Volkstheaters aufgeführtes Stück «Push up 1–3». Für sein bisheriges Lebenswerk, vor allem für seine Direktionsära am Burgtheater mit dem «Nestroy» ausgezeichnet und entsprechend gefeiert wurde Claus Peymann.

Quelle: theaterportal.de

Die «Nestroy»-Affäre, Proteste der ÖVP auf eine Geschichte von André Heller sowie eine Anmerkung von Andrea Eckert hin, zeigt, dass nicht nur Nestroy selbst das Publikum politisch gespalten hat, sondern auch diese Verleihung, die mit Nestroy, außer seinem Namen, unmittelbar eigentlich nichts zu tun hat.
[Siehe Standard-Dossier]

Bei der diesjährigen «Nestroy»-Gala, die am Samstag im Theater an der Wien statt fand, wurden Preise in elf Kategorien vergeben.

Beste Schauspielerin

Der «Nestroy»-Theaterpreis für die «Beste Schauspielerin» ging an Ulli Maier für ihre Darstellung der Agathe in der Dramatisierung von Musils «Der Mann ohne Eigenschaften». Maier widmete ihren Preis dem kürzlich verstorbenen Ex-Direktor des Volkstheaters Wien, Paul Blaha.

Bester Schauspieler

Den «Nestroy» als «Bester Schauspieler» erhielt wie schon im Vorjahr Sven-Eric Bechtolf, heuer für seinen Friedrich Hofreiter in «Das weite Land». In Andrea Breths Inszenierung von Schnitzlers Tragikomödie «Das weite Land» spielte er bei den diesjährigen Salzburger Festspielen einen ebenso zynischen wie tragischen Friedrich Hofreiter.

Beste Regie

Für die «Beste Regie» wurde Michael Schottenberg für seine Inszenierung von «Der Talisman» (Volkstheater Wien) ausgezeichnet. Er arbeitete an der Burg, am Wiener Schauspielhaus, gründete das «Theater im Kopf» und war auch schon als Film- und Musicalregisseur erfolgreich.

Bester Nachwuchs, Beste Nebenrolle

»Bester Nachwuchs» wurde Johanna Wokalek, sie überzeugte in der Darstellung mehrerer Frauenfiguren in «Der Narr und seine Frau heute abend in Pancomedia».

Der Nestroy für die «Beste Nebenrolle» wurde Anna Franziska Srna für die «Marie» in Alexander Kubelkas «Woyzeck»-Inszenierung zugesprochen.

Beste Off-Produktion, Spezialpreis

Den Nestroy für die beste Off-Produktion erhielt die Grazer Gruppe «Theater im Bahnhof» für «LKH - Eine Theaterserie».

Der erstmals vergebene «Spezialpreis» ging an den deutschen Musiker und Komponisten Bert Wrede. Die Auszeichnung erhielt er für seine musikalischen Beiträge bei der Ostermaier-Uraufführung «Letzter Aufruf» auf der Probebühne des Burgtheaters und für jene bei «Edward II.», einer Koproduktion des Thalia Theater Hamburg mit dem Stadttheater Klagenfurt.

Autorenpreis

Den Autorenpreis erhielt der junge deutsche Autor Roland Schimmelpfennig für «Push up 1-3», ein Stück über Machtkämpfe in den Managementetagen, das im vergangenen November an der Berliner Schaubühne seine Uraufführung hatte, und in der Regie von Sabine Mitterecker im März 2002 in einer Koproduktion des Wiener Volkstheaters mit dem Theater.Punkt im U3-Forum gezeigt wurde.

Beste Ausstattung

Martin Zehetgruber schaffte wie zuvor bereits Sven-Eric Bechtolf das Double und erhielt für sein Bühnenbild von «Letzter Aufruf» den Preis für die «Beste Ausstattung».

Beste deutschsprachige Aufführung

Als «Beste deutschsprachige Aufführung» wurde Michael Thalheimers Berliner «Emilia Galotti»-Inszenierung ausgezeichnet. Dieser von der Nestroy-Jury diesmal direkt vergebene «Nestroy» ging heuer erstmals nicht gleichzeitig an den «Regie»-Preisträger.

»Nestroy» fürs Lebenswerk

Der Abschluss bildete zugleich den Höhepunkt des Gala-Abends: In einer scharfzüngigen, hoch politischen Laudatio auf Ex-Burgchef Claus Peymann, der von Heller den «Nestroy» fürs Lebenswerk überreicht bekam, endete Andre Heller mit den Worten: «Lieber Claus Peymann: Welcher Stoff! Sie müssten inszenieren und Franz Morak den Kanzler spielen! Er hatte genügend Zeit, das Original unter der Lupe zu beobachten.»

Peymann, von Heller als «klassischer Störenfried und Aufreger» gewürdigt, der Wien die beste Zeit seines Lebens verdanke (»Sie haben hier ihr Sado-Maso-Paradies gefunden!»), dankte für die ihm dargebotenen stehenden Ovationen und betonte, den Preis stellvertretend für die Künstler der Burg und die österreichischen Schriftsteller und deren Zivilcourage entgegenzunehmen. Zum Abschluss brachte er eine unveröffentlichte Erklärung von Thomas Bernhard aus dem Juni 1988 zur Ur-Lesung, in dem jener ankündigte, für den Fall, dass Peymann aus dem Burgtheater hinausgeworfen würde oder selbst resigniere, nicht mehr am Burgtheater gespielt werden zu wollen.

Quelle: APA / Der Standard