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„Mir soll ins Herz gestochen werden“

nestroy

Johann Nestroy

 

Herz-Stich

Nestroy.
Im Bunker.

Ein Korso durch die Ängste des Johann Nepomuk N.
Stationentheater.

„Die pragmatische Geschichte meines Herzens zerfällt in drei miserable Kapitel: Zwecklose Träumereien, abbrennte Versuche und wertlose Triumphe …“

Mit Peter Fuchs, Marcus Ganser, Ottwald John, Nicole Kolisch, Sybille Kos, Georg Kusztrich, Wolfgang Lesky, Eva Neubauer, Monika Pallua, Thomas Radleff, Michael Reiter, Teddy Repototschnig, Christina Saginth, Klaus Uhlich, Franz Weichenberger u.v.m.

Textcollage, Raumkonzept, Inszenierung: Bruno Max
Kostüme: Alexandra Fitzinger
Maske: Margit Sanders
Musik: Fritz Rainer

„Mir soll in's Herz gestochen werden“ fordert Nestroy in seinem Testament – aus Panik davor, lebendig begraben zu werden. Doch alle Vorsichtsmaßnahmen haben nichts genützt, zum Nestroyjahr wird mit seinem Werk und seinem Leben allerorts fröhlicher Kommerz getrieben.
Das Theater zum Fürchten spürt mit seinem Publikum in seiner Wanderung durch die Bunkeranlage in Mödling einem anderen Nestroy nach, dessen Temperamente auch viele unbekannte, düstere, makabere, klaustrophobische Elemente enthüllen. Ein Panoptikum eines „anderen“ Nestroy mit mehr als 30 Schauspielern, ausschließlich mit Originaltexten des Autors, aber das „Dullijö“ kommt manchmal aus Abgründen von Raum und Seele, zum Lachen geht man in düstere Keller …

Mödling, Luftschutzstollen Brühler Straße (beim Aquädukt, gegenüber Kurpark)

18., 19., 24., 25., 26., 31. August
1., 2. September 2001

Erster Einlass: 19.30 Uhr

Preise: öS 300,– (ermäßigt 200,–)

Kartenreservierungen:
Telefon 544 20 70

Bitte reservieren!
Wegen der wenigen Plätze ist telefonische Vorbestellung dringend erbeten.
Wegen der unterschiedlichen Startzeiten der einzelnen Besuchergruppen ist
rechtzeitige Kartenabholung an der Abendkassa (30 Minuten vor Startzeit)
unbedingt erforderlich.

Linienbusse vom Bahnhof Mödling zur Station Hinterbrühl, Fahrzeit ca. 8 Minuten)

Linie 364: 18.03 Uhr, 19.03 Uhr, 20.09 Uhr (werktags außer Samstag)
Linie 365: 17.30 Uhr, 18.33 Uhr, 19.33 Uhr (täglich)

SICHERHEITSHINWEISE:
Obwohl die Stollen im Prinzip überall eine bequeme Breite von mindestens drei Metern und eine Höhe von mindestens 2,60 Metern aufweisen, sollten Personen mit Klaustrophobie, Gehbehinderungen und sonstigen gesundheitlichen Problemen in geschlossenen Räumen die Bunker nicht betreten. Damen wird von Stöckelschuhen abgeraten. Rauchen im Stollen und das Benützen von Mobiltelefonen sind untersagt. Den Anweisungen des Sicherheitspersonals ist Folge zu leisten.

 
Pressestimmen
Der Standard, Print-Ausgabe, 21. 8. 2001

Gezielter „Herz-Stich“

Gelungener Nestroy-Korso in Mödling

Wie (fast) jeder große Künstler war auch Johann Nepomuk Nestroy ein Opfer seiner Obsessionen und Einbildungen. In Mödling nähert man sich dem Theatergenie erfrischend respektlos-ironisch an.

