Pressestimme
kultur.orf.at, 19. Juli 2002:
Im romantischen Ambiente des Schlosshofes von Kobersdorf hatte Mittwoch Abend Johann Nestroys Posse "Einen Jux will er sich machen" Premiere. Es war ein "Jux" ohne Zuckerguss, flott gespielt, mit viel Witz und aktuellen Couplettexten.
Das Publikum dankte mit kräftigen Schlussapplaus, obwohl die Meinungen über das Regiekonzept Angelika Messners einer ehemaligen Assistentin Frank Castorfs und auch über das Bühnenbild Marc Haltmeyers geteilt waren, berichtet die APA.
Nur Kurzes Regen-Gastspiel
Nestroys Posse mit Gesang wird noch bis 11. August gespielt. Die Premieren der Vorjahre waren jeweils von schweren Regenfällen beeinträchtigt, diesmal gaben die Gewitterwolken nur ein ganz kurzes Gastspiel. Nach der Pause musste die Aufführung vorübergehend unterbrochen werden. Der Spielfreude des prominent besetzten Ensembles mit auffallend vielen Protagonisten aus der TV-Serie "Schlosshotel Orth" übrigens tat das keinen Abbruch.
Das Ensemble
Einen zwar unwienerischen, aber trotzdem höchst gelungenen "Weinberl" gab der aus dem Schwarzwald stammende, in Österreich seit langem verwurzelte Karl Menrad, der in Christian Pogats als "Christopherl" einen kongenialen Partner fand. Schlossspiel-Intendant Rudolf Buczolich hatte als Hausknecht "Melchior" die Lacher auf seiner Seite.
Theater-Urgestein Hilde Sochor brillierte als "Fräulein Blumenblatt" und auch die übrige Besetzung erwies sich als gut gewählt, wie z. B. Heinz Zuber als Gewürzkrämer Zangler, Elfriede Ramhapp als ewig grantelnde Frau Gertrud oder Thomas Freudensprung und Georg Kusztrich, die in jeweils mehreren Rollen große Verwandlungskunst zu beweisen hatten.
Jazzige Auftragsmusik
Sehr gut ins Ohr ging die vom jungen burgenländischen Komponisten Gerhard Krammer stammende jazzige Musik, hervorragend umgesetzt von David Komary (Akkordeon), Hubert Salmhofer (Saxophon/Basetthorn) und Rudolf Thausing (Kontrabass). Bei einem der Musikstücke schlug Thomas Freudensprung - zu diesem Zeitpunkt als "Hausmeister" im Einsatz - mit einem Besen einfühlsam den Takt - ein Gustostückerl der Regie.
Intendant Kammerschauspieler Rudolf Buczolich konnte insgesamt auf einen gelungenen Premierenabend zurückblicken, auch wenn so mancher Besucher ein anderes Bild Nestroy'scher Aufführungspraxis im Kopf hatte.
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