Mödling - Es ist ein höchst betrübliches Kapitel, wie Nestroy alljährlich im so genannten Sommertheater mitgespielt wird. Von dieser Regel gab es bis jetzt auch im Jubiläumsjahr keine Ausnahme. Doch nun hatte Bruno Max mit seinem "Theater zum Fürchten" die mit Abstand originellste Idee, dem Possenklassiker zu huldigen:

Der Impresario lädt zu "Herz-Stich. Nestroy. Im Bunker", einem "Korso durch die Ängste des Johann Nepomuk K." in die finsteren, kalten ehemaligen Luftschutzstollen zu Mödling. Da steht man in der Brühler Straße unter den Kalkfelsen Mödlings vor einem Beton-Schlund, der wirkt, als ob die Eintretenden ruhig alle Hoffnung fahren lassen können.

„Welcome in Nestroy-Land!“

Es beginnt dann auch wie eine Reise ins Herz der Kommerz-Finsternis. Da wird man von einer schnatternden Touristen-Einsatzleiterin im "Nestroy-Land" empfangen. Keine Angst, es ist nur ein Alptraum Nestroys, der gleich aus dem kühlen Dunkel in der Person von Georg Kusztrich selber auftritt und aus seinem Testament zitiert: "Mir soll ins Herz gestochen werden", um sich anschließend in den Sarg zu legen. Es war eine der Urängste Nestroys, lebendig begraben zu werden.

Einfallsreich inszenierte Grottenbahntour

Damit startet eine von Bruno Max mit 25 Schauspielern einfallsreich inszenierte Grottenbahntour, durch die Abgründe sowie Obsessionen des Possenmeisters und seiner Figuren. Viele überraschende, wundersame Bilder tun sich da auf in den düsteren Stollen. Etwa jenes von der in einem Vogelkäfig gefangenen Adelheid (Sibylle Kos) aus Nestroys "Der gefühlvolle Kerkermeister". Oder der erbarmungswürdige Selbstmörder (grandios: Michael Reiter) auf einem Tisch, den Strick um den Hals (aus "Der Schützling"). Empfehlung!

(loh)

 
Kurier, 20. August 2001

Die dunklen Seelenwinkerln des Johann Nestroy

Eine Grottenbahnfahrt zu Fuß durch die ehemaligen Luftschutzstollen von Mödling und durch die recht dunklen Seelenwinkerln des Johann Nepomuk N.: „Herz-Stich. Nestroy. Im Bunker.“ – von Bruno Max und seinem Theater zum Fürchten – sind Szenen, zwölf Stationen eines besonderen Kreuzweges.

Denn ein Kreuz war's mit Nestroy. So forderte er, der bekanntlich ein chronisch Unglücklicher und Schwieriger war, aus Panik, irrtümlich lebendig begraben zu werden, im Testament: „Mir soll in's Herz gestochen werden.“

Mehr als 25 Schauspieler illustrieren in der beklemmenden Enge unterirdischer Gänge mit Nestroys Texten seine Ängste und Obsessionen, seinen Pessimismus und sein Faible fürs Morbide.

Am Anfang begrüßt Nicole Kolisch zum allerweillustigen Tralala im „Nestroyllland“ (mit geschlagenem Meidlinger L). Aber sehr schnell kippt die künstliche Jahrmarktstimmung ins Aschgraue düsterer, pessimistischer und sarkastischer Gedanken.

Da lamentiert Herr Pemperl: „Wenn ich nur einmal im Leben ein verfluchter Kerl gewesen wär . . .“ Und Gottlieb (Michael Reiter) in „Der Schützling“ raunzt mit um den Hals gelegter Schlinge, als ihn feiernde Nonnen stören: „Man kann sich ja nicht einmal in Ruhe umbringen.“

Skurril und düster sind die Petitessen - und doch oft zum Schmunzeln. Auch wenn die Szenen allesamt kurz sind und alles nach 75 Minuten vorüber ist, so gelang hier doch Nestroys Anspruch: „Das Interregnum der Langeweile beenden - und den Geist wieder auf den Thron setzen.“ Und wenn Karl Kraus einst meinte, Nestroy wäre „einer jener seltenen Autoren, die den vielen, die sie kennen, unbekannt sind“ - hier ist eine gute Gelegenheit, das dunkle Wesen eines meist Missver-standenen kennen zu lernen.

Werner Rosenberger